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The Killer (2024)

Für den gefährlichen Gangster Finn (Sam Worthington) erledigt die Auftragsmörderin Zee (Nathalie Emmanuel) in Paris diverse Jobs - meist, ohne viel zu hinterfragen. Bei ihrem neuesten Auftrag kommen ihr jedoch im letzten Moment der Ausführung Zweifel und sie hinterlässt mit der unbeteiligten Zivilistin Jenn (Diana Silvers) eine lebende Zeugin, die Zee jedoch aufgrund einer Augenverletzung nicht mehr identifizieren kann. Finn ist von dem Ausgang des Jobs dennoch enttäuscht und setzt weitere Killer an, die die Zeugin unschädlich machen sollen - sicher ist immerhin sicher. Doch Zee wendet sich gegen ihren Auftraggeber und versucht, Jenn zu schützen. Diesen Versuch unternimmt auch der Pariser Polizeiinspektor Sey (Omar Sy), der zugleich versucht, die mysteriöse Killerin zu enttarnen, die in seinem Wirkungsbereich herumschleicht...

So richtig hat das Comeback des legendären Regisseurs John Woo in Hollywood nicht geklappt - zumindest war kaum jemand so richtig beeindruckt von seinem Versuch, mit dem lapidaren "Silent Night" wieder für einen stilsicheren Action-Kracher zu sorgen. Nun geht Woo sogar soweit, einen seiner eigenen Filme einer Frischzellenkur zu unterziehen, wobei "The Killer" eher eine Neuinterpretation als ein klassisches Remake seines im Jahr 1989 entstandenen, gleichnamigen Hong-Kong-Actionfilms zu sein scheint. Ganz genau kann ich das nicht feststellen, da ich das Original in diesem Falle bisher nicht gesehen habe (angesichts der positiven Stimmen möchte ich dies aber irgendwann mal nachholen). Online scheinen Fans jedoch anzumerken, dass die Geschichte zwar die selbe ist, aber an vielen Stellen so abgeändert und optimiert wurde, dass man nicht von einer richtigen Neuverfilmung sprechen kann und dem will ich dann einfach mal glauben. Da ich ansonsten keine wirklichen Vergleiche ziehen kann, bleibe ich bei dem, was ich zweifelsohne beurteilen kann und das ist folgendes: John Woo hat seine Actionszenen sehr gut im Griff, doch der Motor der dramaturgischen Ausführung hapert bisweilen ganz fürchterlich.
Das liegt auch daran, dass die Geschichte sehr simpel, im Grunde schon klassisch daherkommt. Die Erzählung einer Auftragskillerin, die sich gegen ihre Vorgesetzten wendet, ist ja eigentlich ein alter Hut und es kommt schließlich darauf an, wie man diese noch umsetzt und ihr noch einen gewissen Verve verleiht. Hier ist Woo dann aber nicht viel mehr eingefallen als das Altbekannte, weswegen Überraschungen ausbleiben und die ganze Nummer ziemlich geradlinig durchgezogen wird. Daran muss natürlich erstmal nichts schlecht sein, allerdings ist die Geschichte einfach nicht spannend genug, um über zwei Stunden lang bei der Stange zu halten. Das liegt auch an "Fast & Furious"-Star Nathalie Emmanuel, die sich zwar redlich Mühe gibt, der man die Rolle als knallharte Killerin hier aber nicht so recht abnehmen mag. Und neben ihr fällt auch Sam Worthington negativ auf: Der Mann, der mit der "Avatar"-Reihe einen grandiosen Durchbruch feierte, über dieses Franchise hinaus aber nie wirklich einen Fuß in die Tür bekam, zeigt auch hier erneut sein Unvermögen, eine ohnehin klischeehafte Rolle glaubwürdig auszufüllen. So richtig gefallen tut dann auch nur Omar Sy, der mit konsequentem Charme, aber auch der nötigen Ernsthaftigkeit als loyaler Polizeiinspektor wirklich gut passt.
Sorgsam über die zu lange Laufzeit verteilte Actionszenen sorgen schließlich für ein wenig Abhilfe und dafür, dass man dennoch gut unterhalten wird von dieser eher mau erzählten Geschichte. Die Stilmittel, für die John Woo bekannt ist, werden auch hier wieder ausladend eingebaut: So gibt es zahllose Super-Zeitlupen und immer wieder flattern natürlich auch die berüchtigten Tauben durchs Bild. Das ist durchaus spektakulär, zeigt aber auch, dass Woo mit seiner Inszenierung noch immer in der "guten, alten Zeit" festhängt. Das kann klassisch und dementsprechend charmant daherkommen, wirkt hier durch einige Überzeichnungen aber auch manchmal etwas altbacken. Die weitestgehend handgemachte Action weiß aber dennoch zu gefallen, wobei ein (überraschend brutales) Shoot-Out in einem Krankenhaus schon mal erste, knallharte Impulse setzt. Getoppt wird dies dann von dem Finale, welches alle Register des Action-Kinos zieht: Brutale 1-gegen-1-Kämpfe, allerlei Explosionen, Motorräder, fliegende Kugeln und coole Moves. Woo hat sein Handwerk in dieser Hinsicht also keinesfalls verlernt, weswegen sich eine Sichtung von "The Killer" für alle, die sowieso nur an stilvoller Action interessiert sind, ohnehin lohnen dürfte. 

Fazit: Die Geschichte ist ein alter Hut und wird auch nicht mit neuen, erfrischenden Impulsen zurückgebracht - die Charaktere bleiben klischeehaft, der Plot will keinen Schwung erzeugen. Bei seinem Steckenpferd, den virtuosen Actionszenen mit altbekannten Stilmitteln, ist John Woo aber nach wie vor voll in seinem Element.

Note: 3-



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