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Dirty Angels

Kurz vor dem Ende des Krieges in Afghanistan stürmt eine Truppe IS-Soldaten eine Mädchenschule und nimmt zahlreiche Schülerinnen als Gefangene - eine Befreiung soll nur durch ein hohes Lösegeld erfolgen. Die Soldatin Jake (Eva Green) wird angeheuert, an der Seite eines zu großen Teilen aus Frauen bestehenden Sonderkommandos in den Stützpunkt der Terroristen einzudringen und die Geiseln zu befreien. Im Feindesland sehen sie sich jedoch dauerhaft mit Gefahren konfrontiert, bevor sie überhaupt nur herausfinden können, wo sich die Mädchen aufhalten. Während ihr Team immer mehr dezimiert wird, heckt Jake einen riskanten Plan aus, um die Mission abzuschließen, was ihre Kameradinnen gegen sie aufzubringen droht...

Das hat natürlich ein gewisses Geschmäckle: Der ehemalige James-Bond-Regisseur Martin Campbell hat sich bei diesem in Deutschland direkt für den Heimvideomarkt erschienenen Actioner natürlich nicht für eine dramatische und möglichst realistische Variante entschieden, um eine Geschichte über die grausamen Taten der Taliban und des IS zu erzählen. Stattdessen nutzt er die historischen Hintergründe (wenn auch die gesamte Geschichte fiktiv ist), um daraus einen reichlich groben Action-Thriller zu schnitzen. Und das kann durchaus ein bisschen sauer aufstoßen, wenn diese Gräueltaten, unter denen in dieser Welt auch heute noch etliche Menschen leiden müssen, als Blaupause für einen möglichst brutalen Thriller genutzt werden, in welchem mutige US-Soldatinnen die Welt (oder zumindest einige Menschen darin) retten sollen. Ein gewisser US-Präsident dürfte angesichts dieses Patriotismus jubeln, doch darüber hinaus kann man das Kalkül förmlich schmecken: Die USA retten den Tag, während eine Handvoll guter Einheimischer höchstens noch als Unterstützung mit darf. Solcherlei haben wir in den 80ern vielleicht cool empfunden, doch man hätte erwarten dürfen, dass wir mehr als vierzig Jahre später in dieser Hinsicht etwas weiter sind.
Natürlich muss man aber nicht so tief graben, wenn man das nicht will, und kann Dirty Angels einfach nur als meist sinnfreien, in seiner Handlung reichlich dämlichen Actioner sehen, der einfach nur unterhalten will. Da hätte es ein weniger realer Hintergrund zwar auch getan, aber schieben wir das mal kurz beiseite und stellen die Frage, ob es sich hier zumindest um einen guten Actionfilm handelt. Und ja, prinzipiell lässt es Martin Campbell, der ja seit einigen Jahren nur noch Krachbumm-Ware von der Stange abliefert, hier mal wieder gut krachen. Doch obwohl die toughen Soldatinnen hier bis an die Zähne bewaffnet auftreten und Panzerfäuste, Gewehre, Granaten und Messer stets das tun, was sie am Besten können - erinnerungswürdig ist das nicht. Es ist immer sehr laut, es geht sehr viel kaputt und am Ende türmen sich dabei regelrechte Leichenberge. Die Inszenierung ist dabei aber nicht tricky genug, um aus der x-ten Explosion noch eine Strahlkraft zu bündeln, weswegen diese Nummer hier, obwohl alles immer in Bewegung ist, nicht wirklich spektakulär, sondern nur brachial daherkommt.
Bei all diesen Feuergefechten, Kopfschüssen und Explosionen bleibt für Charakterarbeit im Grunde keine Zeit. Und das ist auch ziemlich schade, denn offensichtlich hatte man es sich hier auf die Fahne geschrieben, einen feministisch angehauchten Actioner zu liefern, bei dem es vorrangig Frauen sind, die den bösen Terroristen in den Arsch treten. Dass es aber nicht reicht, seine Charaktere einfach nur möglichst tough und cool anzulegen (ganz gleich welchen Geschlechts), hätten die Macher wissen sollen. Und deswegen bleibt der gesamte Frauentrupp aufgrund von Dialogen, die so sparsam sind, dass sie eigentlich keine mehr sind, auch leidlich blass. Ruby Rose, Maria Bakalova und Co. begrenzen sich auf möglichst cooles, aber ziemlich aufgesetztes Posing, während Casino Royale-Star Eva Green auch nicht viel mehr tut, außer zusätzlich ständig angestrengt die Augen zusammenzukneifen. Politische Hintergründe sind, trotz des Themas, ebenfalls nicht wirklich angesagt, weswegen es reichen muss, die Taten der Bösen als grausam aufzuzeigen (und ja, das sind sie, was die ersten zehn Minuten ziemlich erschütternd deutlich machen). Also eine ganze Menge Aufwand um einen Film, der letztendlich doch nur ein ziemlich morbider, möchtegern-cooler Actioner ist, den man so auch vor vierzig Jahren in die Videotheken hätte bringen können. Das hätte man auch einfacher haben können, ohne sich dabei so viele kritische Stolperfallen zu bauen - wäre dann zwar genauso dumm, aber letztendlich auch nicht so ärgerlich gewesen.

Fazit: Schauspielerinnen, die mehr posen als spielen; Actionszenen, in denen es dauerhaft kracht, ohne dass irgendwas davon hängen bleibt; und eine Geschichte, die so geradlinig und dumm ist, dass man sich fragt, warum man sie vor solch realen Hintergründen positionieren musste. Vieles hier ist ärgerlich, trotz einer meist sauberen Inszenierung - am Ende ist der Film aber so billig zusammengeschustert, dass man eigentlich nicht so tief graben muss, um sich darüber zu echauffieren.

Note: 4-



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