Nach dem erfolgreichen Abschluss des letzten Falls verbringt Billy McBride (Billy Bob Thornton), nun 50 Millionen Dollar schwerer, seinen Alltag wieder mit seinen Lieblingsbeschäftigungen und beginnt auch erneut damit, mehr zu trinken. Ein neuer Fall kommt ihm da gerade recht, obwohl er diesen anfangs gar nicht annehmen möchte: Der befreundete Barkeeper Oscar Suarez (Lou Diamond Phillips) bittet Billy um Hilfe, da sein sechzehnjähriger Sohn Julio (Diego Josef) wegen zweifachen Mordes angeklagt wird. Julio schwört auf seine Unschuld und sein Vater gibt ihm sogar ein Alibi, welches jedoch wenig glaubhaft scheint. Billy übernimmt den Fall und trommelt dafür auch sein altes Team zusammen - es dauert jedoch nicht lange, bis er damit wieder den falschen Menschen auf die Füße tritt und diese Gewalt sprechen lassen, um ihre Geheimnisse zu verbergen...
Ein Fortschritt ist bei dieser zweiten Staffel immerhin bei der Hauptfigur Billy McBride zu sehen - der wirkt nun nicht mehr besonders den weiblichen Charakteren gegenüber allzu überheblich, sondern kommt etwas nahbarer und auch sympathischer daher. Darüber hinaus macht diese Staffel viele Fehler erneut, die schon die erste Season beging, und fügt noch einige weitere hinzu. Darunter leidet besonders der zentrale Plot, der in seinen wirren Winkelzügen völlig diffus daherkommt und sich förmlich überschlägt mit all den klischeehaften Bösewichten und Mittelsmännern noch und nöcher. Ewig viel Zeit wird darauf verschwendet, die zahlreichen Antagonisten irgendwie zu erzählen und dennoch erhält kaum einer von ihnen wirklich ein Profil. Dabei findet man weitere Überhöhungen, die sich auch bereits bei William Hurt in der Vorgängerstaffel fanden - Fieslinge verhalten sich nur noch wie überzeichnete Super-Villains, was bis zur Grenze der absoluten Karikatur vollzogen wird. Dadurch wirken die finsteren Männer, die uns eigentlich schauern soll, bisweilen regelrecht lächerlich und die Geschichte verliert alsbald völlig den Faden dahingehend, was all diese Menschen denn nun eigentlich genau wollen.
So fügt man den zentralsten Bösewichten gleich mehrere Motive hinzu, die allenfalls auf der reinen Behauptungsebene funktionieren. Denn wirklich zu Ende gedacht hat man diese schwer zu durchblickende Scharade aus politischen Verschwörungen, Auftragsmorden und Kartell-Kriminalität wohl nicht wirklich, weswegen zahlreiche Plots völlig antiklimatisch auslaufen. Zudem kocht der Plot fast über von richtig ärgerlichen Löchern, bei denen die Macher sogar zu faul waren, diese noch angemessen zu verschleiern, sei es nun durch die Inszenierung oder zumindest ein paar halbgare Erklärungen. So verbringt eine Folge über vierzig Minuten mit der Geiselnahme eines Charakters, enthält uns anschließend jedoch vor, wie diese überhaupt ihr wirkliches Ende fand. Offensichtlich ist, dass die Autoren oftmals selbst keine Idee hatten, wie sie gewisse Situationen auflösen sollen, weswegen sie diese entweder einfach verschweigen oder sich einen unglaubwürdigen Deus-Ex-Machina-Moment aus dem Ärmel schütteln. Das erinnert dann kaum noch an eine mal realistisch angehauchte Justiz-Serie, sondern mehr an einen Popcorn-Kino-Thriller ohne Substanz.
Da hilft es auch wenig, dass die sympathischen Nebenfiguren hier zumindest zu Großteilen wieder von der Partie sind, denn entweder bekommen diese im weiteren Verlauf viel zu wenig zu tun oder fallen mittlerweile ebenfalls dadurch auf, dass ihnen das Drehbuch völlig hirnrissige Verhaltensweisen auf den Leib schreibt. Dabei fällt vor allem die von "Lost"-Star Tania Raymonde gespielte Britany negativ auf, die sich oftmals so bescheuert verhält, dass es schwer fällt, diese zuvor noch ambivalent geschriebene Figur ernstzunehmen. Nach einer völlig gehetzten Finalfolge, in der sich die Ereignisse überschlagen und trotzdem nichts so richtig passt, ist man dann auch ziemlich müde. "Goliath" hat sich schon in der zweiten Staffel thematisch völlig verrannt, verbindet einen nur noch marginal in Gerichtsgebäuden spielenden, völlig überzeichneten Thriller mit spröden Drama-Elementen aus dem Klischeebaukasten und völlig unpassenden Splatter-Szenen, die so auch aus dem letzten "Saw"-Film stammen könnten. Das will alles vorne und hinten nicht passen, weswegen auch der nach wie vor gute Cast und eine schwungvolle Inszenierung dieses wirre Drehbuchgepinsel nicht retten können.
P.S.: Die dritte Staffel habe ich anschließend nach zwei Folgen abgebrochen, denn bereits diese scheinen auf einen weiteren, ziemlich erheblichen Qualitätsabfall hinzudeuten. Die Story kommt enorm sprunghaft und mit allerlei verqueren Elementen wie Drogenrauschs und Halluzinations-Sequenzen daher, die vollkommen willkürlich wirken. Von knackigen Dialogen fehlt mittlerweile jede Spur. Als ich las, dass die vierte Staffel daraufhin sogar noch Musical-Elemente einführen soll, beschloss ich, "Goliath" Lebewohl zu sagen. Weitere Kritiken zu den zwei noch folgenden Seasons wird es von mir also nicht geben.
Fazit: Ein erheblicher Rückschritt zur auch nur bereits durchschnittlichen ersten Staffel, wobei vor allem die schwammigen Drehbücher, welche völlig den Fokus bei der undynamischen, klischeehaften und überzeichneten Geschichte verlieren, enttäuschen. Trotz eines aufgeweckten Casts ist das hier erzählerisch über weite Strecken ziemlich faul.
Note: 4
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