Direkt zum Hauptbereich

Paddington in Peru

Als Paddington Brown einen Brief von der Mutter Oberin (Olivia Colman) erhält, die in dem Heim für betagte Bären Peru arbeitet und berichtet, dass es seiner Tante Lucy nicht gut gehe, gibt es für den kleinen Bären kein Halten mehr. Sogleich bricht er nach Peru auf und hat dabei die gesamte Familie Brown im Schlepptau, die sich dieses gemeinsame Abenteuer, nachdem sie sich zuvor deutlich auseinandergelebt haben, nicht entgehen lassen möchte. Doch vor Ort dann der Schrecken: Tante Lucy ist spurlos verschwunden! Paddington und die Familie Brown begeben sich auf die Suche und erhalten dabei Hilfe von dem charmanten Flussschiffkapitän Hunter Cabot (Antonio Banderas), der seinen Kahn bereitstellt, um den Amazonas zu besegeln. Doch schon bald stellt sich heraus, dass die Reise noch ein anderes Ziel als das Aufspüren von Paddingtons Tante hat...

Es ist einiges anders in dem dritten Teil der beliebten "Paddington"-Reihe, dessen zwei erste Filme nicht nur mich nachhaltig verzaubert haben. Der auffälligste gleich zu Beginn: Sally Hawkins ist nicht mehr dabei, ihre Rolle wurde stattdessen von Emily Mortimer übernommen. Tatsächlich hat man sich an diesen Besetzungstausch aber recht schnell gewöhnt, da Mortimer ihre Sache ebenfalls gewohnt gut macht und der Rest des bekannten Casts dafür wieder mit dabei ist. Die zweite Änderung betrifft den Handlungsort, denn das charmante London wird hier recht zügig hinter sich gelassen, um dafür nach Peru zu reisen. Da geht dann der britische Charme, durch den diese Reihe stets lebte, leider deutlich verloren. Dieses Manko wird aber mit der prunkvollen Optik ausgeglichen, denn statt in Studios zu drehen wie herkömmliche Blockbuster, reiste das Team tatsächlich nach Peru (und nach Kolumbien). Das Ergebnis: Großartige Bilder von malerischen Dschungellandschaften, die ungemein beeindruckend fotografiert sind und tatsächlich echtes Abenteuer-Feeling statt matschiger CGI-Atmosphäre versprühen.
Allerdings haben diese Änderungen auch einen gewissen Preis, denn auf reiner Handlungsebene und vor allem bezüglich der Emotionen hält "Paddington in Peru" nicht ganz mit den Vorgängern mit. Die zuvor noch sehr persönlichen Abenteuer, die stets auch etwas mit den eigenen Problemen der Figuren erzählt haben und deswegen nicht nur die Lachmuskeln, sondern auch das Herz trafen, weichen hier zu Beginn einer recht generischen Abenteuer-Geschichte. Da ist dann zwar mehr Platz für Action, aber dafür weniger für echte Gefühle, welche die beiden ersten Filme noch dauerhaft zur Schau stellten. Erst während der letzten vierzig Minuten, wenn der Film während eines wendungsreichen, ungemein witzigen und letztendlich auch sehr bewegenden Finales sämtliche Handlungsstränge und Anspielungen sinnvoll verknüpft, kommt das alte Feeling wieder auf... dann aber so richtig! Plötzlich werden Themen wie Familienzusammenhalt, Herkunft, Heimat und Freundschaft wieder wichtig und passend auserzählt, sodass kein Auge trocken bleibt.
Auch bezüglich des Humors dauert es eine Weile, bis dieser wieder richtig sitzt. Aufgrund des nun fehlenden, britischen Hintergrunds fällt dieser etwas harmloser und ebenfalls generischer aus - große Lacher gibt es seltener, oftmals bleibt es eher bei kleinen Schmunzlern. Volltreffer sind wie immer Paddingtons Hang zum versehentlichen Chaos, wenn er Kettenreaktionen auslöst, die dann auch mal einen ganzen Kahn zu versenken drohen, auch wenn diese hier etwas bemühter anlaufen als noch in den Vorgängern. Und dann ist da natürlich der Cast, der wie gehabt eine mordsmäßige Freude zu haben scheint, in diese Reihe zurückzukehren. Julie Walters ist so gut aufgelegt wie immer, Hugh Bonneville sorgt erneut für die ganz großen Lacher und auch manch ein bekanntes Gesicht darf sich noch mal von seiner charmanten Seite zeigen. Von den neuen Top-Stars im Cast hinterlässt "Uncharted"-Star Antonio Banderas den nachhaltigsten Eindruck, da dieser offensichtlich einen großen Spaß dabei hatte, hier mal richtig abzudrehen. Der Auftritt von Olivia Colman hingegen fällt nur in die Sparte "solide", da die Ausnahme-Schauspielerin leider erst viel zu spät so richtig von der Leine gelassen wird.

Fazit: "Paddington 3" hält aufgrund des fehlenden, britischen Charmes und einer eher generischen Abenteuer-Geschichte nicht ganz mit den beiden Vorgängern mit. Pünktlich zum Finale obsiegen aber wieder der wilde Humor und auch das große Herz, während der brillante Cast über manch eine Schwäche des Drehbuchs locker hinwegspielt.

Note: 3+



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Meine Erstsichtungen vom 08.07.24 bis zum 14.07.24

Girl You Know It's True: Musiker-Biopic von Simon Verhoeven, mit Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Mitsou Young und Graham Rogers Dem Film über das umstrittene Musik-Duo Milli Vanilli gelingt das Kunststück, einerseits ungemein unterhaltsam zu sein und andererseits einen der größten Skandale der Musikgeschichte zu erzählen, ohne ihn großartig auszuschlachten. Stattdessen gibt der Film den beiden verrufenen Künstlern ihre Würde zurück, indem er die Hintergründe des Aufstiegs und Falls der beiden Ikonen genau dezidiert und dabei nicht wütend mit dem Finger auf einen bestimmten Schuldigen zeigt - das ist dann auch für Kenner noch hochinteressant, bisweilen spannend und mit einigen emotionalen Tiefschlägen ausgestattet. Trotz einiger Längen hält Simon Verhoevens Regie den Film durchweg am Leben, die Musikszenen sind energetisch inszeniert. Zudem wissen nicht nur Tijan Njie und Elan Ben Ali in den Hauptrollen durchweg zu überzeugen, sondern auch Matthias Schw...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...