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Nostalgie pur: Filmkritiken zur "Spy Kids"-Reihe

Zum zweiten Mal möchte ich euch diesmal statt einem Wochenrückblick mit verschiedenen Filmen eine zusammenhängende Reihe präsentieren. Vor zwei Wochen ging es noch um die "Tanz der Teufel"-Trilogie, diesmal jedoch tauche ich nostalgisch in meine Kindheit ab und habe mir die gesamte "Spy Kids"-Filmreihe angesehen... von denen zumindest zwei richtige Erstsichtungen waren.

Carmen Cortez (Alexa Vega) und ihr jüngerer Bruder Juni (Daryl Sabara) führen ein völlig normales Leben... bis sie eines Tages entdecken, dass ihre Eltern Gregorio (Antonio Banderas) und Ingrid (Carla Gugino) in Wahrheit Spione sind. Als das Elternpaar von dem finsteren Bösewicht Fegan Floop (Alan Cumming) entführt wird, müssen die Kids in die Fußstapfen der Eltern Treten und versuchen, sie aus den Fängen des Fieslings zu befreien. Dabei machen ihnen nicht nur die Gadgets der Spione ordentlich zu schaffen, sondern auch der Kleinkrieg, der zwischen Bruder und Schwester herrscht und sie davon abhält, richtig zusammenzuhalten.

