Der kleine Elio fühlt sich seit dem plötzlichen Tod seiner Eltern nirgends mehr zugehörig - auch seine Tante Olga, die sich seitdem um ihn kümmert, kann diese Lücke nicht schließen. Deswegen ist es Elios größter Traum, mit Außerirdischen Kontakt aufzunehmen und von diesen aufgelesen zu werden, denn unter den Abermillionen von potenziell bewohnbaren Planeten sollte es doch schließlich zumindest einen geben, auf dem er willkommen ist, so glaubt er. Als sein großer Traum eines Tages wahr wird und er gar zu einer echten Alien-Gruppe stößt, die ihn für den Anführer des Planeten Erde halten, kann Elio seinen Augen kaum trauen. Er muss jedoch einige Lügen erfinden, um überhaupt in dieser Welt bleiben zu dürfen... und richtet deswegen auf politischer Ebene plötzlich jede Menge Schaden an.
Es war kein wirklich gutes Jahr für Disney. Mit dem Realfilm-Remake von Lilo und Stitch hatte das Mausstudio zwar einen sehr großen Hit zu verzeichnen, doch zahlreiche andere, teils auch wesentlich teurere Werke gingen an den Kinokassen baden. Das betraf mindestens zwei der in diesem Jahr veröffentlichten Marvel-Filme und auch das kontrovers aufgenommene Remake von Schneewittchen, welches rein finanziell eine echte Katastrophe darstellte... und von dem jüngsten Skandal rund um Disneys Tochter-Sender ABC und die Entlassung von Late-Night-Moderator Jimmy Kimmel haben wir da noch gar nicht gesprochen. Der größte finanzielle Reinfall stellte aber ausgerechnet ein Animationsfilm der Pixar-Sparte dar, die eigentlich ja immer für einen Hit gut sind: Elio verzeichnete den schlechtesten Start eines Pixar-Films überhaupt und verlor an den Kinokassen jede Menge Geld. Da ist es natürlich kein Wunder, dass sich der Konzern zuletzt vor allem an Fortsetzungen und Neuverfilmungen versucht, wenn die Originale mittlerweile kaum noch jemand sehen möchte. Allerdings muss man da aber auch konstatieren, dass die ganz große Pixar-Magie eben nicht mehr ganz so sehr strahlt wie noch zu den großen Zeiten rund um Ratatouille oder Wall-E...
Denn zwar erzählt Elio durchaus eine Geschichte mit sehr viel Herz, wobei vor allem der rührende Beginn und das große Finale auftrumpfen: Da kommt es dann gleich zu mehreren sehr emotionalen Momenten und die Titelfigur ist ohnehin ein großartiger Sympathieträger, für den das Herz schlagen kann. Es sind einige sehr schöne und treffsichere Messages verbaut, wobei Kernthemen wie Familie, Zugehörigkeit, Mut und Freundschaft aufgegriffen und für Kinder angemessen besprochen werden, ohne erwachsene Zuschauer dabei allerdings zu unterfordern. Wirkliche Magie kann der Film aber nur zeitweise ausstrahlen, denn gerade im langen Mittelteil merkt man, wie das Werk ordentlich durchhängt. Und das ist irgendwie bezeichnend, denn gerade Elios spannende Abenteuer im Weltraum stellen hier natürlich das Aushängeschild dar, sind aber wenig aufregender als erwartet. Das liegt auch an dem extrem hohen Tempo, wobei sehr viele Dinge in sehr kurzer Zeit passieren und benötigte Atempausen völlig wegfallen. Das erinnert, auch aufgrund des oftmals sehr lauten und albernen Humors, mehr an die ständig krawalligen Produktionen von Illumination als an Pixar, die neben großer Action und bezaubernder Optik eben vor allem auf erzählerischer Ebene zu begeistern wussten.
Eine berauschende Optik gibt es hier natürlich: Elio ist, wie praktisch alle Pixar-Filme ganz wundervoll animiert, hat unglaublich schöne und farbintensive Bilder mit zahlreichen, witzigen Details und ist somit ein echter Bilderrausch, an dem man sich kaum sattsehen möchte. Trotzdem wirken all diese kleinen und feinen Ideen letztendlich zu skurril, um sie wirklich nachempfinden zu können: Es steckt ganz viel drin, doch es hat letztendlich keinen echten Mehrwert und es fehlen diese wirklich brillanten, cleveren Grundideen, wie sie beispielsweise der überragende Alles steht Kopf an jeder Weggabelung hervorbrachte. Da bringt es dann auch nicht viel, dass der Film auf technischer Ebene nicht nur klotzt, sondern wirklich begeistert, wenn die Geschichte und die Inszenierung am Ende doch nur einen leicht gehobenen, etwas vorhersehbaren und kühlen Standard darbieten. Das ist dann eher auf dem Niveau anderer Animationsfilme, aber sicherlich nicht auf dem von Pixar und deswegen eine kleine Enttäuschung, die vor allem deswegen schmerzt, weil das Weltraum-Thema im Grunde eine Steilvorlage für ein Sammelsurium als schönen Ideen gewesen wäre.
Fazit: Der neueste Pixar-Streich ist zwar hervorragend animiert und hat durchaus Herz, ist letztendlich trotz vieler liebevoller Ideen und kreativer Details zu brav, simpel und chaotisch, um wirklich lange in Erinnerung zu bleiben.
Note: 3-
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