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Das Rad der Zeit - Die zweite Staffel

Die fünf von den Zwei Flüssen stammenden Freunde sind mittlerweile in alle Winde verstreut. Nachdem sich Rand (Josha Stradowski) dem Dunklen König in einem entscheidenden Duell gestellt hat und anschließend mit der Bitte von dannen gezogen ist, dass Moraine (Rosamund Pike) seinen Freunden nichts von seinem Verbleib berichtet, erheben sich sowohl neue und alte Feinde, um die verbliebenen Helden aufzusuchen und auszuschalten. Auch moralische Instanzen bröckeln langsam, wenn im Weißen Schloss mit gespaltenen Zungen gesprochen wird und allerlei Verrätereien begangen werden. Moraine kann nicht mehr viel tun, um ihren Schützlingen zu helfen, nachdem sie zuvor ihre magischen Kräfte eingebüßt hat. Deswegen müssen diese von selbst zu eigener Stärke finden... ob durch alte Rituale oder auch durch Hilfe von außen.

Die zweite Staffel von "Das Rad der Zeit" scheint in vielerlei Hinsicht ein Äquivalent zu "Die zwei Türme" zu sein - auch wenn der Vergleich zur meisterhaften "Der Herr der Ringe"-Trilogie vor allem auf qualitativer Ebene natürlich weiterhin hinkt. Hüben wie drüben wurden die wichtigsten Figuren im ersten Teil (bzw. in der ersten Staffel) eingeführt und begaben sich auf eine gemeinsame Reise, während sie nun getrennt voneinander agieren und dabei allesamt ihr eigenes Abenteuer erleben. Das bringt natürlich eine gewisse Gefahr der Zerfaserung mit sich, wenn die große Geschichte mehrere Schauplätze parallel abarbeiten muss, um keine Figur zu sehr ins Hintertreffen geraten zu lassen. Was das Aufteilen der Zeit auf alle Hauptcharaktere angeht, macht die zweite Staffel jedoch einen guten Job. Alle bekommen genügend Screentime, um sich besser zu profilieren. Das wirkt sich einerseits positiv auf die zuvor noch etwas blass gehaltenen Figuren aus, die nun mehr Profil erhalten und insgesamt ambivalenter und spannender daherkommen. Andererseits macht auch der Cast seine Sache diesmal deutlich besser, da alle Beteiligten offensichtlich stimmiger in ihre Rollen hineingewachsen sind. Zwar bleibt Josha Stradowski auch diesmal noch der Schwachpunkt des Ensembles, doch ist seine Leistung hier ebenfalls besser als das unfreiwillig komische Auftreten in der ersten Staffel.
So hat man insgesamt den Eindruck eines Zwischenstücks, bei dem keine große Einführung nötig ist, das gigantische Finale aber ebenfalls noch nicht kommt - und angesichts der zahlreichen Buchvorlagen könnte es unter Umständen auch noch eine ganze Weile dauern, bis wir dieses zu Gesicht bekommen. Als ein solches führt "Das Rad der Zeit" die Geschichte sehr solide weiter, wobei die einzelnen Handlungsstränge in ihrer Qualität bisweilen schwanken. So ist der Plot rund um die eine Prüfung abhaltende Nynaeve wesentlich stimmiger und überzeugender als jener um den sich abgesetzten Auserwählten Rand, dessen eigene Geschichte zu Beginn nicht wirklich vom Fleck kommt, ehe eine reichlich vorhersehbare Wendung ein wenig Schwung in die Sache bringt. Doch obwohl die ganze Sache insgesamt spannender erzählt ist als in der noch sehr banal wirkenden ersten Season, die mit etlichen Klischees um die Ecke kam, hat mich die Geschichte immer noch nicht gepackt. Weiterhin konnte ich keine echte Bindung zu den Charakteren aufbauen noch die zahlreichen Wendungen und auch Ränkespiele unter den Figuren wirklich genießen. All das wirkt für mich noch immer zu sehr wie ein unterhaltsamer, aber an und für sich wesentlich unrunderer Abklatsch von "Game of Thrones" und Co., dem es im direkten Vergleich an Mut, Durchschlagskraft und auch Cleverness fehlt. Wobei solcherlei Vergleiche mit den Besten der Zunft ja ohnehin immer etwas unfair sind.
Geblieben ist dafür die optische Brillanz. Obwohl einige Sets immer noch etwas leer daherkommen, ist es eine Freude, sich in den visuellen Spielereien der Macher zu verlieren. Die Landschaftsaufnahmen sind weiterhin wunderschön, die Computereffekte geraten noch ein Stückchen überzeugender und auch der Soundtrack hat mir dieses Mal besser gefallen als in der ersten Staffel. Man spürt hier, dass große Serien längst in einer Liga mit großen Kinofilmen spielen, obwohl sie ihr beachtliches Budget ja auf viel mehr Laufzeit aufteilen müssen als auf die kino-üblichen zweieinhalb Stunden. Dementsprechend will man auch den ein oder anderen, etwas misslungenen Computereffekt (der so aber auch immer wieder in aktuellen Blockbustern wie den Marvel-Filmen auftaucht) gar nicht so harsch kritisieren, wenn kurz darauf schon wieder viele Bilder und Szenen folgen, die es besser machen. Doch auch hier: Das ist alles gut gemacht, aber eben nur gut genug. Es fehlt im direkten Vergleich an den wirklich erinnerungswürdigen Momenten und Szenen, die sich regelrecht ins Gedächtnis einbrennen. Es gibt durchaus epochale Schlachten und Kämpfe gegen fiese Monster zu bewundern, aber eben nichts, was die Konkurrenz zuvor nicht besser und wuchtiger hinbekommen hätte. Dementsprechend liefert "Das Rad der Zeit" auch hier nur gut ab, ohne sich aber aus der Masse hervorheben zu können.

Fazit: Trotz einiger deutlicher Verbesserungen und der Weiterentwicklung der Charaktere zu ambivalenteren Persönlichkeiten bleibt die zweite Staffel weiterhin im Fantasy-Mittelmaß hängen. Zu mutlos verläuft die klischeehafte Geschichte, zu langwierig und vorhersehbar sind die einzelnen Stationen.

Note: 3-



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