Spy Kids: Ein Film, der für mich heutzutage vor allem aufgrund der Nostalgie-Brille funktioniert: Gerade den ersten "Spy Kids"-Film aus dem Jahr 2001 habe ich als Knirps förmlich rauf und runtergesehen und wahnsinnig geliebt. Heute blicke ich natürlich mit erwachsenen Augen auf das Werk, fühlte mich jedoch immer wieder nostalgisch abgeholt. Der Humor ist bisweilen angenehm frech (zumindest für einen Familienfilm), die Ideen bezüglich 007-artigen Gadgets und allerlei suspekter Bösewichter wissen zu gefallen und auch die damaligen Jungstars machen einen ziemlich guten Job. Und da Regisseur Robert Rodriguez ein feines Händchen dafür hat, alte Wegbegleiter wiederzuholen, wimmelt es in diesem Film von großen Stars, die man nicht zwingend mit einem solchen Werk in Verbindung gebracht hätte... und gerade Antonio Banderas und Carla Gugino sind als klischeehaftes und tollpatschiges Agenten-Ehepaar schlichtweg köstlich. Heute fällt die dröge Handlung aber natürlich ebenso auf wie die sehr schlecht gealterten Greenscreen-Effekte, aber das tut dem Vergnügen nur wenig Abbruch. Wer den Film damals mochte, wird ihn auch heute mögen. Ohne den Vorteil der Nostalgie besitzt "Spy Kids" aber womöglich auch einen gewissen Nervfaktor. (Note: 3)
Spy Kids 2 - Die Rückkehr der Superspione: Eine ziemliche Schnellschussfortsetzung war das - nur rund zehn Monate nach dem deutschen Kinostart des Erstlings stand schon das Sequel bereit. Kein Wunder, dass der Charme des Originals hier nicht komplett herübergerettet werden konnte und vor allem die Handlung diesmal noch deutlich mauer ausfällt als zuvor. Immerhin werden einige witzige, neue Figuren hinzugeschrieben und besonders Alexa Vega und Daryl Sabara sind noch besser in ihre Rollen hineingewachsen. Eine große Freude auch das erneute Auftreten von Antonio Banderas, der den schusseligen Spion mit solch einem Charme darbietet, dass man sich an ihm kaum sattsehen kann. Ein Rückschritt ist jedoch bei den visuellen Effekten zu beobachten, die schon im ersten Teil arg künstlich aussahen und hier nun noch schlechter daherkommen... vor allem wenn die fabulösen, tierischen Einwohner der titelgebenden Trauminsel ins Spiel kommen. Trotzdem besitzt auch der zweite Teil noch genug Schwung, um die Reihe irgendwie am Leben zu halten und es ist dementsprechend wohl kein Wunder, dass ein Jahr später schon der dritte Film folgte. (Note: 3-)
Mission 3D: Der Abschluss der ursprünglichen Spy-Kids-Trilogie machte sich im Jahr 2003 die 3D-Technologie zunutze - beinahe der komplette Film wurde vor Greenscreens gedreht und mittels 3D-Brillen wurde einem im Minutentakt allerlei computergeneriertes Zeugs ins Gesicht geschleudert. Das sah schon damals arg billig aus und ist heute fast unansehbar, sind die visuellen Effekte und die Greenscreen-Tricks doch wahnsinnig schlecht gealtert. Zwar soll die Welt eines Computerspiels, in welches Protagonist Juni hier während einer Mission eintaucht, künstlich aussehen, doch das hier Gezeigte verursacht in einer billigen Jahrmarkt-Atmosphäre wahrlich Augenkrebs. Die Geschichte spielt in diesem Teil noch weniger eine Rolle und dient nur dazu, die Figuren von einem Level zum nächsten zu schicken - inklusive platter Familienlehren und Fremdschäm-Dialogen, wobei auch die zuvor so passenden Hauptdarsteller*innen weitestgehend planlos wirken. Zwar schlägt Robert Rodriguez in einem überdrehten Finale mit viel Fanservice passend den Bogen zu den vorherigen Teilen, doch das rettet diesen Film auch nicht mehr, der mehr wie ein hässliches Gimmick als wie ein richtiger Spielfilm daherkommt und dementsprechend nervt. Nerven tut übrigens auch Megastar Sylvester Stallone als blasser Antagonist, der sich hier vollkommen der Peinlichkeit preisgibt. (Note: 5+)
Spy Kids - Alle Zeit der Welt: Acht Jahre nach dem dritten Teil versuchte Robert Rodriguez, die Reihe mit einem sanften Neustart wiederzubeleben - ein echter Flop am Box Office verhinderte jedoch eine echte Auferstehung des Franchise. Wie es sich für eine solche Art des sogenannten Legacy-Sequels gehört, wird der Staffelstab zwar an vorderster Front an eine neue Generation kindlicher Spione weitergereicht, doch geben sich auch bekannte Gesichter ein Stelldichein... bisweilen sogar in überraschend tragenden Rollen. Diese Art des Fanservice, wobei immer wieder charmant auf die ursprüngliche Trilogie angespielt wird, funktioniert auch hier und es ist durchaus charmant, wie die alten "Spy Kids"-Filme immer wieder angespielt oder auch direkt fortgesetzt werden. Die neuen Kids machen ihre Sache in den Hauptrollen zudem ziemlich gut und spielen so recht gekonnt über die mal wieder arg schwachbrüstige Handlung hinweg. Ein echtes Ärgernis ist hingegen der Humorlevel, der sich erstmals irgendwo im gehassten Fäkal-Milieu wiederfindet und volle Windeln, Kotztüten und allerlei menschliche Abgase als Lacher verbuchen will... mit höchst geringem Erfolg. Dass die Geschichte ohnehin auserzählt ist und man auch visuell mal wieder arg künstlich wirkt (wenn auch nicht so katastrophal-unfertig wie noch in "Mission 3D") verhindert dann einen größeren Spaß. Als solider Nachklapp geht "Alle Zeit der Welt" mit einem frischen Nostalgiebonus jedoch klar. (Note: 4+)
Spy Kids: Armageddon: Den zweiten Versuch, die Reihe wiederzubeleben, kann man seit einigen Wochen bei Netflix sehen - der Streamingdienst tat sich mit Robert Rodriguez für den mittlerweile fünften "Spy Kids"-Film zusammen. Dabei hat man sich offenbar von der bisherigen Reihe abgewandt und bis auf ein paar kleinere Anspielungen ignoriert man die bekannten Geschehnisse und Figuren vollkommen. Die neuen Charaktere können diese Lücke nicht füllen, denn nicht nur das obligatorische Spion-Ehepaar kommt bemerkenswert uncharmant daher, auch die neuen Kids wirken in den Hauptrollen regelrecht überfordert. Erschwerend kommt hinzu, dass Rodriguez und Co. nicht eine Idee präsentieren, die einen Reboot der ohnehin in Mittelmäßigkeit abgesunkenen Reihe gerechtfertigt hätte - zu weiten Teilen werden die bekannten Versatzstücke bis zu kompletten Wiederholungen der dünnen Geschichten ausgeschlachtet. Und warum sich Rodriguez nun zum zweiten Mal des Videospiel-Themas annimmt, obwohl er dieses offenbar nur mit uralten Klischees und ohne zeitgemäße Umsetzung angehen kann, darf man sich indes auch fragen. Immerhin wurde der Look angepasst, sodass wir zum ersten Mal tatsächlich zeitgemäße, wenn auch sicherlich nicht oscarwürdige Tricks zu sehen bekommen, die nicht mehr vollends billig daherkommen. Das reicht aber nicht, um die unoriginelle Langeweile und das Wiederkäuen alter Ideen in einer schläfrigen Inszenierung auszugleichen. Es ist wohl für alle besser, wenn diese Reihe nun wirklich in den Ruhestand geht. (Note: 4-)



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