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Fight or Flight

Der ehemalige und mittlerweile in Bangkok untergetauchte FBI-Agent Lucas Reyes (Josh Hartnett) wird von seiner Auftraggeberin Katherine Brunt (Katee Sackhoff) angeheuert, um eine Zielperson zu verfolgen. Diese ist gerade unter unbekannter Identität auf einem Flug untergetaucht, um unbemerkt abzureisen - Reyes soll sie an Bord aufspüren und unverletzt zurück in die Staaten begleiten, wo sie an das FBI übergeben werden soll. Da für Reyes durch die Erfüllung des Jobs eine Rehabilitation winkt, nimmt er an, ahnt jedoch noch nicht, worauf er sich eingelassen hat. Tatsächlich soll die Identifikation und Festnahme der Zielperson am Ende sein geringstes Problem sein, da ein Kopfgeld auf ebenjene ausgesetzt wurde... und es an Bord des Flugzeugs urplötzlich von Auftragskillern aus aller Welt wimmelt, welche den mysteriösen "Ghost" unschädlich machen sollen.

Diese Ausgangssituation kommt einem natürlich mehr als nur vage bekannt vor, erschien vor gut zwei Jahren doch ein richtig feiner und spaßiger Action-Kracher namens "Bullet Train", der im Grunde jedem Genre-Fan sehr unterhaltsame zwei Stunden bescherte. Man tausche nun also den bunten Speed-Zug aus Tokio gegen ein eher herkömmliches Flugzeug, ersetze Brad Pitt in der Hauptrolle durch Josh Hartnett und die namhaft besetzten Auftragskiller durch eine ganze Gruppe gesichtsloser Schergen... und fertig ist die deutlich günstigere und leider auch wesentlich weniger energetische Variante namens "Fight or Flight". Hier ist dann alles eben eine ganze Nummer kleiner, was recht früh auffällt: So ist der Action-Quotient, obwohl es hier im Grunde dauerhaft zur Sache gehen müsste, eher gering und die sich im Kreise drehende Verquatschtheit lässt vor allem den Mittelteil dieses nicht unbedingt kurzweiligen Actioners unnötig zerfasern. Es wird viel Zeit darauf verwendet, eine reichlich vorhersehbare und so schon zigfach gesehene Geschichte zu erzählen, die in ihren Grundzügen sehr geradlinig daherkommt... und dennoch etliche Abzweigungen nimmt, die es so nicht gebraucht hätte.
Das eigentlich hohe Tempo dieser Geschichte muss deswegen stark gedrosselt werden und diverse Gespräche zwischen den allenfalls mager geschriebenen Figuren machen den Eindruck, als hätte hier ein Film, dessen Budget nicht mehr überschritten werden durfte, gestreckt werden müssen, um auf die obligatorischen 100 Minuten zu kommen. Im direkten Vergleich kommen die Actionszenen zwar einigermaßen kreativ und auch ziemlich brutal daher, doch merkt man auch ihnen das schalere Budget an. Zu Beginn unterhält "Fight or Flight" noch mit witzigen, kleineren Momenten, doch wenn das große Spektakel losgehen muss, wird es mehr als kritisch. Gerade während des Showdowns sieht der Film ungemein billig aus, was nicht nur an den mauen Spezialeffekten liegt, sondern auch an der generell etwas "günstig" aussehenden Farbpalette, die eher an schmale TV-Filme als an einen großen Kinostreifen erinnert. Zudem endet das Werk auf einem ziemlich dreisten Punkt, der mehr als deutlich ein Sequel anteasert und dementsprechend für viele verwirrte Gesichter sorgen wird... auch wenn noch nicht klar ist, ob da in Zukunft überhaupt noch etwas kommt.
Es gibt jedoch einige Gründe, wegen denen "Fight or Flight" trotz diverser Längen und einer gestreckten Geschichte Spaß macht. Einer von ihnen hört natürlich auf den Namen Josh Hartnett. Ich habe es hier zuletzt schon in meiner Kritik zu "Trap: No Way Out" betont: Ich bin einfach sehr froh, dass Hartnett wieder so im Sattel sitzt und sich eine interessante oder zumindest spaßige Rolle nach der anderen einverleibt. Auch hier beweist der "Lucky Number Slevin"-Star wieder eine enorme Spielfreude, wobei er besonders in den vielen Comedy-Elementen ein herrliches Timing an den Tag legt und vor allem durch seine stimmige Mimik und Gestik vollends überzeugt. Dank ihm ist sogar die obligatorische und eigentlich ungern gesehene "Ich habe versehentlich Drogen genommen"-Szene ungemein witzig geraten. Neben Hartnett hat man sich zudem noch um einige erinnerungswürdige Nebenfiguren gekümmert, die meist auch noch für ein paar feine Gags gut sind und immer wieder für frische Lacher sorgen. Dank dem erfrischenden Cast aus bekannten und unbekannten Gesichtern begeht man nie den Fehler, diese Chose irgendwie ernstzunehmen und hat trotz aller offensichtlichen Schwächen irgendwie noch eine gute Zeit. Und das ist als Film, der eigentlich nur ein recht frecher Klon eines wesentlich beeindruckenderen, großen Bruders ist, dann doch auch schon mal was.

Fazit: Das geringe Budget merkt man dem Werk nicht nur optisch an, sondern auch in der Erzählung seiner dünnen und dennoch reichlich aufgeblasenen Geschichte. Josh Hartnett agiert in dieser wilden Action-Hatz aber mit so viel Spielfreude, dass viele Lacher vorprogrammiert sind.

Note: 4+



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