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Horror im MCU: Filmkritik zu Marvels "Werewolf by Night"

Ulysses Bloodstone ist verstorben. Um nun herauszufinden, wer als nächstes der Anführer von Bloodstone Manor und Besitzer des legendären Blutsteins wird, werden fünf erfahrene Monsterjäger zum Ansitz des Verstorbenen berufen. Dort sollen sie eine grausige Kreatur jagen - wer das Untier erlegt und während der Jagd nicht von seinen Konkurrenten umgebracht wird, ist der neue Anführer. Unter den fünf Kandidaten befindet sich auch Jack Russell (Gael Garcia Bernal), der jedoch ein düsteres Geheimnis in sich verbirgt. Zudem sorgt das Auftauchen der mysteriösen Elsa (Laura Donnelly) für Verwirrung, denn diese scheint sich eine Teilnahme an der Jagd eher durch ihre familiären Verhältnisse als durch Erfahrung in der Monsterjagd erschlichen zu haben...

Seit Wochen bin ich (mal wieder) voll im Marvel-Fieber. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, das gesamte Marvel Cinematic Universe (natürlich beginnend mit dem ersten "Iron Man"-Film) noch einmal in seiner Gesamtheit durchzuschauen, um somit einige Lücken zu schließen und auch zu den Serien und Filmen vorzustoßen, die ich bislang nicht gesehen habe. Demnächst findet ihr auf meinem Blog also auch die Kritiken zu den neuesten Werken der fünften Phase des Marvel Cinematic Universe - den jeweils zweiten Staffeln von "Loki" und "What If...?", den beiden neuen MCU-Shows "Echo" und "Agatha All Along" und natürlich dem großen Multiversums-Blockbuster "Deadpool & Wolverine". Zuvor gab es mitten in der vierten Phase der größten Film- und Serienreihe aller Zeiten aber noch eine Lücke zu schließen. Und ich habe tatsächlich vorab überlegt, ob ich der auf dem Streamingdienst Disney Plus veröffentlichten Special Presentation "Werewolf by Night" tatsächlich eine eigene Kritik gönnen soll. Mittlerweile gibt es nämlich so viel Gimmick-Content im MCU, abseits der herkömmlichen Filme und Serien, dass dieses nicht nur maßlos überfüllt ist, sondern sich vieles auch der Worte kaum noch lohnt. Wo ich auf konkretere Reviews zu den tatsächlich rein Fanservice-lastigen "Ich bin Groot" (eine Sketchcomedy über Baby Groot, die sich an Kinder richtet) und dem Holiday-Special der "Guardians of the Galaxy" jedoch verzichten werde, gibt es zu "Werewolf by Night" doch zumindest ein paar mehr Worte zu verlieren.
Was vorher schon eindeutig war, wird in einem wahren Binge-Marathon, in welchem alle MCU-Werke in kürzestem Abstand hintereinander weggeschaut werden, noch klarer: Die vierte und fünfte Phase des Marvel Cinematic Universe (und somit alles, was nach dem grandiosen "Endgame" kam) ist ungemein unstet. Marvel feuerte Content um Content heraus und hat immer noch kein wahres Ziel hervorgebracht. Stattdessen werden immer mehr Geschichten, Helden und Heldinnen, Storylines und Parallel-Universen hervorgebracht. Nur wenige Geschichten, die nach "Endgame" angefangen wurden, wurden bisher wieder aufgenommen, was das MCU derzeit zu einem Spielplatz voller neuer Storys macht, bei denen man schnell den Überblick verlieren kann und für das Franchise als Ganzes schon lange der Fokus verloren gegangen ist. Da fügt sich auch "Werewolf by Night" eindeutig ein, denn auch hier bekommen wir eine Geschichte über Figuren präsentiert, von denen zuvor nie die Rede war (und von denen seitdem auch nie mehr geredet worden ist), aber dennoch eine ganz neue Reihe aufmacht. Ob das für die Zukunft des MCU noch von Belang sein wird, wird sich zeigen: Zurzeit gibt es zumindest Gerüchte, dass dieser Film für einen baldigen Team-Up-Streifen der Horrorhelden des MCU (zu denen auch "Moon Knight" und Blade gehören sollen) wichtig werden könnte. Doch solange das nicht Hand und Fuß hat, fühlt sich auch dieser Streifen wie ein Gimmick an. Wie weiterer Content, mit welchem man Disneys Streamingdienst befüllen konnte.
Content jedoch, der sich erstaunlich von allen bisherigen Marvel-Projekten unterscheidet, denn hiermit haben wir tatsächlich den ersten, richtigen Horrorfilm des Franchise vorzuweisen. Und im Gegensatz zum düsteren, aber ansonsten reichlich unblutigen, zweiten "Doctor Strange"-Film meinen die Macher das diesmal wirklich ernst. Ja, hier wird geblutet und getötet und das in teilweise recht drastischer Manier. Inszenatorisch inspiriert man sich hierbei an den alten Hammer-Horrorfilmen, weswegen Kameraeinstellungen, Musik und auch der Plot an sich nichts mit den Marvel-Streifen, aber viel mit der Horror-Kinogeschichte gemein haben. In flott verlaufenden 50 Minuten lernen wir die Charaktere zwar kaum kennen, aber Platz für ein paar überraschende Wendungen bleibt trotzdem. Und obwohl die Geschichte recht dünn ist, ist sie als Aufhänger spannend genug, um zumindest dranzubleiben. Auch wenn man sich mit Erklärungen über die Hintergründe schon wieder neuer, mystischer Mächte, Ungetüme und Menschen arg zurückhält. Nein, das macht schon Spaß, vor allem dank der so kaum zu erwartenden, blutigen Inszenierung und einiger feiner Ideen. Und trotzdem: Es ist irgendwie nichts von Dauer, sondern nur wieder etwas Neues, völlig Eigenartiges, ohne jeden Bezug zum Rest. Und das passt zur vierten MCU-Phase eben richtig gut, was in dieser Form (auch wenn Phase 4 durchaus einige richtig gute Werke innehatte) kein Kompliment sein soll.

Fazit: Horror im MCU - mit einer überraschend blutigen Inszenierung und einer zumindest spannenden Idee ist das durchaus einen Blick wert. Innerhalb der vierten Phase reiht sich aber auch diese Produktion als weitestgehend unbehaftete Gimmick-Inszenierung ein, die als kleiner Teil des Franchise ebenso kopflos daherkommt wie ein Großteil der bisherigen Storylines.

Note: 4+



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