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Richtig blöder Spuk: Filmkritik zu "Tarot - Tödliche Prophezeiung"

Es sollte ein feuchtfröhlicher Abend werden, an welchem der Geburtstag der gemeinsamen Freundin Elise (Larsen Thompson) gefeiert werden sollte. Eine Gruppe von Freunden sieht jedoch alsbald einem finsteren Schrecken ins Auge, nachdem sie sich in einem Haus gefundene, fremde Tarotkarten gelegt haben. Nach den ersten Todesfällen glaubt Haley (Harriet Slater), welche ihren Freunden nach deren Nachdruck die Karten gelegt hat, nicht mehr an zufällige Unfälle und stuft die Geschehnisse als Fluch ein. Offensichtlich haben die Karten oder etwas, was hinter diesen steht, die Gruppe damit belegt, was für jeden einzelnen von ihnen einen ziemlich grausigen Tod bedeutet... es sei denn, es gelingt ihnen, irgendwie hinter das Geheimnis des Fluchs zu kommen und diesen dann unschädlich zu machen.

Bei "Tarot" handelt es sich um die immer wiederkehrende Form des Horrorfilms, bei welchem sich die Macher keinerlei Mühe in Sachen Plot, Inszenierung oder Schauer geben, weil sie im Voraus wissen, dass ein Werk wie dieses seine Budget-Kosten ohnehin recht locker wieder einspielen wird. Dementsprechend schal ist schon das, was aus der altbekannten Geschichte gemacht wird - auf eine wirkliche Überraschung oder einen erhellenden Hintergrund zu diesem Fluch wartet man nämlich vergeblich. Es gibt zwar übliche Erklärbär-Szenen, die nochmal dezidiert darlegen, was es mit diesen verfluchten Tarotkarten auf sich hat, doch sind auch diese (wie so ziemlich alles, was hier an "Plot" aufgefahren wird) ebenso banal wie egal. Es gibt darüber hinaus exakt eine Szene rund um einen Fahrstuhl, in welchem sich kurz das Potenzial der Inszenierung zeigt - hier entstehen nämlich durchaus einige schaurige Bilder und eine Soundkulisse, die zumindest im Ansatz wirkungsvoll ist. Ansonsten auch hier alles nach dem grausam-langweiligen Handbuch: Immer wieder stoßen Fratzen aus der Dunkelheit hervor, natürlich laut kreischend oder giggelnd, während blutleere Todesszenen, die immer fein mit Schnitten versehen sind, damit man die FSK für das jugendliche Publikum nicht gefährdet, zum Gähnen einladen.
Man kann Filme wie diesen, die mit richtig schalen Plots ausgestattet sind, durchaus auch ansprechend inszenieren, doch das Drehbuch gibt hierzu keinen Anlass. Sicher, man erwartet keine oscarverdächtigen Dialoge, doch was die Figuren hier in dauerhaftem Erklärungsstatus von sich geben, lässt sich kaum anders als als "geistiger Dünnschiss" bezeichnen. Als würde es nicht genügen, dass sämtliche Handlungsträger aus den banalsten Klischee-Schubladen stammen, keinerlei Background erhalten oder gleich vollkommen unsympathisch verbleiben, müssen sie zudem auch noch bedeutungslose Phrasen aufsagen, die nur in zwei Richtungen deuten: Entweder werden offensichtliche Dinge angesprochen und erklärt, was "Tarot" somit eher zu einem Hörspiel macht als zu einem Film - auf der Tonebene wird nämlich stets alles besprochen, was man ohnehin sieht. Ganz offensichtlich ein Werk für die Smartphone-Generation, wobei man hier eh niemandem einen Vorwurf machen kann, der lieber aufs Handy guckt, als sich von dem Geschehen auf dem Bildschirm langweilen zu lassen. Die andere Form des Dialogs bezieht sich auf arg bemühte, clowneske Sprüche, die wohl irgendwie lustig sein sollen, es aber niemals sind.
Womit wir beim Cast wären, der diese hohlen Sätze aufsagen muss. Es wäre nun ein leichtes, deren schwache Leistungen auf das Drehbuch zu schieben, doch ganz so leicht ist es nicht. Denn auch darüber hinaus agiert der hier versammelte Cast durchweg absolut uncharmant und hat offensichtlich schon Probleme damit, einfach mal natürlich einen Gang entlangzugehen. Alles wirkt hier gestellt, wobei also schon dringend auch an der Schauspielführung seitens der Regie gezweifelt werden muss. Diese hätte nämlich dringend auch Jacob Batalon ausbremsen müssen, der neben seinen ansonsten einfach nur reichlich blassen Co-Stars so unangenehm aufdreht, dass man praktisch nur genervt von ihm sein kann. Batalon ist definitiv der größte Name im Cast, was auf seine Beteiligung an den drei "Spider-Man"-Filmen im Marvel Cinematic Universe zurückzuführen ist... allerdings war er auch dort neben Tom Holland und Zendaya schon das deutlich schwächste Glied und wirkte niemals wirklich natürlich. Das zeigt sich auch in "Tarot", wenn Batalon sich so dermaßen hyperventilierend durch die einzelnen Stationen kaspert, dass man sich eher an (schlechtes) Boulevard-Theater als an ernstzunehmende Kinoarbeit erinnert fühlt. Der Rest des Casts scheitert darüber hinaus schon an den einfachsten Herausforderungen, weswegen einem schnell herzlich egal ist, wer denn nun wann ins Gras beißt... das "Wie" ist bei einem solch blutleeren Abklappern der Teenie-Opfer sowieso ziemlich egal.

Fazit: "Tarot" ist der typische, billige Teenie-Horrorfilm - klischeehafte Charaktere, ein untalentierter Cast, ein Alibi-Plot, eine maue Inszenierung und über 90 Minuten kein Schauer, kein Blut und keine Spannung. 

Note: 5



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