Nach einem traumatischen Ereignis in ihrer Kindheit hat sich Cecilia (Sydney Sweeney) dazu entschlossen, ihr Leben Gott zu widmen. Als Nonne kommt sie in einem Kloster in Italien an und freut sich sehr auf ihren neuen Lebensabschnitt. Schon früh spürt sie aber, dass das Kloster nicht der Ort ist, den sie sich zuvor erträumt hat, denn die Abneigung manch einer ihrer Schwestern oder finstere Blicke der Damen um sie herum sind noch nicht das Finsterste, was sie hier erwartet. Als ihre Vorgesetzten sie plötzlich mit durchaus seltsamen und intimen Fragen traktieren und letztendlich eine unglaubliche Neuigkeit auf sie wartet, beginnt Cecilia zu verstehen, dass in diesem Kloster das Grauen auf sie wartet... in einer Form, die sie sich nie hätte vorstellen können.
Es geht wieder ins Kloster. Gefühlt besucht jeder dritte Horrorfilm dieser Tage eben dieses Setting und meistens haben sie dann doch nichts Neues zu berichten. Das kann manchmal, dank einer knackigen und schaurigen Inszenierung, noch recht gut funktionieren, wie "Das letzte Omen" dieses Jahr mit einer tatkräftigen Marke im Rücken bewiesen hat. Meistens verläuft diese Idee jedoch nach dem vielgesehenen Schema F und genau diesen Eindruck hat man auch bei "Immaculate"... zumindest für die erste Hälfte. Regisseur Michael Mohan verlässt sich auf die altbekannte Bildsprache und trifft mit einigen Jumpscares auch nur deswegen ins Ziel, weil er diese besonders laut einspielt und nicht, weil er sie wirklich atmosphärisch vorbereiten würde. Und auch den Rest kennt man: Finstere Blicke der umstehenden Nonnen, ein Schatten in der Ecke, knarzende Dielen und Türen... Das kann funktionieren, doch geht Mohan das Gespür für eine wirkliche fiese Atmosphäre zumeist ab, sodass man sich, als Kenner von Filmen wie diesen, recht bald langweilt.
Nur ahnen, worauf das Ganze eigentlich hinaus möchte, kann man nicht und an dieser Stelle sammelt "Immaculate" einen von zwei dicken Pluspunkten. Denn was denn hier nun die Bedrohung ist und was sich in dem gar nicht so heimeligen Kloster wirklich abspielt, ist auf der einen Seite vollkommener Mumpitz zum anderen ziemlich originell und gehört somit definitiv in die Kategorie "Hat man so noch nicht gesehen". Das schrammt zwar immer wieder an der Grenze zur totalen Lächerlichkeit dabei, ist in seiner (letztendlich auch arg grafischen) Konsequenz aber doch eine ziemliche Gaudi. Sobald die altbekannte Gruselspur verlassen wurde und "Immaculate" immer mehr auf ziemlich drastische Brutalität setzt, kann man die ganze Nummer zwar nicht mehr wirklich ernstnehmen, aber es macht auch Spaß... auf eine morbide Art zumindest. Bis zum saftigen Finale hat man rote Flüssigkeiten jedenfalls in großer Zahl fließen sehen, was doch eine wohltuende Abwechslung zu all den "The Nun"'s der Vergangenheit darstellt.
Der zweite Pluspunkt hört auf den Namen Sydney Sweeney, die dieses Jahr zwar nicht die allerbeste Rollenauswahl hat, dafür aber unermüdlich ackert - noch vor wenigen Monaten war sie unter anderem in der extrem erfolgreichen RomCom "Wo die Lüge hinfällt" und in dem Marvel-Desaster "Madame Web" zu sehen und beweist hier nun erneut, dass sie sich zumindest nicht festlegen lässt. Sweeney erdet diese verrückte Nummer mit einer ansprechenden Performance und holt aus dem reichlich unbeschriebenen Charakter, der nur eine sporadische Hintergrundgeschichte angedichtet bekommt, noch eine ganze Menge heraus. Und rein vital zeigt sich Sweeney ebenfalls von der für solch einen Stoff besten Seite, denn das physische Leid, welches sie besonders in der letzten halben Stunde durchleiden muss, zeigt sie mit allerlei zusammengebissenen Zähnen und markerschütterndem Brüllen - schwierig, dieser starken Frau nicht gleich alle Daumen zu drücken. Diese beiden Punkte machen "Immaculate" nicht automatisch zu einem guten Horrorfilm, denn dafür ist die ganze Chose trotz der originellen Wandlung doch zu ausgelatscht. Ich hatte indes dennoch deutlich weniger erwartet und bin deswegen zumindest ansatzweise positiv überrascht von diesem ziemlich verrückten, kleinen Nonnen-Schocker.
Fazit: "Immaculate" beginnt wie jeder Nonnen-Horrorfilm der letzten Jahre. Sobald man beginnt, die ganze Nummer als altbackenen Möchtegern-Grusel abzuhaken, vollführt der Film jedoch einen ebenso verrückten wie überraschenden Turn, der durchaus originell daherkommt... wenn man die ganze Nummer danach aber auch keineswegs mehr ernstnehmen kann.
Note: 3-
Kommentare
Kommentar veröffentlichen