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Call My Agent: Berlin - Die erste Staffel

Die Schauspielagentur Stern gilt als die renommierteste ihrer Art in ganz Berlin. Dort werden keine Möchtegern-Schauspieler*innen vertreten, keine Influencer oder kleine Sternchen, sondern nur die größten, deutschen Stars der Filmbranche. Die zweiundzwanzigjährige Sophie Goldbach (Dana Herfurth) ergattert eher durch einen seltsamen Fehler als durch wirkliches Talent einen Job als neue Assistentin der nach langer Abwesenheit zur Agentur zurückgekehrten Agentin Sascha Massko (Karin Hanczewski). Dabei erhält Sophie schnell einen Einblick in eine Welt des scheinbaren Glamours, wenn Stars wie Moritz Bleibtreu, Katja Riemann oder Iris Berben ihr Leid bei den Agenten klagen. Noch viel schwerwiegender scheinen jedoch die Probleme der Agent*innen untereinander, denn auch wenn der Job ihr ganzes Leben ist, so gibt es noch genug Platz für verbotene Liebeleien, allerlei Familiendramen und sogar echte Konkurrenzkämpfe untereinander...

Die Idee mag von dem französischen Serienoriginal geklaut sein, doch das macht nichts: Das Konzept einer fiktiven Schauspielagentur, in denen die Agent*innen erfundene Figuren sind, die namhaften Stars, die von diesen vertreten werden, jedoch durchweg sich selbst spielen, ist einfach zu gut, um es in deutschen Landen unberührt zu lassen. Und es ist wahrlich beeindruckend, was man sich für ein beeindruckendes Star-Ensemble für die als Aushängeschild der Serie konzipierten Idee zusammentrommeln konnte. Dabei möchte ich gar keine weiteren Namen als jene drei verraten, die ich bereits in der kurzen Handlungsbeschreibung vorweggenommen habe, denn selbst herauszufinden, welcher große, deutsche Star in der nächsten Folge sein Stelldichein gibt, ist ein großer Spaß. Dabei agieren all diese ungemein großen Namen angenehm selbstironisch, nehmen mal nur ihren Beruf als berühmter Star, mal auch ihre Karriere-Knicke und Eigenarten aufs Korn und sorgen so dafür, dass man mehr als einmal gepflegt lachen darf: Diese Serie ist eine regelrechte Wundertüte in Form eines sehr charmanten und witzigen Starauflaufens, bei der man nie genau weiß, welches skurrile Drama denn als nächstes kommt.
Dass man aber innerhalb von zehn Folgen auch so etwas wie eine umfassende Handlung stricken musste, um die oftmals nur für eine Episode thematisierten Dramen eines bestimmten Stars nicht nur zu einer reinen Gag-Parade ohne weitere Zusammenhänge verkommen zu lassen, ist klar. Auch dabei ist der Ansatz, sich auf die deutlich menschlicher und bodenständiger agierenden Mitarbeiter*innen der Agentur zu konzentrieren, prinzipiell eine gute Idee, liefert diese doch im direkten Gegensatz zu den oft überschillernd auftretenden Stars eine Nährstätte, in die man sich besser hineinversetzen kann. Leider tappt die Serie dabei aber auch in die typische Falle einer deutschen Produktion: Wie so oft kann man hier leider nicht aus dem Klischee-Schatten treten und lässt sich nur selten spannendere Dinge einfallen als ungemein überkonstruierte Romantik- und Familienplots. Hier und da ein paar verwandschaftliche Zusammenhänge, da eine neue, geheime Affäre und überall ein bisschen Lügerei und Misstrauen - fertig ist ein Soap-Opera-Plot mit ziemlich mauen Konflikten, den man so schon zigfach gesehen hat... nur, dass hier eben immer wieder deutsche Stars vorbeischauen, die man sonst weitestgehend aus großen Kino-Blockbustern kennt (ja, auch internationale!).
Das klingt nun aber schlechter, als es letztendlich ist, denn nach einigen Anlaufschwierigkeiten, wenn diese sehr ausgewalzten und den Fokus oftmals sogar von den eigentlichen Comedy-Elementen wegziehenden Main-Plots reichlich überraschungsarm anlaufen, kommen sie irgendwann doch besser in Schwung. Man lernt diese verschiedenen Charaktere und somit auch ihre persönlichen Dramen auf Dauer deutlich mehr schätzen und fiebert bei einigen echten Highlight-Momenten und überraschenden Enthüllungen regelrecht mit - besonders die finalen drei Folgen legen dabei ein enormes Tempo hin, wenn es plötzlich für alle Figuren um sehr, sehr viel geht. Zudem ist das gesamte Ensemble durchgehend hervorragend gewählt und überzeugt durch die Bank weg mit sehr natürlichen Leistungen. Im Grunde sind beide Seiten der Medaille (der überzeichnete und herrlich-ironische Comedyfaktor und die deutlich "normaleren" Dramen der Hauptfiguren) an und für sich sehr überzeugend und wissen, trotz manch einer Länge und einiger vermeidbarer Albernheiten, zu gefallen. Richtig zusammenpassen tut das aber nicht, denn gerade wenn die menschlichen Konflikte einige sehr düstere Abgründe offenbaren, beißen diese sich bisweilen doch sehr stark mit den wilderen, wie aus einer anderen Welt stammenden Glamour-Dramen der Stars und Sternchen. Das ist dann tonal etwas uneben, sorgt aber trotzdem dafür, dass man über zehn sehr kurzweilige Folgen hinweg zumindest nie genau weiß, was man in den nächsten Minuten so alles serviert bekommt.

Fazit: Die Grundidee ist auch im deutschen Format ziemlich clever und ermöglichen ein herrlich selbstironisch aufspielendes Star-Ensemble in verrückten Episoden. Die drumherum gebauten Geschichten rund um die eigentlichen Hauptfiguren wirken im direkten Vergleich sehr soapy und beißen sich in ihrer Ernsthaftigkeit oftmals arg mit der schrägen Satire, haben aber vor allem später ebenfalls ihre echten Highlight-Momente.

Note: 3+



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