Der Plan von Gaal (Lou Llobell) und Hari (Jared Harris), mehr als 150 Jahre zu schlafen und dabei einmal jährlich zu erwachen, um die Foundation auf die dritte Krise vorzubereiten, verläuft letztendlich nicht genau so wie vorab geplant. Gaal erwacht in einer gänzlich anderen Welt, in welcher sich mittlerweile einige Allianzen verschoben haben. So konnte die Foundation ihre Macht auf rund achthundert Planeten ausweiten, was dem Imperium immer mehr ein Dorn im Auge ist. Auch unter den derzeitig regierenden Cleon's herrschen dabei enorme Zwistigkeiten, wobei vor allem Tag (Lee Pace) nicht mehr wirklich an einem Strang mit den anderen Klonen zieht. Wie es Hari's Vorhersagen andeuteten, ist nun auch das Maultier (Pilou Asbaek) aufgetaucht und trachtet nach Macht, wobei er sowohl das Imperium als auch die Foundation unter seine Kontrolle bringen möchte. Aufgrund ihres Wissens für die Zukunft und die dritte Krise, die den Wendepunkt zur Bekämpfung oder endgültiger Entfesslung der Dunkelheit darstellen soll, scheint Gaal der Schlüssel für den Kampf gegen den neuen, mit einer gefährlichen Fähigkeit der Gedankenkontrolle ausgestatteten Tyrannen zu sein...
Das Konzept, welches Foundation mit seiner etliche Jahrhunderte umspannenden Erzählung verfolgt, birgt natürlich das ein oder andere Problem. Und einige davon werden in der dritten Staffel nun etwas deutlicher, auch wenn es zu grob gesagt wäre, dass die Erzählung darunter maßgeblich leiden würde. Denn noch immer ist diese Serie hochspannend und packend, zeigt aber gewisse Muster, mit denen die Show arbeiten muss und wobei sie nicht jeden Fallstrick umgehen kann. Sichtbar wird dies nun in dem enormen, erzählerischen Ballast, den die dritte Staffel zu Beginn zwangsläufig mit sich bringt, spielt diese doch ganze 152 Jahre nach dem Ende der zweiten Season. Und um eine gewisse Orientierung zu ermöglichen und zudem noch einen roten Faden zu entwickeln, sind zwei Dinge nötig: Man muss das Publikum mit wichtigen Informationen füttern, damit dieses erfährt, was in diesen fünfzehn Dekaden vor sich gegangen ist - schließlich hat sich hier einiges entwickelt. Zudem macht es dieser enorme Zeitsprung nötig, einen ganzen Haufen neuer Figuren einzuführen, da der Großteil der bekannten Charaktere natürlich nicht mehr unter den Lebenden weilt. Das führt dazu, dass die dritte Staffel mehrere Folgen benötigt, um überhaupt einen Status quo herzustellen und klarzumachen, um was es denn diesmal eigentlich geht. Und all diese Figuren nicht nur vorzustellen oder wiederzuerwecken, sondern sie anschließend auch auf die nötigen Plätze auf dem ohnehin komplexen Handlungsbrett zu schieben, kostet Zeit.
Zeit, die keinesfalls langweilig ist, das steht ohne Zweifel fest. Aber es dauert eben eine ganze Weile, bis das Publikum doch wieder gebannt aufgrund der zahlreichen Wendungen und Ereignisse sein darf, da eine neue Orientierung notwendig ist und diese nun in einer recht unerwarteten Geschwätzigkeit gegeben wird, wenn alte und neue Charaktere sehr lange über vergangene und zukünftige Ereignisse schwadronieren müssen. Das bringt einerseits den Vorteil mit sich, dass man anscheinend bei jeder neuen Foundation-Staffel mit einer gewissen Wundertüte rechnen darf: Wir werden wohl nie genau wissen, wie die Sache mit den Cleon's nun gehandhabt wird, welche Organisationen sich in welchem Zustand befinden und wie überhaupt die gesamte Galaxie aussehen wird. Andererseits fällt eine emotionale Bindung eben auch ein bisschen schwerer, da wir weniger bekannten Figuren über Jahre hinweg durch eine Geschichte folgen, sondern uns immer wieder neu einlassen müssen auf frische Charaktere und Handlungsstränge. Das mag man halten, wie man will, doch es führt dazu, dass Foundation keinen ganz so krassen Sog entwickelt wie vergleichbare Serien-Epen... auch, da sich unter den zahlreichen, parallel verlaufenden Handlungssträngen immer wieder ein oder zwei befinden, die etwas schwächer geraten sind.
Zu denen zählt zum Beispiel jener um den neuen Bruder Tag, der ebenfalls eine erfrischende Veränderung durchläuft, aber wenig spannend weitergeht. Einen wahren Clou haben die Macher jedoch gelandet, wenn es um den neuen Bösewicht geht: Dieser wurde bereits in der zweiten Staffel mit allerlei Brimborium angekündigt und darf hier nun endlich zu voller Blüte aufsteigen. Das Maultier, brillant fies dargestellt von Game of Thrones-Star Pilou Asbaek, ist ein mustergültiger Feind, den man ebenso gerne hasst wie bewundert: Ambivalent, gnadenlos, mit einem finsteren Charme ausgestattet und völlig unberechenbar. Da können die weiterhin recht funktional angelegten Hauptfiguren kaum mithalten, auch da ausgerechnet die als zentrale Helden in Stellung gebrachten Gaal und Hari Seldon über weite Strecken kaum relevant in die Handlung eingreifen und diese Funktion anderen Figuren überlassen müssen. Das ist in seiner Summe immer noch sehr, sehr spannend, hat wie gewohnt phänomenale Schauwerte zu bieten, ist schauspielerisch durchgehend erstklassig und hat dutzende, interessante und komplexe Ideen zu bieten. Zudem steht am Ende die Tür zu einem Bruch mit dem bisherigen Konzept offen, was ganz neue Möglichkeiten für die leicht angeknackste Dramaturgie ermöglicht. Bis wir in Erfahrung bringen können, was es damit auf sich hat, wird es aber wohl noch eine Weile dauern: Eine vierte Staffel wurde bereits bestätigt, doch angesichts des enormen Produktionsaufwandes dürfte noch das ein oder andere Jahr ins Land ziehen, bis wir erleben dürfen, wie die Geschichte weitergeht.
Fazit: Das zugrundeliegende Konzept und der enorme Zeitsprung bringen einige dramaturgische Fallstricke mit sich - in dieser Hinsicht zieht sich die dritte Staffel noch sehr achtbar aus der Affäre. Gewisse Längen werden von der optischen Brillanz ausgemerzt, die Geschichte bleibt durchweg spannend. Trotzdem bleibt die zweite Staffel in seiner enormen Konsequenz der bisherige Spitzenreiter von Foundation.
Note: 3+
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