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Dev Patel's Regiedebüt: Filmkritik zu "Monkey Man"

Der junge Ringkämpfer Kid (Dev Patel) ist schon sein ganzes Leben lang durch die Hölle gegangen - so verlor er seine Mutter bei einem gewaltsamen Überfall und kriecht seitdem förmlich durch den Dreck. So weit am Boden nimmt er sogar die Gelegenheit an, in dem Edel-Bordell "King's Club" zu kellnern, in welchem junge Frauen an reiche Männer verschachert werden. Kid verfolgt dabei jedoch nicht nur den Plan, endlich mehr Geld zu verdienen als im Ring: Der Mörder seiner Mutter, Polizeichef Rana (Sikandar Kher), geht im "King's Club" ein und aus. Nach und nach versucht Kid, in den Rängen des Bordells aufzusteigen, um irgendwann in die Nähe des Polizeichefs zu gelangen... und endlich blutige Rache für den Tod seiner Mutter zu üben.

Das Regiedebüt des Schauspielers Dev Patel, der vor sechzehn Jahren mit dem achtfach oscarprämierten Meisterwerk "Slumdog Millionär" zu Weltruhm gelangte, steckt voller Ambitionen, was man dem Werk von Anfang bis Ende anmerkt. Das ist aber leider auch ein wenig die Krux, denn die Kontraste zwischen einem arg schematisch ablaufenden Rache-Thriller und den Ausflügen zu provokativen Kommentaren zu aktuellen, auch politischen und gesellschaftlichen Themen, könnten größer kaum sein... und leider gelingt es Patel auch nicht wirklich, beide Seiten der Medaille zu einem stimmigen Ganzen zu verweben. Stattdessen verlässt er sich an der Oberfläche auf eine Drei-Akt-Struktur, die wir in diesem Genre schon zahllose Male gesehen haben und variiert diese auch nicht wirklich: Der "Held" kämpft zu Beginn, wird geschlagen, muss sich wieder aufrappeln und kämpft, nun erstarkt, erneut. Das ist ebenso durchsichtig wie vorhersehbar und sorgt angesichts der Tatsache, dass wir immer schon minutenlang wissen, was als Nächstes passieren wird, nicht gerade für einen passenden Spannungsaufbau.
Da ist es zumindest löblich, dass Patel am Wegesrand noch einige andere Handlungen einzubauen versucht - in vielen anderen Rache-Thrillern nach Schema F (und nichts anderes ist das hier im Kern) wäre dafür kaum Platz gewesen. Man merkt "Monkey Man" jedoch an, dass das hier im Grunde nicht anders ist und Patel die gesellschaftlichen Kommentare bezüglich der Ausbeutung von Frauen oder der Unterdrückung der Zivilbevölkerung eher eingestreut als wirklich thematisch angegangen werden. Diese Themen kommen zwar vor und Patel wagt auch einen Blick hinter den Vorhang, aber wirklich in die Tiefe kann er damit auch nicht gehen - zu lange Pausen würden das Tempo zu maßgeblich unterbrechen. Stattdessen verliert sich der Film letztendlich in einem arg wirren Bildersturm, wobei er mit ziemlich stumpfen Klischees jongliert und dabei versucht, seiner Hauptfigur noch ein wenig Hintergrund und Gravitas zu verleihen. Auch das geht nach hinten los, denn trotz vieler Rückblenden bleibt uns Kid als Charakter merkwürdig fern, was auch an seiner enormen Gewaltbereitschaft und der Tatsache, dass er ohnehin niemandem wirklich etwas von sich preisgeben möchte, liegt.
Patel überzeugt jedoch vor allem physisch in der Hauptrolle des Racheengels - in den Kampfszenen erzeugt er allein durch seinen Körperbau und seine enorme Wendigkeit echte Wucht. Eine Wucht, die sich aber leider aufgrund der Regie-Fähigkeiten des Schauspielers nicht ganz übertragen will. So sind die Actionszenen zwar mit allerlei Brutalität ausgeführt, aber immer wieder so arg geschnitten und mit einer wild herumfahrenden Kamera ausgestattet, dass die Orientierung schnell flöten geht. Erst zum Finale traut man sich dabei auch mal zu, längere Einstellungen beizubehalten, was durchaus gelenker und auch schöner anzusehen ist. Darüber hinaus setzt Patel weitestgehend auf kitschige, wenn auch in dieser Form angemessen dreckige Einstellungen, inklusive Zeitlupen und pathetische Dia- und Monologe. Man hätte eine solche Geschichte wie diese im Jahr 2024 durchaus mit etwas mehr Mut zum Neuen entwickeln können. Leider hat man so aber das Gefühl, all das schon gesehen zu haben - vielleicht nicht vor diesem Hintergrund und auch nicht so ausladend brutal. Aber ansonsten gibt es an "Monkey Man" nicht viel zu sehen, was man nicht woanders auch besser und intelligenter ausgeführt bekommen würde.

Fazit: Dev Patel's Regiedebüt krankt vor allem daran, dass es die generisch erzählte Rachegeschichte und die aktuellen Themen am Rande nicht zu einer Einheit gebündelt bekommt, wobei sich der Film zwischen alle Stühle setzt. In den Actionszenen wild, aber auch arg kopflos, bekommt Patel immerhin als Hauptdarsteller eine ordentliche Energie hin.

Note: 4



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