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Groovy: Serienkritik zu Sam Raimi's "Ash vs. Evil Dead"

Eher unfreiwillig und mittels einer Art ungestümer Tollpatschigkeit erweckt Ash Williams (Bruce Campbell) rund dreißig Jahre nach seinen letzten Erlebnissen mit allerlei untoten Dämonen erneut, indem er unter Drogeneinfluss aus dem finsteren Necronomicon-Buch vorliest, welches er seitdem in Besitz hat. Es dauert nicht lange, bis sich die bösen Mächte vermehren und etliche Menschen unter ihre Kontrolle bringen sowie diverse verstorbene Menschen erneut zum Leben erwecken. Ash tut sich mit seinen beiden Arbeitskollegen Pablo (Ray Santiago) und Kelly (Dana DeLorenzo) zusammen, um das Unheil irgendwie wieder rückgängig zu machen. Indes ermittelt auch die Polizistin Amanda Fisher (Jill Marie Jones) in dem Fall und schießt sich schnell auf Ash als Hauptverdächtigen ein, glaubt sie in ihm doch den Mörder unzähliger Toter gefunden zu haben...

Staffel 1: Über mehrere Dekaden warteten die Hardcore-Fans der originalen "Tanz der Teufel"-Trilogie auf einen vierten Teil der Filmreihe. Der kam nie, doch stattdessen hatte Sam Raimi ein anderes, noch viel besonderes Geschenk parat: Dreißig Jahre nach "Armee der Finsternis" setzt eine Serie die Geschichte fort, holt den Kultschauspieler Bruce Campbell in der Hauptrolle als tollpatschigen Ash Williams zurück und feuert mit allerlei Fanservice aus allen Rohren. Für die Fans der Reihe ist das tatsächlich in jeglicher Hinsicht ein Fest und selbst ich, welcher die originalen Filme eben doch nur als unterhaltsamen Durchschnitt empfand, konnte mich eines zufriedenen Grinsens und einiger erstaunter Ausrufe nicht erwehren. Immer wieder zitiert die Serie gekonnt die Originalfilme mit Details, Anspielungen und direkten Verweisen, erzählt dabei aber dennoch eine eigene Geschichte mit neuen, frischen Nebenfiguren. Die neuen Sidekicks sind dabei ein wenig das Salz in der Suppe, denn durch sie und durch eine angesichts des Serienmarktes automatisch breitere Erzählung gibt es nun endlich so etwas wie eine richtige Handlung. Diese bietet zwar nicht wesentlich mehr als ein Grundgerüst, um Ash und seine Kumpanen von einem Dämonentreffen ins nächste zu schicken, ist aber spannend genug, um über zehn Episoden lang zu fesseln. Allzu ernst nehmen soll man das Ganze natürlich nicht, denn trotz einiger Hilfe von (absichtlich) mauem CGI bleibt man den Wurzeln treu und liefert ein zumeist mit solider Handwerkskunst ermöglichtes Splatter-Feuerwerk der Extraklasse. Das Kunstblut fließt förmlich im Minutentakt, die Körperteile der Opfer fliegen munter durch die Gegend und die fiesen Dämonen haben immer wieder ganze Ladungen von ekligen Körpersäften parat, die sie freudig umherspucken. Zusätzlich dazu gibt es böse Sprüche, welche die politische Unkorrektheit unterstreichen, hinsichtlich des kultigen Helden Ash bisweilen aber auch so arg übers Ziel hinausschießen, dass dieser durchaus etwas unsympathisch und abartig daherkommt. Das wird die Fans aber nicht stören, denn ansonsten ist hier wirklich alles drin, was sie an den Originalfilmen so liebten... und noch etwas mehr in Bezug auf stimmigere Figuren, böseren Humor und übergreifende Geschichten. Und auch für mich war diese erste Staffel mit ihren knackig kurzen Episoden, auch wenn das alles wirklich recht dünn geschrieben ist, spaßig genug, um definitiv dranzubleiben! (Note: 3)
