New Rome war einst eine schillernde Metropole, doch heute gedeiht darin die Korruption. Die Reichen beuten die Armen aus, die Zukunft sieht trotz goldener Farben mehr als düster aus. In diesem Reich hat der junge Architekt Cesar Catiling (Adam Driver) den Traum, die Welt zu einem besseren Ort machen - mit enormer Vorstellungskraft und einer Erfindung, die alles verändern soll, möchte er New Rome in jeglicher Form revolutionieren. Doch der greifbare Fortschritt würde die Macht des regierenden Bürgermeisters Franklyn Cicero (Giancarlo Esposito) gefährden, weswegen er alles daran setzt, Cesar kleinzuhalten. Da passt es ihm natürlich gar nicht, dass sich ausgerechnet seine eigene Tochter Julia (Nathalie Emmanuel) begeistert für Cesar's Innovationen zeigt...
Wenn eine der größten, lebenden Regie-Legenden nach dreizehnjähriger Leinwand-Abstinenz zurückkehrt und mit seinem neuesten Film zugleich ein langgehegtes Wunschprojekt und einen der größten, finanziellen Flops der jüngeren Kinogeschichte abliefert, wird darüber natürlich schnell berichtet. Und was wurde nicht gezetert über "Metropolis" - eines der schlechtesten Werke der letzten Jahre, eine Beleidigung für die prestigeträchtige Filmografie von Francis Ford Coppola. Und gänzlich unberechtigt sind diese Stimmen tatsächlich nicht, denn der Erschaffer solch monumentaler Werke wie "Der Pate" oder "Apocalypse Now" hat sich mit diesem Projekt eindeutig verhoben. Dass er dabei an dem Mainstream-Geschmack des breiten Publikums vorbeidenkt, ist nicht schlimm, doch dass er darüber hinaus nicht in der Lage ist, dieses völlig außer Kontrolle geratene Projekt noch irgendwie sinnig zu erden, stößt auf. So lesen sich die Artikel über wirre Dreharbeiten, in die Höhe geschossene Budgets, entlassene Mitarbeiter und unkontrollierte Pläne letztendlich ziemlich glaubwürdig, denn am Ende ist "Megalopolis" so vollgestopft mit Wirrwarr, dass die guten Ideen, die darunter schlummern, nur noch mit ganz viel gutem Gewissen überhaupt erkennbar sind.
Dabei weiß Coppola's Inszenierung erst einmal zu beeindrucken. Mit modernster Technik erschafft er einen Look, der zugleich künstlich und einnehmend aussieht und aufgrund seiner herausragenden Farbenarbeit vom Hocker haut. Ein wenig erinnert das an Tim Burton, der ebenfalls mit leicht als solche zu erkennenden Spezialeffekten arbeitet und dennoch das Kunststück vollbringt, diese irgendwie echt und greifbar zu inszenieren. So ist Coppola's "Megalopolis" auf optischer Ebene durchaus beeindruckend und erschafft Bilder, die man so wahrlich nicht alle Tage sieht. Und natürlich konnte sich eine Legende wie er auch alle namhaften Stars leisten, die er haben wollte - denn wenn Coppola anklopft, kommen sie alle. Mit Adam Driver in der Hauptrolle konnte er ohnehin nicht falsch liegen, denn der ist eh immer gut und überzeugt dementsprechend auch hier. Etwas seltsam mutet jedoch die Tatsache an, dass Coppola auch Stars besetzte, deren Karrieren durch etwaige Verhaltensweisen und Ansichten in den letzten Jahren einen ordentlichen Knacks abbekommen hatten: Während ein Dustin Hoffman hier nur noch einige Sätze bellen darf, sind die Auftritte der "Transformers"-Stars Jon Voight und Shia LaBeouf nur noch als skurill zu bezeichnen, womit sich beide während des Niedergangs ihrer Karrieren keinen echten Gefallen getan haben dürften. Innerhalb der obskuren Figuren kann sich da nur Aubrey Plaza als gewissenlose Reporterin noch positiv in Stellung bringen. Für weitere große Namen wie Laurence Fishburne oder Jason Schwartzman bleibt innerhalb des illustren Ensembles wenig zu tun, während sich "Fast & Furious"-Racerin Nathalie Emmanuel oder "Breaking Bad"-Fiesling Giancarlo Esposito in tragenden Rollen freispielen können.
Das Schaulaufen großer Stars und der Prunk mit einer starken Optik bringen jedoch nichts, denn das Drehbuch (sofern es überhaupt eines gab, denn auch hier gibt es zumindest widersprüchliche Berichte) ist eine halbe Katastrophe. Coppola hat zwar einen packenden Kernkonflikt, kann diesen aber innerhalb seiner dramaturgisch völlig zerfaserten Geschichte nie wirklich zur Geltung bringen - und bleibt in seinen altbekannten Parabeln über die "bösen Reichen" und die Ausbeutung der Armen dann auch noch reichlich oberflächlich. Immer wieder schiebt er obskure Einzelszenen zwischen, in denen gestandende Stars in kitschigen Kostümen ziemlichen Nonsens aufsagen müssen. Das mag experimentell sein und in gewisser Weise mutig, erzählt unter dem Deckmantel der Kunst aber nichts, was irgendwie aufregend oder zumindest einleuchtend wäre. Im Mittelteil zerfasert das gesamte Konstrukt dann vollends und sämtliche Charaktere scheinen nur noch wie aufgescheuchte Hühner durch CGI-Hintergründe zu rennen - einzig Adam Driver bleibt eine Konstante, die mit fortschreitender Laufzeit jedoch ebenfalls immer dünner zu werden droht. Emotional packt einen hier somit nichts, "Megalopolis" bleibt eine sich aufplusternde Luftblase voller futuristischer Glückskeks-Weisheiten und allerlei Protzerei. Das wirkt dann schon arg verkopft und fehlgeleitet und ist somit sicherlich nicht das große Comeback, welches sich ein jeder von dem großen Francis Ford Coppola erhofft hatte.
Fazit: Coppola's Traumprojekt bleibt eine reichlich sterile Luftblase, voller Stars und optischer Brillanz, zugleich aber auch gefüllt mit dramaturgischem Nonsens, allerlei Oberflächlichkeiten und schrägen Figuren ohne Mehrwert. Ein Sammelsurium, welches zugleich alles und nichts ist, wohinter sich wesentlich weniger verbirgt, als zuvor sicherlich beabsichtigt war.
Note: 4
Kommentare
Kommentar veröffentlichen