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Speak No Evil (2024)

Während eines Urlaubs in Italien lernt das in London lebende, amerikanische Ehepaar Louise (Mackenzie Davis) und Ben Dalton (Scoot McNairy) den Arzt Patrick (James McAvoy), dessen Frau Ciara (Aisling Franciosi) und deren Sohn Ant (Dan Hough) kennen. Besonders Louises und Bens Tochter Agnes (Alix West Lefler) baut über den gleichaltrigen Ant schnell eine Beziehung zu der Familie auf, weswegen zurück in London beschlossen wird, eine Einladung Patricks, sie in Südengland zu besuchen. Louise und Ben erhoffen sich von dem Ausflug zudem eine Klärung ihrer derzeitigen, kritischen Beziehungssituation und im besten Fall neue Freunde. Doch der Trip wird schon früh unangenehm, als Patrick und Ciara diverse Grenzen überschreiten und der kleine Ant Agnes offensichtlich etwas wichtiges zu zeigen versucht, was diese jedoch aufgrund seiner verlorenen Fähigkeit zu sprechen, nicht wirklich verstehen kann...

Das nur zwei Jahre nach dem Original erschienene US-Remake von dem dänischen Horror-Hit "Speak No Evil" ist natürlich über weite Strecken der selbe Film. So werden viele Szenen beinahe eins zu eins übernommen, die Figurenkonstellation und natürlich auch die Ausgangssituation sind exakt die selben und bis auf die Änderung von diversen Namen und Orten gibt es erstmal wenig zu entdecken, was eine solche Neuverfilmung wirklich nötig machen würde. Doch dann gibt es sie doch, diese kleinen, aber feinen Änderungen, die ich mir von diesem Remake gewünscht habe. So hatte ich beim umjubelten Original doch einige Kritikpunkte, die besonders die innere Glaubwürdigkeit der ganzen Geschichte betrafen. Auch hier ist das Remake nicht perfekt und hat besonders mit dem Verhalten der Familie Field, welches ihren Zielen offensichtlich völlig entgegensteht und deswegen erneut als arg effekthascherich angesehen werden muss, immer noch seine Probleme. An anderen Stellen kann das Remake durch ein paar kleine Veränderungen aber deutlicher machen, warum das Ehepaar Dalton aufgrund mehrerer Vorfälle nicht schon früher die Flucht ergreift - es sind oftmals nur ein paar minimale Dreher, die aber insgesamt schlüssiger wirken und dem Film dabei helfen, in der Spur zu bleiben.
Und wem das nicht reicht oder wer beim Original an dieser Stelle ohnehin keine Probleme hatte, der sollte sich die Neuverfilmung vor allem aufgrund der Performance von James McAvoy ansehen. Der "Glass"-Star hat hier zum wiederholten Male eine schier diebische Freude daran, den Soziopathen darzustellen, bei dem man nie genau weiß, was er als nächstes vom Stapel lässt, dass einem da schon ganz anders werden kann. Die bekannten Szenen des Originals, die auch beim Remake noch so unangenehm anzusehen sind, dass man tatsächlich die Zähne zusammenbeißen muss, werden von McAvoy grandios getragen. Auch der Rest der Besetzung leistet großartige Arbeit: So ist es mehr als passend, das Ehepaar Dalton mit den Charakterköpfen Mackenzie Davis und Scoot McNairy zu besetzen, denn diese verleihen den Charakteren immer wieder eine angenehme Würde, die Konflikte zwischen ihnen werden passend auf den Boden der Tatsachen geholt. Und Aisling Franciosi darf dabei dann auch noch einen ambivalenten Charakter zum Besten geben, der immer wieder durch ganz kleine, feine Details etwas Überraschendes und Unvorhersehbares erhält.
Wer das Original also nicht kennt, dürfte hier angesichts von weniger Glaubwürdigkeitsproblemen ohnehin seine Freude haben und über rund achtzig Minuten einen richtig atmosphärischen Thriller sehen. Dann jedoch kommt die mit Abstand größte Änderung gegenüber dem Original um die Ecke, die das Finale betrifft - jenes war damals wahnsinnig intensiv, wenn auch etwas effekthascherisch und unter den angesprochenen Logiklöchern etwas leidend. Beim Remake war man über weite Strecken auf dem besten Weg, diesen Showdown glaubwürdiger zu erzählen, ohne ihm aber seine ungemeine Wucht zu nehmen, die uns damals schier den Boden unter den Füßen weggezogen hat... aber kurz vor der Zielgerade drehen die Macher dann doch um. Es war zu erwarten, dass das US-Remake nicht solch extreme Wagnisse eingehen würde. Dass man sich im Umkehrschluss jedoch dazu entschloss, aus dem traumatischen Ende des Originals einen typischen Slasher-Showdown mit allen filmischen Klischees zu bauen, der in Sachen Spannung deutlich nachlässt und bisweilen gar unfreiwillig komisch daherkommt, ist ziemlich schade. Hier hat man es sich auf den letzten Metern verbaut, sich einerseits vom Original abzusetzen und dennoch richtig fordernd zu sein - stattdessen ist die letzte halbe Stunde dieses zuvor so packenden Thrillers nur noch der pure Mainstream. Und das passt leider gar nicht.

Fazit: Insgesamt ist das Remake aufgrund eines Drehbuchs, welches die Glaubwürdigkeitsprobleme unter den Figuren und im Plot besser (wenn auch nicht immer perfekt) in den Griff bekommt, dem Original überlegen... auch dank eines grandiosen James McAvoy. Erst gegen Ende lässt der Film aufgrund seines stark veränderten, mainstreamigen Finales so richtig nach.

Note: 3



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