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Nonnas

Nach dem Tod seiner Mutter ist Joe Scaravella (Vince Vaughn) am Boden zerstört und weiß nicht mehr, was er mit seinem Leben noch anfangen soll. Dem Rat seines besten Freundes Bruno (Joe Manganiello) folgend, der ihm nahelegt, sich eine ganz neue, frische Leidenschaft zu suchen, kauft Joe ohne größere Sicherheiten ein leerstehendes Restaurant. Dieses möchte er unter den Namen seiner Mutter eröffnen und dabei alte Rezepte seiner Familie für die Besucher darbieten. Gekocht werden sollen diese von echten Nonnas, italienieschen Großmüttern, die ihre ganz eigenen Ideen und Zutaten einbringen und damit eine familiäre Stimmung erschaffen. Doch es gibt gleich einen ganzen Haufen Probleme zu bewältigen: Die angestellten Omas kriegen sich ständig in die Haare, der Inspekteur stellt sich quer und auf den letzten Metern geht Joe dann sogar noch das Geld aus. Es scheint, als könne nur noch ein Wunder das Restaurant noch vor der Eröffnung vor seinem Ende bewahren...

"Nonnas" beruht auf einer ganz zauberhaften, wahren Geschichte, in welcher der echte Joe Scaravella eine wunderbare Idee für ein Restaurant hatte, in welchem er Großmütter kochen ließ, um den ganz besonderen Esprit in den Mahlzeiten und vor allem auch im Drumherum zu erschaffen. Der Film, der von "Vielleicht lieber morgen"-Regisseur Stephen Chbosky inszeniert wurde und der gestern seine Premiere bei Netflix hatte, trifft das Herz der Geschichte, bleibt darüber hinaus aber blass. Man merkt Chbosky die Leidenschaft für diese Geschichte zwar an, doch sind ihm darüber hinaus wenige Ideen eingefallen, die sein Werk über zwei Stunden frisch halten würde. Erst gefällt die unaufgeregte, nahezu stille Inszenierung, doch mit der Zeit merkt man, dass es an Fallhöhen fehlt. Chbosky erzählt zwar von den zahlreichen Steinen, die Scaravella vor der Eröffnung in den Weg gelegt wurden, doch da es sich hier durchweg um ein Feel-Good-Movie handelt, ist das Happy End eigentlich nie wirklich in Gefahr. Konflikte werden aufgemacht und dann recht steril wieder gelöst - nichts darf hier wirklich eine bedrückende Stimmung aufbauen.
Das ist verständlich, doch dann muss im Gegensatz zumindest der Witz stimmen. Es ist sicherlich eine Freude, den vier kochenden Nonnas dabei zuzusehen, wie sie sich über Rezepte und die Geheimnisse des Kochens in die Haare kriegen - nicht zuletzt deswegen, weil hier mit Susan Sarandon, "Die Sopranos"-Star Lorraine Bracco, Brenda Vaccaro und der aus der "Der Pate"-Trilogie bekannten Talia Shire vier echte Altstars am Herd stehen, die keine Szene anbrennen lassen (dafür aber das ein oder andere Gericht). Die Inszenierung ist jedoch nicht vital genug, um diesen vier Grande Dames echte Knüller an die Hand zu geben. Auch Vince Vaughn bleibt neben ihnen viel zu brav und glatt, um wirklich aufzufallen. Da all dies recht langsam verläuft und zudem ohne große Überraschungen, dafür mit manch einer platten Nebengeschichte und etwas ungelenk geschriebenen Dialogen, auskommt, schleichen sich in diese zwei Stunden durchaus einige Längen ein. Immer wieder gibt es zwar auch sehr herzliche Momente, doch kommen auch diese zu simpel daher - man spürt, welche Knöpfe alle Beteiligten hier drücken wollen und kommt sich deswegen ein wenig zu arg an der Nase herumgeführt vor.
Es gibt dennoch einiges auf der Haben-Seite. Da wäre zum einen die musikalische Untermalung zu vermelden, die gerade hinsichtlich der Wahl ihrer Songs immer wieder voll ins Schwarze treffen. Und es ist zudem mehr als erfrischend, eine kleine Komödie zu sehen, die sich weniger auf dauerhafte, böse Gags stützt, sondern auch einfach mal ganz simpel, ohne große Lacher, dafür aber mit dem Herz am rechten Fleck unterhält. Besonders sensibel geht der Film zudem mit dem Thema des Verlusts um, wenn die Nöten der Hauptfigur angesichts des Todes seiner Mutter ausführlich und nahbar erzählt werden - in diesen Momenten glänzt dann auch Hauptdarsteller Vaughn, während er ansonsten sehr zurückhaltend agiert. Man hätte sich angesichts der sehr schönen, wahren Hintergrundgeschichte also noch etwas mehr versprochen von diesem kulinarischen Werk... auch weil "Nonnas" zwar ständig von der Magie des Essens redet, dann aber erstaunlich wenig darüber erzählt, wie diese Köstlichkeiten eigentlich zustande kommen und was es braucht, um diese so richtig zu erleben. Hier wäre etwas mehr Begeisterung für das eigentliche Produkt, die Leidenschaft für das Kochen und Essen, mehr als passend gewesen, weswegen der Film an seinem eigenen, herzlichen Thema beinahe ein wenig vorbeirudert.

Fazit: Trotz der rührenden, wahren Geschichte, auf welcher der Film basiert, bleibt "Nonnas" aufgrund seiner blassen Inszenierung und dem Übersehen der eigenen, guten Ideen im Mittelmaß hängen. Es ist zwar eine Freude, den schlagfertigen Damen in der Küche zuzusehen, doch insgesamt bleibt der Film zu brav und vorhersehbar, um einen deutlichen Eindruck zu hinterlassen.

Note: 3-



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