Im Jahr 2120 ist eine Raumschiff-Crew unter dem Kommando des Weyland-Yutani-Konzerns mit dem Auftrag unterwegs, mehrere außerirdische Spezies zur Erde zu bringen. Doch die Mission ist zum Scheitern verurteilt: Das Raumschiff legt ausgerechnet auf dem Gelände des in direkter Konkurrenz stehenden, Multi-Milliarden-Konzerns Prodigy eine Bruchlandung hin. Der junge Billionär Boy Kavalier (Samuel Blenkin) hat sofort das Ziel, die unbekannten Aliens im Wrack einzufangen und für sich zu behalten. Dafür entsendet er mehrere synthetische Menschen, seine eigenen Kreationen, aus, um die Tiere dingfest zu machen. Diese Synthetischen stellen jedoch eigene Prototypen des Konzerns dar, mit welchen Kavalier aufgrund der neu entdeckten Technik, einen menschlichen Verstand in einen Androiden-Körper einzupflanzen, eigentlich ganz neue Möglichkeiten offenlegen wollte. Das Aufeinanderprallen zwischen diesen neuen, technologischen Menschen und den tödlichen, außerirdischen Kreaturen nimmt dabei letztendlich nie gedachte, gefährliche Ausmaße an...
Das Alien-Franchise geht unter Disney in die nächste Runde. Und spätestens jetzt weiß man, dass die Reihe ausgerechnet bei dem Mauskonzern in sehr guten Händen ist. Bereits der im letzten Jahr erschienene Romulus war ein großartiger Beitrag zur Reihe und die erste Serie innerhalb des Franchise wird Fans ebenfalls in reine Verzückung versetzen. Dabei ruht man sich mitnichten auf irgendwelchem Fanservice aus, sondern beschreitet weitestgehend neue Wege. Wenige Monate vor dem Beginn der Handlung des allerersten Alien-Filmes angesiedelt und dabei praktisch keine Elemente mit den Prequels rund um Prometheus teilend, entwickelt die Serie einen ganz eigenen Sog, ohne dabei aber den eigentlichen Kanon zu vernachlässigen. Dementsprechend fühlt sich hier vor allem visuell alles sehr vertraut an, während in der Geschichte entweder bekannte Handlungselemente vertieft oder auch ganz neue Türen aufgemacht werden. Für ersteres spricht dabei der Fokus auf die großen Konzerne, die auch in den Kinofilmen immer schon ein Thema waren, deren große Ziele dabei aber meistens eher schwammig daherkamen. Durch die Erweiterung dieser Welt außerhalb der titelgebenden Xenomorphs entsteht ein ebenso komplexes wie lebendiges Universum, bei dem die Geschichten der menschlichen bzw. synthetischen Charaktere glatt noch etwas spannender sind als die blutigen Monster-Gefechte.
Denn getreu einer Serie, die nun mal viel mehr Zeit als ein Film hat, um seine Charaktere mit ordentlichem Background auszustatten, taucht man ziemlich tief in diese neuen Figuren ein. Dabei geht es vor allem um die Frage, wie menschlich synthetische Wesen sein können... und ob sie nicht vielleicht gar menschlicher sind als ihre Schöpfer selbst. Alien: Earth erschafft besonders hinsichtlich der sehr ambivalent auftretenden Hauptfiguren durchaus erinnerungswürdige Charaktere, die zudem von einem durchweg starken Cast gespielt werden. Es geht um große, emotionale Konflikte, um den Unterschied zwischen Erwachsenen und Kindern und darum, was ein großer Konzern eigentlich darf, selbst wenn er alle Mittel der Welt besitzt. Doch keine Sorge: Auch wenn die Serie viel Zeit aufwendet, um diese ziemlich komplexen Konflikte in Dialogen und mit allerlei Charakter-Arbeit zu verhandeln, so müssen die Monster nicht in den Hintergrund treten. Da es den Machern offenbar mehr als bewusst war, dass ein mittlerweile bekanntes Alien alleine nicht mehr taugt, hat man dafür gleich mehrere, neuer Arten entwickelt, die neben dem Xenomorph für allerlei frischen Schrecken sorgen. Dabei geht es immer wieder enorm blutig und regelrecht eklig zur Sache, während die Horror-Stimmung in den besten Folgen kaum einen Deut hinter dem übergroßen Original zurücksteckt - rein atmosphärisch ist die Serie in dieser Art ein echtes Brett.
Es gibt aber dennoch einige Dinge, an denen man sich stören kann. Dazu gehört nun nicht die visuelle Ausstattung, denn auch rein optisch ist die Serie mit allerlei Referenzen an die alten Filme sowie erstaunlich guten Special Effects ein echter Leckerbissen. Wie von einem Horror-Stoff gewohnt kommt man aber auch hier nicht um einige ärgerliche Szenen herum, in denen sich manche Charaktere wie die letzten Deppen verhalten, da das Drehbuch in diesem Moment unbedingt einen Monster-Ausbruch forcieren möchte. Und solcherlei Patzer fallen in einer Serie, die sich so viel Zeit nimmt, um die Figuren eigentlich sehr clever und nachdenklich zu zeichnen, natürlich noch ein bisschen stärker auf, wenn eben diese Charaktere urplötzlich völlig unvorsichtig handeln. Dabei fällt vor allem die Crew des zu Beginn abstürzenden Raumschiffs auf, wobei man sich mehrmals ernsthaft fragt, warum solch eine so wichtige und vor allem gefährliche Mission schon wieder mit so vielen Idioten besetzt werden musste, die bei der ersten Gelegenheit die Käfigtür offen lassen. Diese Momente sind aber selten, da sich die Drehbücher zumeist um eine nachvollziehbare Eskalation der Ereignisse bemühen. Man könnte ansonsten noch die etwas einseitig geschriebenen Bösewichter bemängeln, die gegenüber den deutlich doppelbödigeren "Heldenfiguren" klischeehafter daherkommen. Oder auch das frustrierend-offene Finale, welches das Warten auf eine (bislang allerdings noch nicht angekündigte) Fortsetzung zur reinen Qual macht. Doch das sind im direkten Kontrast zu allem, was bei dieser Serie ansonsten erstaunlich gut und frisch läuft, dann nur kleine Makel, die kaum weiter ins Gewicht fallen.
Fazit: Mit einer Menge frischen Ideen, interessanten Charakteren und sehr viel Mut hinsichtlich des komplexen Ausbaus dieses filmischen Universums gelingt Disney der Clou, eine Serie zu erschaffen, die es mit den meisten Kinofilmen des Franchise aufnehmen kann. Spannend, wendungsreich, visuell schmackhaft, angenehm fordernd und bisweilen herrlich unangenehm - das ist Alien, wie wir es lieben!
Note: 2-
Kommentare
Kommentar veröffentlichen