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Black Rabbit

Mit der Eröffnung des Black Rabbit, einem angesagten Szene-Restaurant, hat sich Jake Friedkin (Jude Law) einen Traum erfüllt, der ganz nebenbei auch noch gutes Geld in die Kassen spült. Doch dann taucht unerwartet Jakes Bruder Vince (Jason Bateman) nach langer Abwesenheit wieder auf und steckt, wie bereits so oft, in großen Schwierigkeiten. Vince hat sich einen großen Kredit bei einigen zwielichtigen Leuten geliehen und ist nun nicht mehr fähig, diesen zurückzuzahlen, weswegen ihm mit Gewalt gedroht wird... auch gegenüber seiner Familie. Deswegen gerät nun auch Jake ins Visier der Schläger, der nicht mehr weiß, wie er seinem Bruder noch helfen kann und ob er das eigentlich noch sollte. Schon bald bleibt ihm jedoch keine Wahl mehr, denn auch gewisse Vorfälle in seinem Restaurant zwingen ihn schließlich zum Handeln.

Nichts an dieser achtteiligen Mini-Serie ist wirklich neu: Die große Gefahr besteht in einer herben Geldnot, die letztendlich sogar tödliche Risiken mit sich bringt, weswegen stets neue Methoden erfunden werden müssen, um irgendwie an die benötigten Moneten zu kommen. Trotzdem kann man sich nie ganz sicher sein, wohin dieser Weg nun führt, da die Autoren schon recht früh mehrere Handlungen aufmachen, die später Konsequenzen nach sich ziehen. Während eines erst noch recht schwerfälligen Beginns wirkt dies noch etwas konstruiert, wenn zahlreiche Probleme unter den Nebenfiguren auftauchen und unbedingt jedem Charakter noch mindestens ein Spleen, oftmals gar ein regelrechtes Drama mitgegeben werden muss. Das wirkt dann erstmal wie ein ganzer Haufen an voneinander unabhängigen Problemen, die irgendwie angegangen werden müssen und kommt dadurch etwas überladen daher. Doch die Story ist clever genug, um all diese Vorfälle und Geschehnisse mit der Zeit zu einem großen Ganzen zu verbinden und aus all diesen verschiedenen Geschichten letztendlich eine große Katastrophe zu stricken.
Dabei hätten es gut und gerne auch sechs statt gleich acht Episoden sein können. Besonders die beiden finalen Folgen hätten dabei auch als eine funktioniert, da zu diesem Zeitpunkt der große, emotionale Höhepunkt bereits abgefrühstückt ist und über lange Strecken doch nur noch gerannt und sich versteckt wird. Das ist aber halb so wild, denn zuvor war diese wilde, oftmals sehr düstere und melancholisch angehauchte Hatz durchgehend spannend genug, dass einen solch ein etwas geradliniges und auch etwas zu kitschig auströpfelndes Finale nicht mehr wirklich stört. Denn trotz manch einer Länge lässt man sich auf das finstere Spiel der Autoren gerne ein, wenn man nie genau weiß, welche Figur in welcher Form als nächstes einen großen Fehler begehen wird und wie dieser dann anschließend vertuscht werden soll. Wie gesagt, das ist alles nicht wirklich neu, wird aber energetisch genug inszeniert, damit man durchgehend am Ball bleibt. Das Herzstück bleiben dabei die Charaktere, die zwar auch nicht alle originell daherkommen, aber zumindest clever geschrieben sind.
Dabei fällt vor allem positiv auf, dass hier keine Figur ein perfekter Held ist. Ganz im Gegenteil, eigentlich sind hier fast alle zentralen Charaktere so naiv und bisweilen gar trottelig gezeichnet, dass sich ein reines Heldentum ohnehin ausschließt. Lächerlich sind sie aber auch nie - es sind Menschen, die Fehler machen, die sich auch mal übers Ohr hauen lassen oder aufgrund ihrer Charakterzüge quasi dazu verflucht sind, irgendwann wieder in einen großen Haufen zu treten. Das wirkt angenehm menschlich, wenn dies sogar die Bösewichter betrifft, die ebenfalls nicht die schlauesten der Zunft sind, bei denen man aber dennoch ahnt, dass sie nicht überkarikiert sind. Und da man zudem auch noch einige richtig gute Schauspieler engagierte, kann diesen Figuren, die unter einer schwächeren Hand auch gerne zum albernen Klischee hätten verkommen können, durchweg echte, glaubhafte Energie gegeben werden. Die herausragendste Leistung liefert dabei Ozark-Star Jason Bateman, der als nervliches Energiebündel am Rande des Chaos völlig daneben, gleichzeitig aber auch sehr nachvollziehbar daherkommt. Neben ihm hat Jude Law zumindest auf dem Papier die undankbarere Rolle erwischt, doch ein Schauspieler seines Kalibers ringt seinem oftmals recht passiv in das Chaos hineingeschobenen Figur ebenfalls noch einige hochinteressante Seiten und spannende Ambivalenzen ab. Und der gehörlose Oscarpreisträger Troy Kotsur als finsterer Boss der kriminellen Geldeintreiber spielt ohnehin in seinem ganz eigenen, ziemlich packenden Universum - vor diesem Kerl kann man vor allem deswegen echt Angst bekommen, weil er neben seinem grimmigen Gesicht immer wieder auch echte Nähe und Gefühle aufzeigt und man daher sieht, dass hinter diesem brutalen Hintermann ein echter Mensch schlummert.

Fazit: Trotz einiger Längen und eines etwas zu sentimentalen Finales, welches so nicht zu der sehr düsteren und bedrückenden Grundstimmung passt, ist Black Rabbit eine durchweg packende Mini-Serie mit ambivalenten Figuren, einem starken Cast und einigen überraschenden Verstrickungen.

Note: 3+



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