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How To Sell Drugs Online (Fast) - Die erste Staffel

Der siebzehnjährige Moritz (Maximilian Mundt) muss einen herben Schlag verkraften: Seine Freundin Lisa (Lena Klenke) macht mit ihm Schluss, nachdem er gerade ein Jahr auf ihre Rückkehr aus Amerika gewartet hatte. Doch so leicht möchte Moritz nicht aufgeben und versucht alles, um seine große Liebe zurückzugewinnen. Dabei muss er erkennen, dass sich Lisas Persönlichkeit komplett gewandelt hat, sie mittlerweile regelmäßig Drogen nimmt und auch ihren Jungstyp geändert zu haben scheint. Um sie zu beeindrucken, fasst Moritz die Entscheidung, Lisa Drogen zu schenken. Aus dieser fixen Idee entspinnt sich jedoch bald ein echtes Geschäftsmodell, in welches Moritz auch seinen besten Freund Lenny (Danilo Kamperidis) mit einbezieht. Dabei scheffeln sie jedoch nicht nur schnell jede Menge Geld und nutzen ihre technischen Fähigkeiten für allerlei kriminelle Energie, sondern geraten auch ins Fadenkreuz des örtlichen Dealers Buba (Bjarne Mädel)...

Ich muss zugeben, dass der Hype um diese deutsche Hit-Serie bislang ziemlich an mir vorbeigegangen ist. Jeder redete darüber, doch ich habe nie einen Blick riskiert. Nun, wo die vierte Staffel jedoch kurz vor ihrer Veröffentlichung ist und die gesamte Geschichte wohl auch endgültig abschließen soll, war es auch Zeit für mich, reinzuschauen. Und das ist gar nicht so schwer: Die erste Staffel besteht nur aus sechs Episoden, die jeweils höchstend dreißig Minuten lang sind - dementsprechend einfach ist es, die ganze Season an nur einem Abend durchzubingen. Das wird auch dadurch erleichert, dass die sechs Folgen ein schier irrsinniges Tempo mitbringen. Das muss natürlich praktisch so sein, da die Serie jede Menge Figuren und Handlungsstränge in kürzester Zeit erzählen muss - in einigen Momenten fühlt sie sich daher auch etwas gehetzt an und manchen Szenen hätte etwas mehr Zeit gut getan. So bleibt der Nebencharakter der Gerda noch ziemlich konturlos und auch die Figur des Buba kommt in seiner wenigen Zeit nur wie ein ziemlich überzeichnetes Klischee daher - allerdings hat "Stromberg"-Star Bjarne Mädel augenscheinlich auch so viel Freude an dessen Verkörperung, dass diese Figur ungemein viel Spaß macht.
Und Spaß macht auch die gesamte Serie. Trotz des zumeist ernsten Hintergrunds haben die Macher die Serie fast schon als eine Art seriöse Comedy entwickelt, was angesichts der teils obskuren Wendungen und Einzelsituationen jedoch auch sehr gut passt. Bei all diesen teils schrägen Szenen und Momenten von herrlicher Situationskomik werden aber niemals die Charaktere aus den Augen verloren. Die Autoren beweisen ein sehr feines Gespür für die jungen Figuren, ein Verständnis für die Probleme, Sorgen und Ängste der Generation Z. Daher sind die vergleichweise unaufgeregten Szenen, in denen es um Liebeskummer, Familienprobleme oder auch einfach den drögen Schulalltag geht, mindestens ebenso spannend wie der Hauptplot rund um das Drogengeschäft - aus einem völlig anderen Grund eben. Da die Charaktere der Dreh- und Angelpunkt sind, ist eine starke Besetzung wichtig und auch hier haben die Macher alles richtig gemacht. Über die Hauptdarsteller Maximilian Mundt und Danilo Kamperidis bis hin zu "Fack Ju Göhte"-Star Lena Klenke und einigen namhaften, deutschen Gaststars macht hier jeder einen ausgezeichneten, darstellerischen Job.
Die Inszenierung tut dazu ihr Übriges, um vollends zu begeistern, geht mutige Regie-Wege, um die Leben und Gedankengänge der Figuren auch visuell greifbar zu machen. Die Dialoge sind treffsicher geschrieben, die Musikauswahl sehr stimmig ausgesucht. So fühlen sich die sechs Folgen hintereinander dann ebenfalls wie an ein Rausch, wobei die Dramaturgie aber ebenfalls stimmt. Man hat das Gefühl, den Figuren beim Entwickeln zuzusehen, sodass der Wechsel zwischen charakterorientierten Szenen und Momenten, die die Handlung urplötzlich rasend voranbringen und um 180 Grad drehen, sehr stimmig wirkt. Allerdings fällt es schwer, die ganze Geschichte (die ja offensichtlich irgendwie wahr sein soll oder zumindest auf wahren Begebenheiten beruht) so richtig zu glauben. Auch aufgrund des hohen Tempos wirken einige Entwicklungen recht simpel, andere arg überzeichnet und forciert. Das tut dem Vergnügen keinen echten Abbruch, sorgt aber dafür, dass die innere Glaubwürdigkeit bisweilen etwas Schaden nimmt. 

Fazit: Stark besetzt, grandios inszeniert und mit einer nahezu zwingenden, oft humorvollen Dynamik kreiert, unterhält die erste Staffel dieser deutschen Thriller-Serie auf höchstem Niveau. Trotz einiger deutlicher Überzeichnungen bleiben die spannend geschriebenen Figuren der dramaturgische Mittelpunkt, wobei es vor allem gelingt, den jungen Charakteren echtes Leben einzuhauchen und Verständnis für ihre Sorgen und Taten zu vermitteln.

Note: 2-



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