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In bestem Maße verstörend: Filmkritik zu "Late Night with the Devil"

Vor einiger Zeit war Jack Delroy (David Dastmalchian) einer der beliebtesten Fernsehmoderatoren der USA und seine Late-Night-Show "Night Owls" erfreute sich an zahlreichen Fans und guten Quoten. Nach dem plötzlichen Tod seiner Frau Madeleine (Georgina Haig) begann sein Stern jedoch zu sinken und die Show droht im Jahr 1977 sogar die baldige Einstellung. So leicht möchte Delroy jedoch nicht aufgeben und hat sich für die Halloween-Episode der Show einiges einfallen lassen. So möchte er nicht nur einige passende Grusel-Themen in den Talks einstreuen, sondern auch mit der zwölfjährigen Lilly D'Abo (Ingrid Torelli) sprechen. Diese soll nach der Befreiung aus einer satanischen Sekte nämlich vom Teufel besessen sein... und Delroy möchte genau diesen aus dem Mädchen hervorlocken, um mit ihn live vor Kameras einige Worte zu sprechen.

Der Found-Footage-Ansatz, den die Regisseure Cameron und Colin Cairnes, die auch das Drehbuch verfassten, hier verfolgen, erreicht natürlich nicht sein Ziel, denn dass all das hier eben doch nur ein fiktiver Film und keine echten Videoaufnahmen sind, ist von Anfang an klar. Darauf weist die prominent besetzte Hauptfigur ebenso hin wie die reichlich knackigen Schwarz-Weiß-Aufnahmen der Backstage-Kameras, welche den Trubel der Show auch während der Werbepausen hinter den Kulissen aufzeichnen. Das macht aber natürlich nichts, denn "Late Night with the Devil" versprüht auch ohne den besonderen Reiz der Echtheit ziemlich viel Gruselstimmung... wenn man sich denn auf die reichlich originelle Machart einlassen möchte. Tatsächlich verfolgen wir die gesamte Halloween-Show nämlich live und ungeschnitten mit, wobei Bildformat und Auflösung stetig wechseln. Besonders gelungen ist dabei die Nachbildung einer 70er-Jahre-Show, was sowohl Bildformat, Farbkonturen und allerlei Details bezüglich Kostüme, Frisuren, Pacing und Kulissen angeht. Alles atmet hier den typischen 70er-Jahre-Charme und wirkt dementsprechend ungemein echt.
Schon früh verströmen die Macher zudem eine dichte Atmosphäre, die clever mit den Erwartungen des Publikums spielt. Die Frage, ob das alles hier nicht ein ganz klarer Show-Hokuspokus ist oder doch etwas wirklich Dämonisches dahintersteckt, lässt sich bis kurz vor Schluss kaum beantworten. Immer wieder zweifeln auch wir mit den clever eingestreuten Nebenfiguren, die mal als Skeptiker, mal auch als pure Angsthasen auftreten und dabei immer wieder das aussprechen, was das Publikum in diesem Moment auch denken wird. Die Machart bleibt sich auch in den ziemlich intensiven Horrorszenen treu, wenn auch hier noch mit handgemachter Maskenarbeit, "billigeren" Special Effects und groteskem Sounddesign nachgeholfen wird - das wirkt alles nicht nur sehr charmant, sondern ist in dieser so kaum noch gewohnten Ausführung bisweilen auch arg verstörend. Bisweilen sitzt man glatt so angespannt im Sessel, da die schwelende Atmosphäre zu jeder Minute eine Eskalation in diese oder jene Richtung begünstigen könnte, dass man schlichtweg das Atmen vergisst.
Doch "Late Night with the Devil" ist längst nicht nur ein Horrorfilm, sondern darüber hinaus auch noch eine ziemlich aggressive Mediensatire. In dieser entwickelt man einen spannenden Hauptcharakter, der nicht einfach nur ein quotengeiler Scharlatan ist, sondern den auch andere, tiefere Antriebe ausmachen. Eine spannende Mischung, mit welcher "Bird Box"-Star David Dastmalchian hervorragend jongliert und auch noch ein paar gelungene Comedy-Elemente zur Auflockerung einiger wirklich verstörender Momente einfädeln kann. Unter den Nebenfiguren tummeln sich ebenfalls genügend interessante Menschen, die vor allem für den Konfliktstoff nötig sind... aber auch manch ein Klischee. So wird aus dem die ganze Show beobachtenden Publikum letztendlich zu wenig gemacht und der dauerrauchende Produzent, der nur aufs große Geld aus ist, ist gleich ein komplettes Abziehbild. Hier und da macht man es sich dann mit einigen groß aufgefahrenen Konflikten ein wenig zu einfach, entwirft aber bis zum großartigen Finale auch das Bild einer Hauptfigur, welches immer mehr zu bröckeln scheint. Sogar Filmfans, die mit dem Horror-Genre eher fremdeln, können hier also eine richtig bissige Medienkritik entdecken, die mindestens ebenso spannend ist wie der Gruselansatz... sofern sie denn genug dickes Fell besitzen, um diese Horrorelemente ohne spätere Einschlafschwierigkeiten auszuhalten.

Fazit: Fiese Mediensatire und ungehöriger, richtiggehend intensiver Horror der charmant-alten Machart geben sich hier die Hand - das Ergebnis ist trotz manch eines Klischees und der etwas durchsichtigen Found-Footage-Nummer nicht nur sehr gruselig, sondern auch in den Figurenmustern richtiger, nur selten überzeichneter Brennstoff.

Note: 2



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