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Eine Verneigung vor den Stunt-Profis: Filmkritik zu "The Fall Guy"

Eigentlich hatte der jahrelang als Stuntman für große Hollywood-Streifen arbeitende Colt Seavers (Ryan Gosling) seine Karriere zwangsläufig beendet - nach einem schweren Unfall am Set musste er kürzer treten. Nun führt ihn ein neuer Auftrag jedoch zurück in die Filmwelt, soll er doch am Set des Science-Fiction-Epos "Metal Storm" wieder als Stuntman auftreten. Seine große Liebe Jody Moreno (Emily Blunt) soll in diesem Werk ihr Regie-Debüt geben, weswegen Seavers keine Sekunde zweifelt, als ihm dieses Angebot unterbreitet wird, sieht er so doch die Chance, vergangene Fehler wieder gut zu machen und sich Jody womöglich wieder anzunähern. Kurz darauf erkennt er jedoch, dass an seinem Engagement ein Rattenschwanz hängt und er sich dabei unfreiwillig in eine wahre Krimigeschichte verstrickt, an welcher auch der Hollywood-Star Tom Ryder (Aaron Taylor-Johnson), dessen Double Seavers sein soll, beteiligt sein könnte...

Sie rücken endlich immer mehr ins Rampenlicht der Medien: Seit einiger Zeit werden sogar die (mehr als berechtigten) Rufe laut, bei den alljährlichen Oscar-Verleihungen endlich auch eine Kategorie für die beste Stuntarbeit einzuführen, um somit die Männer und Frauen auszuzeichnen, die sich tagtäglich am Set in echte Gefahr begeben und ohne die die größten Actionszenen der Filmgeschichte so niemals möglich gewesen wären. Es ist dementsprechend passend, dass mit David Leitch, der seine Karriere als genialer Stunt-Coordinator begann und schließlich auch Regie bei solch grandiosen Action-Filmen wie "John Wick" führte, einer der Männer eben diesem Arbeitsumfeld filmisch Tribut zollt, der sich darin wirklich auskennt. Und dass Leitch in einem Film, in dem es nicht zwingend vorrangig, aber doch immer und immer wieder um Stuntmänner und ihre knochenharte Arbeit geht, dementsprechend im Action-Bereich voll abliefert, war auch nicht ernsthaft zu bezweifeln. Leitch verzichtet wie gewohnt immer dann auf visuelle Effekte, wenn es wirklich geht und setzt stattdessen auf ehrliche, knallende Hand- und Körperarbeit, was in Sachen Kinetik deutlich mehr Wumms hat als der x-te Computereffekt. Dementsprechend sind die zentralen Actionszenen in Sachen Dynamik und Stuntkoordination auch richtige Highlights.
Das Drumherum sieht leider anders aus, denn die Geschichte, die eben diese oftmals sehr ironischen, aber zumeist auch enorm spektakulären Action-Setpieces zusammenhält, taugt leider wenig. Als eine sehr lose Adaption der 80er-Kultserie "Ein Colt für alle Fälle" soll das hier über die Rampe gehen und dementsprechend weiß man vorher, dass man hier keine oscarwürdige Geschichte zu sehen bekommen wird... und das muss auch gar nicht sein. Wenn die banale Krimigeschichte hier aber nicht nur ziemlich dämlich, sondern auch unnötig verworren daherkommt und daher immer wieder unangenehm auf die Bremse treten muss, um sich in Verwirrungen noch und nöcher zu suhlen, darf man sich schon fragen, wieso es nicht etwas simpler gegangen wäre. Vor allem da man mit der zentralen Liebesgeschichte zwischen den beiden Hauptpersonen prinzipiell schon einen guten Nährboden für eine Geschichte hat, dieser aber im weiteren Verlauf viel zu wenig Zeit einräumt, um auch wirklich aufzublühen. Ryan Gosling und Emily Blunt haben eine sehr feine Chemie miteinander, allerdings auch kaum Szenen, in denen sie wirklich zusammenkommen können. So funktioniert die große Romanze hier leider oft nur auf der reinen Behauptungsebene.
Das Drehbuch hat zudem echte Probleme, die vielen Nebenfiguren noch ordentlich unter einen Hut zu bekommen. Bezüglich den Bösewichtern bedient man sich dementsprechend bei recht anstrengenden Klischees, welche diese böse Buben dann nur noch schräg, aber nicht mehr bedrohlich machen. Bei anderen Figuren hatte man offensichtlich gar keinen roten Faden im Sinn, weswegen Charaktere wie die Assistentin Alma, gespielt von "Shang-Chi"-Star Stephanie Hsu, nach wenigen Minuten förmlich abgestellt und vergessen werden. Immerhin macht Winston Duke als Colt Seavers' bester Kumpel noch eine Menge Laune, doch auch er kann, ebenso wenig wie Gosling und Blunt, verhindern, dass die oftmals sehr bemüht "witzigen" Dialoge den Esprit vermissen lassen. Da wird dann zwar munter die halbe Actionfilm-Geschichte zitiert, das aber weitestgehend nur um des Zitats Willen und nicht weil dabei ein guter Witz oder eine stimmige Chemie dazulaufen. Das macht den mit 128 Minuten nicht zwingend kurzweiligen Film dann bisweilen ein wenig mühselig.

Fazit: Die Chemie zwischen Gosling und Blunt stimmt, die Stunt- und Actionarbeit ist erstklassig. Leider gereicht es drumherum nur für eine sehr wirre und banale Geschichte, welche die Zeiten zwischen den großen Setpiece-Highlights bisweilen recht zäh verlaufen lässt.

Note: 3-



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