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Halbgarer Gruselabklatsch: Filmkritik zu "The Pope's Exorcist"

Pater Gabriele Amorth (Russell Crowe) ist so etwas wie der persönliche Exorzist der Papstes - er steht hoch in seiner Gunst und wird immer wieder für heikle Exorzismen eingesetzt, da seine Erfolgsquote beispiellos scheint. Die meisten Besessenen entlarvt er recht früh als Scharlatane, doch sein neuester Fall soll ihn wie noch nie fordern: Die Besessenheit des jungen Henry Vasquez (Peter DeSousa-Feighoney) scheint kein Schwindel zu sein und ein Dämon grinst Amorth schon bei seinem ersten Besuch im Hause der Familie Vasquez aus den Augen des Jungen an. Amorth beschließt, den Kampf gegen den unbekannten, teuflischen Widersacher aufzunehmen und muss sich dabei auch auf die Hilfe des noch unerfahrenen Paters Tomas Esquibel (Daniel Zovatto) verlassen. Dabei weiß Amorth jedoch noch nicht, welch düstere Ziele der Dämon wirklich verfolgt...

Irgendetwas muss da doch gewesen sein, was Russell Crowe, einen der berühmtesten und begabtesten Hollywood-Stars dieses Planeten, zu diesem Engagement bewogen hat. Denn der mit dem Oscar ausgezeichnete "Gladiator"-Star würde doch nicht einfach so die Hauptrolle in einem schematischen Horrorfilm übernehmen, wenn dieser nicht etwas wirklich Originelles zu erzählen hätte. Tja, die lapidare Antwort lautet, dass Crowe wahrscheinlich einfach mal Lust hatte, auch in diesem Genre einen Versuch zu wagen, was man ihm ja auch nicht absprechen mag - einfach mal was Neues, zumindest für ihn. Für das Publikum, welches mindestens einen der tausenden Exorzismus-Filme der vergangenen fünfzig Jahre gesehen hat, gibt es jedoch nichts Neues, hangelt sich dieser Film doch maßlos uninspiriert am Einerlei des Genres entlang und ist dabei nicht mal fähig, sein Minimum an Geschichte mit einer atmosphärischen Inszenierung auszugleichen. Und auch der Faktor der historischen Fiktion, bei der ein Teil der Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht haben soll, mag im Zeitalter der das so auch schon durchgekauten und wesentlich besseren "Conjuring"-Filme niemanden mehr vom Hocker hauen.
"The Pope's Exorcist" ist von vorn bis hinten eine erwartbare Geisterschau, die das Rad nicht nur nicht erfindet, sondern auch noch deutlich schläfriger und durchsichtiger als viele seiner Genre-Kollegen anmutet. Regisseur Julius Avery drückt von Anfang an ohne jegliche Subtilität auf die Tube und lässt bis zum krachenden Finale, in welchem endgültig die arg billig aussehenden CGI-Tricks das Ruder übernehmen, keinerlei atmosphärische Stimmung zu. Das bedeutet natürlich, dass dieser Film im Gegensatz zu den fein aufgebauten und viel dichter inszenierten "Conjuring"-Filmen niemals gruselig ist... für einen Horrorfilm schon mal ein schlechtes Zeichen. Es ist aber wirklich erstaunlich, wie sehr sich Avery auf die üblichen Zutaten verlässt, aber offenbar keinerlei Ahnung hat, wie er diese denn auch ansprechend darlegen soll. Es reicht heutzutage (und auch vor fünfzig Jahren) einfach nicht, den besessenen Jungen wild herumschreien zu lassen, Kreuze von Geisterhand umzudrehen und Menschen durch die Gegend zu schleudern. Das ist alles so laut und dementsprechend wirkungslos inszeniert, dass ich mich rasch gelangweilt habe. An die Charaktere, die im Grunde keinerlei Background zugestanden bekommen, mag man sich da auch nicht klammern, weswegen neben dem echten Horrorfeeling auch die Möglichkeit fehlt, mit sympathischen Figuren mitzufiebern.
Das Einzige, was diesen Film also zumindest an der Oberfläche zu einem Werk macht, welches sich von der üblichen Dutzendware abhebt, ist sein Hauptdarsteller - es kommt nun mal nicht alle Tage vor, dass ein solch erfolgreicher Megastar die Hauptrolle in einem ansonsten arg schematischen, schon etliche Male gesehenen Exorzisten-Gähner übernimmt. Crowe scheint daran dann auch eine Menge Spaß zu haben und legt seinen Pater Amorth leichtfüßig und charmant an. Trotzdem wirkt er irgendwie fehl am Platze, ist seine Darstellung doch viel zu künstlerisch wertvoll und deswegen in diesem Setting arg überzeichnet. Eine wirkliche Bindung konnte ich zu seiner darüber hinaus eher dünn gezeichneten Figur nicht herstellen, auch wenn es eine seltsame Freude war, Crowe in solch einem für ihn ungewöhnlichen Setting arbeiten zu sehen. Ob er sich damit einen Gefallen getan hat, bleibt abzuwarten, denn ich würde ihn nur ungern sehen, wie er sich in weiteren solcher Werke verramscht. Die Tür zu etwaigen Fortsetzungen stößt der Film am Ende jedenfalls sehr weit auf... und das lässt dann wirklich Böses vermuten.

Fazit: Inszenatorisch vollkommen einfallslos und unatmosphärisch, nur auf den langweiligen Knalleffekt aus und ohne eine einzige, wirklich zündende Idee. Russell Crowe tänzelt hierbei auf seiner eigenen Klaviatur und wirkt dementsprechend deplatziert - mehr davon muss wirklich nicht sein.

Note: 4



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