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Schaurige Langeweile: Filmkritik zu Disneys "Geistervilla"

Sie haben kaum einen Schritt in ihr neues Heim gewagt und haben schon ein großes Problem: Die alleinerziehende Mutter Gabbie (Rosario Dawson) und ihr Sohn Travis (Chase W. Dillon) machen die Bekanntschaft mit einer ganzen Armada aggressiver Geister in ihrem Haus. Da eine Flucht nicht mehr möglich ist, ohne dass der Spuk ihnen überall hinfolgt, muss Hilfe her. Diese wird in Form des Wissenschaftlers Ben Matthias (LaKeith Stanfield) gefunden, der zwar eigentlich nicht an Geister glaubt, angesichts der Geschehnisse in der düsteren Villa aber rasch bekehrt ist. Da nun auch an ihm der Spuk haftet, beschließt Matthias der Familie aus der Patsche zu helfen und herauszufinden, wie man diesen beenden kann. Dabei schließen sich nach und nach auch der Priester Kent (Owen Wilson), das Medium Harriet (Tiffany Haddish) und der schusselige Professor Bruce Davis (Danny DeVito) der Geisterhatz an...

Von den zahlreichen Flops, die Disney im Jahr 2023 verkraften musste, war dieser bislang vielleicht der schmerzhafteste. Denn wo "Arielle, die Meerjungfrau" und "Elemental" zumindest im Streaming noch zu vertitablen Hits wurden und die Einspielergebnisse von potenziellen Blockbustern wie "Ant-Man and the Wasp: Quantumania" und "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" nur enttäuschend, aber nicht vollends desaströs waren, ging die Neuauflage der Freizeitparkattraktions-Verfilmung "Geistervilla" so richtig baden. Wobei man sich schon fragen muss, warum Disney ganze 150 Millionen Dollar (!) in die Hand nahm, um ein Reboot eines Filmes zu machen, den vor zwanzig Jahren schon keiner sehen mochte... und dann auch noch wenige, dafür aber richtig maue Promotion zu betreiben. Mir fällt kein Grund ein, warum man diesen Film zu diesem Preis machen sollte und die Quittung kam dann eben prompt. Dass der Film floppte, dürfte hier aber auch qualitative Ursachen haben, ist "Geistervilla" nämlich schon wieder ein furchtbar generisches, langatmiges und erstaunlich unlustiges Werk, wie wir es von Disney zuletzt viel zu oft vorgesetzt bekamen.
Das Drehbuch ist beispielsweise eine mittelschwere Katastrophe. Da hat man immerhin einen recht launigen Cast zusammengetrommelt, der gerade in Form von LaKeith Stanfield und "Loki"-Star Owen Wilson eine ansteckende Spielfreude bereitet... und gibt ihnen dann aufgrund mangelhafter, absolut schablonenhafter Charakterzeichnung so gut wie nichts an die Hand. Natürlich erwartet hier niemand etwas wahnhaft Originelles, denn die Zeiten von richtigem Mut im Blockbuster-Kino der Disney Studios scheinen ohnehin vorbei - man bedenke da den herrlichen "Fluch der Karibik", der ebenfalls auf einer Attraktion der Disney Parks beruhte und mit lebendigen Charakteren, wendungsreichen Plots und allerlei Spaß und Augenzwinkern daherkam. Im direkten Vergleich geht "Geistervilla" nicht nur angesichts seiner farblosen Figuren auf Nummer sicher, sondern hat auch darüber hinaus keine guten Ideen zu bieten. Nach einer einigermaßen netten Einführung in den Plot klamaukt sich der Film nur noch über etliche Geisterspiränzchen, die trotz des immensen Budgets rein visuell sehr matschig daherkommen. Den Actionszenen fehlt jegliche Dynamik oder auch nur eine originelle Idee und die Optik verkommt (ebenfalls typisch für Disney) zu einer Art gräulichem Matsch.
Erschwerend kommt hinzu, dass "Geistervilla", der natürlich gerne eine Art familienfreundliche Horror-Komödie wäre, weder gruselig noch wirklich witzig ist. Die Sätze, die sich die Charaktere zumeist frotzelnd vorwerfen, entbehren jeglicher Wortwitz. Stattdessen sprechen die Figuren (und auch das ist schon wieder typisch für heutige Disney-Filme) immer wieder laut das aus, was wir auf dem Bildschirm bereits sehen, inklusive Lachpausen, in denen aber kaum jemand lacht. Das wirkt ungemein bemüht und scheint stets den Platz füllen zu sollen, in denen die Charaktere eigentlich auch etwas witziges oder zumindest nützliches sagen könnten. Tun sie aber nie, weswegen sich "Geistervilla" praktisch durchweg falsch anfühlt, wie ein unsauberes Bühnenstück ohne Inhalt. Es war irgendwie zu erwarten, dass auch dieser Disney-Film eine solche Art Blaupause darstellen würde, schade ist es trotzdem: Die Inszenierung wirkt so fahrig und müde und der Plot so vorhersehbar und minimalistisch, dass man sich schon nach wenigen Minuten ernsthaft langweilt. Dem setzt der Film auf visuelle Art auch kaum etwas entgegen, wirkt das Greenscreen-Gehusche doch nach wie vor wahnsinnig steril und leer. Letztendlich hat diesen Film keiner gebraucht und es hat zuvor natürlich auch niemand wirklich danach gefragt, weswegen man sich ernsthaft fragen muss, ob Disney überhaupt noch weiß, nach was das Publikum derzeit verlangt.

Fazit: Steriler, langatmiger und furchtbar generischer Fantasy-Streifen, der nicht nur an einem vorhersehbaren Plot und schablonenhaften Charakteren, sondern auch an visueller Ödnis krankt. Ein Flop mit Ansage, bei dem besonders die zähen Dialoge und die allgemeine, unlustig-bemühte Verquatschtheit nerven.

Note: 4-



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