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Anstrengendes Helden-Schaulaufen: Serienkritik zur zweiten Staffel von Marvel's "What If...?"

Der Watcher nimmt uns mit auf eine weitere Erzählungsreise. Nachdem er zuletzt in den Wirren der überschrittenen Grenzen des Multiversums gar selbst in Gefahr geriet, berichtet der allsehende Beobachter von einigen weiteren Geschichten, aus dem Multiversum, in dem bekannte Storylines ganz anders ablaufen als wir sie kennen. Das führt nicht nur zu weiteren Begegnungen mit einzelnen Mitgliedern der zuvor gebildeten "Guardians of the Multiverse", sondern auch zu verrückten Begegnungen zwischen Tony Stark und dem Grandmaster oder zu einer Nebula, die sich nach der Zerstörung der Black Order dem NovaCorp anschloss, um Verbrechen aufzudecken...

Ich werde mich in dieser Kritik voraussichtlich etwas kürzer fassen als sonst, da ich im Grunde einfach auf meine Review zur ersten Staffel von "What If...?" verweisen kann... mit dem Unterschied, dass die generelle Idee der Serie, der Look und über weite Strecken sogar die Figuren nun nicht mehr neu sind und der Überraschungsfaktor dementsprechend geringer. Erstaunt war ich darüber, dass die Serie nunmehr versucht, tatsächlich so etwas wie eine eigene Dramaturgie zu erschaffen, indem sie die Geschichten einiger Charaktere, die wir in der ersten Season kennengelernt haben, fortsetzt. Es bleibt jedoch bei dem Versuch, denn selbst diese Fortsetzungsgeschichten sind nicht mehr als pure Gimmicks, in denen das Marvel-Universum ohne jegliche Konsequenz auf den Kopf gestellt wird - ein Sandkasten aus mal recht witzigen, meistens aber ziemlich verquasselten Ideen, voller veränderter Figuren und Handlungsstränge und mit tosender Action ohne Pausenmodus.
Denn genau das ist "What If...?", in dieser zweiten Staffel noch deutlich mehr als zuvor: Es knallt und kracht an allen Ecken und Enden. Der Zeichenstil sorgt dafür dank kräftiger Farbpalette zwar durchaus für hübsche Bilder, aber das nützt wenig, wenn nichts Gehalt hat. Im Ernst, zu gefühlt neunzig Prozent besteht die Serie nur noch aus nicht enden wollenden Mega-Actionszenen. Da der (in der ersten Staffel ja bisweilen regelrecht geschmacklose) Brutalitätsfaktor zurückgefahren wurde, gibt es zwar weniger unpassenden Ekel, dafür aber noch mehr Bodenlosigkeit. Denn mittlerweile können alle Charaktere einfach alles und werfen sich Farben und Explosionen an den Kopf. Verletzt wird dabei nie jemand wirklich, sodass oftmals unklar ist, was hier jetzt wie Gewicht haben soll. Aber gut, es soll ja kein Gewicht haben, denn innerhalb des Marvel Cinematic Universe ist diese Serie weiterhin nur ein an der Seitenlinie spielender Fanservice-Apparat, der (hoffentlich) keine weiteren Auswirkungen auf das eigentliche Filmuniversum haben wird.
Ein wenig erstaunt war ich hingegen, wie viel Zeit sich die zweite Staffel für eine bekannte Figur nimmt, die mich in der ersten Season wenig bis gar nicht abholen konnte. Auch darüber hinaus widmet man sich eher Charakteren, die aus der zweiten Reihe stammen, was aber nur folgerichtig ist. Denn in der ersten Staffel konnten wir förmlich unzähligen Variationen von Iron Man, Thor und Natascha folgen, während andere ins Hintertreffen gerieten. Hier nun auf Nebenfiguren wie Hela, den Grandmaster oder Ego zurückzugreifen, ist zumindest im Ansatz etwas Neues. Was aber auch nichts bringt, denn die Figuren spielen im Dauerfeuer ohnehin keine Rolle. Die wenigen Dialoge, die zwischen den auf Dauer wahnsinnig anstrengenden, überzeichneten und letztendlich aufgrund ihres Blödsinns auch langweiligen Gefechte geführt werden, sind nicht mehr als kitschige Phrasen. Am Ende gipfelt alles dann in einem solch dröhnenden Über-Finale, dass ich spätestens zu diesem Zeitpunkt vollkommen fertig war. Für die bereits in den Startlöchern stehende dritte Staffel (die dann glücklicherweise auch die letzte sein soll) befürchte ich angesichts von solch einem Gigantismus ohne jegliche Seele oder Herz bereits das Schlimmste.

Fazit: Wie die erste Staffel, nur noch deutlich anstrengender, überladener, seelenloser. Trotz des netten Looks habe ich mich hier nur maßlos überfordert gefühlt von der action-tosenden Schau der Knalleffekte.

Note: 5



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