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Fear Street: Prom Queen

Im Jahr 1988 ist der Abschlussball für die sechs Kandidatinnen, die sich als mögliche Ballkönigin bewerben, das wichtigste Ereignis ihres bisherigen Lebens. Besonders die von ihren Mitschülern ständig gemobbte Lori Granger (India Fowler) erhofft sich mit ihrem möglichen Gewinn eine Besserung der sozialen Umstände in ihrem Leben. Allerdings macht ihr ihre Konkurrentin Tiffany Falconer (Fina Strazza) das Leben mehr als nur schwer und versucht selbst, alle in der Schule dazu zu überreden, für sie zu stimmen. Als plötzlich eine Kandidatin nach der anderen rund um den Schulball brutal durch die Hand eines in einen roten Regenmantel gekleideten Killers ums Leben kommen, gibt es jedoch erstmals größere Probleme als den Griff nach der Krone...

Es schien eigentlich eine gute Idee zu sein, bezüglich der "Fear Street"-Reihe fortan auf weitestgehend für sich stehende Einzelfilme zu setzen. Zwar waren die ersten drei, als zusammenhängende Trilogie inszenierten Streifen ziemlich unterhaltsam, doch scheiterte Netflix letztendlich daran, über diese einzelnen Geschichten einen passenden Deckel zu stülpen. Man wünscht sich nun jedoch, dass "Prom Queen" mehr im Fahrwasser der vorherigen Geschichte spielen würde, der hier nur noch ein paar halbgare Anspielungen und den berüchtigten Handlungsort Shadyside mit der ersten Geschichte gemeinhat. Nicht, weil es noch eine weitere Fortführung der damaligen Trilogie gebraucht hätte (auch wenn das angesichts der vielen Geschichten, die darin erzählt wurden, sicherlich möglich wäre), sondern weil alles andere besser gewesen wäre als dieser völlig daneben gegangene Versuch, das Franchise wiederzubeleben. Nicht nur sorgt dieser Film für erhebliche Plotholes innerhalb des Franchise, sondern auch für einiges an Ärger angesichts seiner absolut undiskutabel miesen Qualität.
Natürlich möchte "Prom Queen" in erster Linie eine Verbeugung vor den damaligen 80er-Slashern sein, die (man möge mir diese Worte verzeihen) eben auch weitestgehend billig produziert, mies geschrieben und ungemein klischeehaft waren. Ich frage mich nur, was eine Verbeugung vor Schundfilmen bringen soll, wenn man deren eigenen Kultfaktor nicht imitieren kann und zudem nicht bereit ist, die damaligen Fehler auszubessern? "Prom Queen" ist eine billige Nachmache von schlechten Filmen, mit der Ausnahme, dass dieser hier absichtlich so schlecht gemacht wurde, um an diese Klassiker zu erinnern. Das spürt man bereits an den Dialogen, die so dermaßen mies sind, dass dies von keinem Drehbuchautor der Welt hätte durchgewunken werden sollen - der Verdacht, dass hier mal wieder eine KI am Werk war und dieses Endergebnis zum Schluss nicht noch mal kontrolliert wurde, liegt nahe. Die Figuren sind allesamt höchst unsympathisch, grauenhaft geschrieben und unterhalten sich ausschließlich in peinlichen Klischees. Spätestens, wenn ein zentraler Konflikt zwischen zwei Figuren durch ein Tanz-Battle (!) ausgetragen werden soll, ist die Grenze zur banalen Parodie gesprengt und der Film lässt sich eigentlich nur noch mit ganz viel Alkohol genießen.
Dieser geschriebene Schund passt dann auch zu den schauspielerischen Leistungen, denn auch hier scheint man mit voller Absicht die miesesten Teenie-Darsteller*innen gecastet zu haben, die in diesem Moment auffindbar waren. Neben diesen müssen aber auch die wenigen, bekannteren Namen zur Verantwortung gezogen werden, denn was Lily Taylor und vor allem "Alien: Covenant"-Star Katherine Waterston hier zum Besten geben, ist in jeder Faser peinlich. Einzig Hauptdarstellerin India Fowler hat zumindest noch ein bisschen Ausstrahlung, muss sich aber ebenfalls den grausigen Dialogzeilen und dem repetitiven Pacing, welches keinen Spannungsbogen ermöglicht, geschlagen geben. Im Ernst, dieser Film unterscheidet sich im Grunde nur dadurch von billigen Schrott-Produktionen wie "Mouse Trap" oder "Winnie Puuh: Blood & Honey", dass hier mehr Geld in die visuelle Präsentation floss. Dementsprechend sind die zahlreichen Kills hier zwar völlig einfallslos, aber immerhin angemessen matschig. Wenn das jedoch alles ist, was ein moderner Slasher heute zu erzählen hat, ist das eine unglaubliche Bankrott-Erklärung. Netflix trägt sein gerade wiederbelebtes und beliebtes Horror-Franchise also mit dem vierten Kapitel zu Grabe. Diesmal bitte keine Wiederauferstehung.

Fazit: Das vierte, nur noch lose mit den ersten Filmen verbandelte "Fear Street"-Kapitel ist eine Beleidigung für jeden mitdenkenden Zuschauer. Man weiß nicht, was am schlimmsten ist: Die schlafwandelnden Schauspieler*innen, die grauenhaften Dialoge, das komplette Fehlen von Suspense und Horror oder doch die peinliche Tanzszene, die als Parodie in einem ernstgemeinten, billigen Schrott-Slasher den Höhepunkt des Ärgernisses bietet.

Note: 5-



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