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Sirens (2025)

Die fünfundzwanzigjährige Simone DeWitt (Milly Alcock) glaubt, das große Los an Land gezogen zu haben: Sie arbeitet in einem luxuriösen, auf einer Insel vor New York gelegenen Anwesen als persönliche Assistentin ihrer Chefin Michaela Kell (Julianne Moore). Dabei treibt sie das Personal mit immer neuen Aufträgen in den Wahnsinn, muss sich dafür jedoch völlig dem strengen Kodex ihrer Chefin unterordnen... bis hinein in ihr Privatleben. Das Luxusleben steht jedoch Kopf, als auf einmal Simones ältere Schwester Devon (Meghann Fahy) auf der Insel auftaucht. Diese sucht ihre Schwester aufgrund eines Notfalls in der Familie und möchte sie dazu überreden, wieder nach Hause zu kommen. Für Simone ist alleine die Anwesenheit ihrer ständig zeternden Schwester unter zahlreichen, reichen Gästen der reine Horror... und als Devon dann auch noch Michaela kennenlernt und sogleich vermutet, dass die schwerreiche Chefin manch eine Leiche im Keller hat, ist das Chaos perfekt.

Viel schien hier nicht schiefgehen zu können. Die Geschichte las sich interessant und könnte sich gleich in mehrere Richtungen entwickeln. Handelt es sich hier um ein personenbezogenes Familiendrama, welches vor allem zwischen den beiden ungleichen Schwestern ausgetragen wird? Oder doch um eine wilde Komödie, welche eine Fish-out-of-Water-Geschichte der schnodderigen Devon unter etlichen, luxuriösen Partygästen erzählt? Oder doch ein Thriller, bei dem die undurchsichtigen Machenschaften von Simone's kühler Chefin aufgedeckt werden müssen? Die Antwort: Irgendwie alles und dennoch nichts davon so richtig. Natürlich will ich nicht vorwegnehmen, wohin sich "Sirens" innerhalb seiner fünf Folgen entwickelt, doch es ist kein Spoiler zu sagen, dass alles irgendwie seinen Platz hat und man sich deswegen gewaltig verzettelt. Letztendlich liegt der Fokus aber auf dem unspannendsten Punkt: Die Serie wandelt sich alsbald zu einem recht schnöden Drama, in welchem die Geschichte der beiden mit einem ziemlich düsteren Hintergrund ausgestatteten Schwestern noch überzeugend erzählt ist, während das Drumherum sich immer mehr mit ebenso langweiligen wie überzeichneten Liebesaffären, einem Ehekrach, einer Dreiecks-Geschichte und noch einigem mehr herumschlägt. Und das ist über fünf Stunden lang bisweilen ziemlich lahm.
Diese Enttäuschung spürt man anfangs noch nicht recht, da "Sirens" gleich mehrere Brotkrumen in verschiedene Richtungen auswirft, denen man erst noch bereitwillig folgt. Und obwohl all das am Ende zu einem runden Abschluss kommt, bei dem das allerletzte Bild das perfekte Ende für diese Mini-Serie darstellt (hier also bitte keine Fortsetzung produzieren), ist der Weg dahin ein leidlicher. Dabei gehen der betut schräge, so aber schon oft gesehene Humor bezüglich der ach so oberflächlichen Obrigkeit und die bisweilen harten Dramaaspekte niemals sinnig Hand in Hand. Gerade der Humor, der bemerkenswert flach daherkommt, wirkt hier stets wie ein bemühter Fremdkörper in einer Geschichte, die überhaupt nicht auf billige Schenkelklopfer ausgelegt ist. Viel mehr bezieht der Plot eigentlich seine Spannung aus den Figuren, die allesamt ihre Geheimnisse zu haben scheinen... was sie am Ende verbergen, ist dann aber gar nicht mal so aufregend und hätte so auch in einer Daily Soap Platz finden können. Nur ohne die schönen Bilder einer ebenso schönen Insel, die hier in allerlei Urlaubsstimmung abfotografiert wurde, Sonnenuntergängen am Strand inklusive.
Die Besetzung rettet diese Mini-Serie dann jedoch vor dem totalen Untergang, was aber irgendwie auch klar war. Denn diese liest sich ohnehin schon beeindruckend und wer Schauspiel-Schwergewichte wie Oscarpreisträgerin Julianne Moore, Kevin Bacon und "House of the Dragon"-Star Milly Alcock vor der Kamera versammelt, darf sich auf feines Schauspieler-Kino einstellen. Alle drei, vor allem aber die noch etwas unbekanntere Meghann Fahy in der zentralsten Rolle der Serie, machen ihre Sache erwartungsgemäß hervorragend. An Alcock konnte ich mich dabei ohnehin nie sattsehen - die junge Schauspielerin transportiert allein über ihre Mimik so viele verschiedene Emotionen, dass man seinen Blick kaum von ihr abwenden kann. Kein Wunder, dass das Team bei ihr immer wieder auf entlarvende und packende Nahaufnahmen setzte. Und Julianne Moore? Die ist ohnehin immer gut, doch hat man bei ihr das Gefühl, dass sie Rollen wie diese nun schon desöfteren gespielt hat und sich daher ein wenig auf dieser Sicherheit ausruht. Das genügt, um immer noch den heimischen Bildschirm zu beherrschen, doch ihre jüngeren Nachwuchs-Stars kann sie damit nicht überstrahlen.

Fazit: "Sirens" versucht ganz viel, erreicht dabei aber wenig. Die überzeichneten Comedy-Aspekte stehen dem leisen Drama ebenso im weg wie die soapigen Liebes-Dreiecks-Geschichten und der fahrig erzählte Thriller-Plot. Immerhin beeindruckt der Cast mit viel Spielfreude, kann dabei aber auch nicht über die etwaige Langeweile hinwegtäuschen.

Note: 4



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