Staffel 2: Dieses hohe Niveau kann die zweite Season dann leider nicht mehr so richtig halten. Nach einigen herrlich überzogenen und originellen Folgen, bei denen die Macher mit schier unendlichen Einfällen bezüglich neuen Besessenheiten und abgefahrener Splatter-Action schießen, zerfasert die erneut sehr dünne Handlung alsbald recht deutlich. Dies zeigt sich in der zweiten Staffelhälfte mittels einem echten Dauerfeuer, bei dem die abgefahrene Splatter-Gewalt zwar wieder ein neues Level in Sachen Ekel erreicht, in Sachen Handlung oder Charakterzeichnung aber absolute Flaute herrscht. In einem immer höheren Tempo wird das Publikum mit irren Dämonenattacken taub geschossen und irgendwann weiß man selbst gar nicht mehr so genau, was die Charaktere denn nun wollen und welche Ziele sie wie erreichen wollen. Das ist ausgesprochen wild und wie gehabt richtig stark inszeniert und die Fans werden sich aufgrund zahlreicher Anspielungen und Verstrickungen mit der Lore aus den Original-Filmen erneut freuen... doch es besitzt nicht mehr dieselbe Frische und verkommt irgendwann zu einer CGI-lastigen und bisweilen sehr anstrengenden Blutspritzerei, die schließlich ermüdet. Negativ fällt auch die Richtung des Humors aus, der zwar erneut angenehm böse und gemein ist, aber immer wieder auch in die unnötig ausgeschlachteten Fäkalwitz-Ecke abzielt. Dabei sind Köpfe, die in gewisse Körperöffnungen geschoben oder Gesichter, die in Urinale gedrückt werden, ohnehin schon nicht witzig, doch feuert die Serie solcherlei Ekelhumor in einer Schlagzahl ab, dass man sich lieber das nächste Kettensägen-Massaker herbeisehnt. Davon gibt es natürlich ebenfalls noch mehr als genug, doch shon zum actionlastigen Finale ist man mit solcherlei Ausuferungen so überschwemmt worden, dass man die letzten spektakulären Wendungen kaum noch richtig genießen kann. (Note: 4+)
Staffel 3: Die dritte Staffel nähert sich zum Glück wieder etwas mehr den Qualitäten der ersten Season an und lässt zwischendurch auch mal die Charaktere zu Wort kommen. Besonders eine (zwar etwas plötzlich eingeschobene) neue Figur ist dazu da, um doch noch ein bisschen Menschlichkeit zwischen all die Blutfontänen zu pflanzen und auch für ein paar feine Konflikte zu sorgen. Die altbekannten Figuren bleiben sich indes weitestgehend treu und auch die vielen verrückten Ideen, die für allerlei makabere und extrem brutale Splatter-Einlagen sorgen, sind wieder mit dabei. Bezüglich der Handlung muss man weiterhin nicht nachdenken, denn alleine die Ausgangssituation, wegen welcher sich nun doch wieder allerlei Dämonen auf der Erde tummeln, ist so simpel, dass es kaum noch einer weiteren Erklärung bedurft hätte. Schwachpunkte finden sich indes trotzdem: So ist die altbekannte Antagonistin in dieser Form doch eher schwach auf der Brust und der Plot findet zwischen all den Zeitreisen, Dämonenfights und dem ständigen Sterben und Auferstehen diverser Charaktere erneut weder Hand noch Fuß. Es erreicht aber auch nicht die enorm anstrengenden, weil viel zu hektischen Überzeichnungen wie in der zweiten Staffel, da immer wieder auch kleine Atempausen eingestreut werden. Enttäuschend fällt hingegen das Serienfinale aus, welches zwar apokalyptische Ausmaße annimmt, die alles im Franchise bisher Gesehene locker in den Schatten stellen... aber eben auch höchst unbefriedigend und offen endet. Da die Serie aufgrund stark fallender Einschaltquoten sehr plötzlich abgesetzt wurde, blieb keine Zeit mehr, um dieser auch einen richtigen Schlusspunkt zu verpassen. So gucken Fans in die Röhre und können nur noch hoffen, dass das Franchise unter Führung von Ash Williams irgendwann doch wieder von den Toten aufersteht, um diesen (durchaus interessanten) Cliffhanger fortzuführen... ob nun als Serie oder doch wieder als richtiger Kinofilm. (Note: 3)

Fazit: Für Fans ist diese Serie ein absolutes Geschenk, welches alles vereint, was sie an den "Tanz der Teufel"-Filmen lieben... und noch deutlich mehr. Das Splatter-Vehikel überzeichnet bisweilen zwar zu stark und war schon vor dem Beginn der dritten Season deutlich auserzählt, macht immer wieder aber auch erstaunlich viel Spaß. Sofern man einen robusten Magen und einen sehr, sehr makaberen Humor mitbringt.



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