Völlig allein und ohne jegliche Orientierung erwacht die Astronautin Riya (Eiza Gonzalez) an Bord ihres Raumschiffes. Von der restlichen Crew scheint niemand mehr am Leben zu sein. Seltsame Bilder entstehen in ihrem Kopf, die wie kleine Schnipsel zu zeigen scheinen, was geschehen ist, doch kann sie sich darauf kaum einen Reim machen. Was sie jedoch weiß: Die Atmosphäre dieses merkwürdigen Ortes, an welchem sie gestrandet ist, ist keine freundliche und irgendetwas ist noch mit ihr hier. Etwas, das die restliche Crew getötet hat und nun vermutlich auch hinter ihr her ist. Mit den wenigen Dingen, die sie auftreiben kann, versucht sie eine Möglichkeit zur Flucht zu finden... als sie mit Brion (Aaron Paul) auf einmal einen weiteren Überlebenden trifft, der mehr zu wissen scheint als sie.
An den US-Kinokassen ist dieser kleine Sci-Fi-Horrorfilm so dermaßen untergegangen, dass man sich einen Kinostart für die deutschen Leinwände gleich sparte. Hierzulande ist "Ash" ohne große, vorherige Werbekampagne direkt auf Amazons Streamingdienst verramscht worden, was wahrscheinlich nur die wenigsten mitbekommen haben dürften. Und es ist verständlich, dass der Film in Amerika so wenig beachtet wurde, da sich der ehemalige DJ und nun Regisseur Flying Lotus nicht daran machte, das Werk irgendwie für den Mainstream aufzudröseln. Das ist zumindest in inszenatorischer Hinsicht clever, da Lotus zwar mit einem minimalen Budget arbeiten musste, aus diesem aber noch einiges herausholt. Zwar sind viele Computer- und Maskeneffekte indiskutabal schlecht, doch rein atmosphärisch kann sich das Ding immer wieder sehen lassen. So arbeitet Lotus nicht nur sehr stimmig mit Licht und Schatten (was für einen Horrorfilm wichtig ist), sondern auch mit bunteren Farben, die sehr kräftig wiedergegeben werden und dabei stetig eine Atmosphäre des Unwirklichen heraufbeschwören.
Mit der Zeit nutzt sich diese Art der sperrigen Inszenierung, die rein optisch einen recht kruden Zwitter aus "Alien", "2001" und Danny Boyles "Sunshine" ergibt, aber ab. Immer wieder aufflackernde Bilder von schmelzenden Gesichtern, untermalt mit kreischenden Soundeffekten, erschrecken erst, doch irgendwann hat man diese Art der wilden Inszenierung durchschaut und beginnt damit, den Film auf andere Dinge abzuklopfen. Und da bietet "Ash" unter der Oberfläche eben doch nicht viel mehr als die typische Alien-Geschichte, in welcher Menschen einen Ort betreten, den sie mal lieber ignoriert hätten. Lotus begnügt sich mit einigen, etwas leidlosen Anspielungen, bleibt aber dennoch reichlich oberflächlich, sodass der inszenatorische Schrecken recht schnell unter der Handlungsarmut erblasst. Sogar bei der knackig kurzen Laufzeit von nur rund neunzig Minuten bleiben etwaige Längen nicht aus, wenn sich die beiden Hauptdarsteller recht langsam durch die sofort als Studiokulissen enttarnten, blassen Räumlichkeiten zwängen und darüber hinaus wenig mehr passiert als das Flackern von bunten Lichtern und ein paar zwischenzeitlich aufploppenden, grinsenden Grimassen.
Wie gesagt, immer wieder ist diese Form der Inszenierung auch treffsicher und es gibt eine Handvoll Szenen, die dabei auch eine gewisse Schauerstimmung mit sich bringen. Für einen knackigen Kurzfilm hätte dieser Ansatz auch funktioniert, doch auf handlungsarme 90 Minuten gestreckt ist das hier dargebotene, klischeehafte Drehbuchgepinsel einfach zu dünn. Eiza Gonzalez und "Breaking Bad"-Star Aaron Paul agieren so motiviert es nur geht, doch angesichts der mauen Dialoge, die sie hier untereinander austauschen müssen, können auch sie sich nie recht nach vorne spielen. Zwischen beiden entsteht keine dringliche Chemie und über die Figuren an sich erfährt man ohnehin so gut wie nichts. Zudem ist die Ausgangslage eines Gedächtnisverlusts der Hauptfigur, damit man sich wie sie völlig orientierungslos fühlt und erst im Nachhinein erfährt, was hier überhaupt geschehen ist, ein solch alter Hut, dass man darüber eigentlich nur noch den Kopf schütteln mag. Das ist dann an der Oberfläche zwar immer mal wieder ganz spannend und optisch einigermaßen interessant, darunter aber so tot wie der Rest der Crew zu Beginn des Films.
Fazit: Aus dem Minimal-Budget wird mit einem spannenden Farbenspiel und einigen netten Tricks noch erstaunlich viel herausgeholt. Neben der enormen Handlungsarmut und den schwachen CGI-Effekten entsteht aber schon bald ordentliche Langeweile, wenn man sich an die Inszenierung des Regisseurs viel zu schnell gewöhnt hat.
Note: 4
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