Mit der Hilfe des Horns von Valere ist den Verbündeten rund um Moiraine (Rosamund Pike) und Rand (Josha Stradowski), der auserwählte, wiedergeborene "Drache", ein glorreicher Sieg gegen die Seemacht der Seanchan gelungen. Doch kurz nach der Schlacht werden die Freunde auch auf scheinbar sicherem Boden wieder von der Finsternis eingeholt, weswegen sie sich alle auf erneute Reisen begeben müssen. Während Rand an der Seite von Moraine, Behüter Lan (Daniel Henney) und seiner Freundin Egwene (Madeleine Madden) nach dem Drachenkrieger-Volk als mögliche, neue Verbündete sucht, bricht Perrin (Marcus Rutherford) in Richtung seiner Heimat auf, da dort bereits die nächste Schlacht droht. Indes schmieden die "Verlorenen", die dreizehn wichtigsten Untergebenen des Dunklen Königs, finstere Pläne... und die hinterhältige Liandrin (Kate Fleetwood) plant, die gesamte Weiße Burg endgültig unter ihre Kontrolle zu bringen.
Man merkt es bereits an dieser Inhaltsangabe: Das Ensemble wurde in der dritten Staffel nicht zwangsläufig enorm aufgestockt, doch werden viele Figuren, die bislang eher am Rande stattfanden, nun wirklich wichtig, was zumindest die Hauptfiguren-Front extrem vergrößert. Rein von der Anzahl der mittlerweile wirklich handelnden Figuren bewegen wir uns nun bereits auf "Game of Thrones"-Niveau, wenn etlichen Charakteren ganze Handlungsstränge geschenkt werden und die Geschichte sich über mehrere Schauplätze parallel ausbreitet. Und das hatte ich mir ja gewünscht, weswegen ich konstatieren muss, dass sich "Das Rad der Zeit" über die Jahre immer mehr gebessert hat: Von einem recht blassen Fantasy-Klon in der ersten Staffel zu einem komplexeren, aber erzählerisch immer noch reichlich flachen Abenteuer in der zweiten Staffel und nun zu einem rhytmischeren und wesentlich dringlicheren Epos in der dritten Season. In jeder Hinsicht macht auch diese Staffel noch einige Schritte nach vorn, sogar optisch, wo die Serie ja immer schon gut aufgestellt war. Aber auch hier sind die zahlreichen Computereffekte noch beeindruckender und angesichts der Tatsache, dass man nun im filmischeren 16:9-Format drehte, wirken die spektakulären Bilder noch etwas breiter und knackiger - für Filmfreunde mit einem möglichst großen Fernseher ist das hier Gezeigte dann schon ein ziemliches Fest.
Um den vielen Figuren gerecht zu werden, müssen hier und da mittlerweile Abstriche gemacht werden - so treten einige Charaktere wie der ehemals von einem bösen Dolch besessene Mat nun etwas mehr in den Hintergrund, um an anderer Front andere Geschichten ausführlicher zu erzählen. Das gereicht der Serie jedoch nicht zum Nachteil, denn angesichts so vieler verschiedener Handlungsstränge ist die Abwechslungsrate diesmal sehr hoch und trotz sehr langen Episoden, die durchweg die 1-Stunden-Marke knacken, kommt praktisch keine echte Langeweile auf. Dank eines feinen Pacings, welches sich über die acht Folgen immer höher schraubt, bis in den beiden finalen Folgen gleich mehrere Erdrutsch-Momente aneinandergereiht werden und auch noch eine richtig packende Schlacht aufgeboten wird, sitzt man diesmal deutlich gebannter vor dem heimischen Bildschirm. Der Cast macht seine Sache mittlerweile richtig gut, was mich diesmal vor allem bei Josha Stradowski erstaunt hat. Dieser macht eine erstaunliche Wandlung durch und ist mittlerweile meilenwert von dem ausdruckslosen Schauspiel der ersten Staffel entfernt, kann die emotionalen Wandlungen seiner ambivalent gezeichneten Figur deutlich stimmiger übertragen. In großen und kleinen Rollen gefallen weiterhin solch illustre Namen wie Rosamund Pike, "Harry Potter"-Star Katie Leung oder Shohreh Aghdashloo, die dafür sorgen, dass man den vielen Figuren gerne folgt.
Es muss aber dennoch weiterhin Kritik erlaubt sein. Denn obwohl sich die Serie seit der ersten Staffel in allen Belangen weiterentwickelt hat, kann sie bislang keinesfalls in den großen Serien-Olymp vorpreschen - auch und erst recht nicht im Fantasy-Genre. Zwar überschlagen sich die Ereignisse bisweilen auf packende Weise und es gibt auch deutlich mehr interessante Charakter-Momente, aber im Kern bleibt die Geschichte immer noch zu diffus und oft zu ziellos. Gerade die feindlichen Figuren scheinen oft selbst nicht zu wissen, was sie jetzt eigentlich wollen und die generelle Bedrohung durch den Dunklen König bleibt noch immer recht ungreifbar. Zudem eröffnet ausgerechnet diese Staffel die Probleme mit den schier übermächtigen, magischen Kräften - viele Figuren scheinen irgendwie einfach alles zu können, was den Spannungsgehalt besonders dann trübt, wenn reihenweise Charaktere vor dem sicheren Bildschirmtod sicher sind, weil dann doch wieder jemand hervorkommt, der mit ein paar gelb-weißen Lichtstrahlen das Schlimmste verhindert. Diese Deus-Ex-Machina-Rettungen kommen mittlerweile deutlich zu häufig vor und da diese magischen Attribute reichlich unbesprochen bleiben, fällt es noch immer schwer, in diese Welt und ihre recht breit ausgelegten Regeln vollends einzutauchen. Auch in den Dialogen bleibt man noch auf allenfalls solidem Niveau hängen - kein Vergleich zu den messerscharfen Wortgefechten in "Game of Thrones". "Das Rad der Zeit" ist somit mittlerweile eine gute Fantasy-Serie, bei deren ständiger Weiterentwicklung man sich nun ernsthaft auf weitere Staffeln freuen darf, die aber immer noch ihre kleinen und großen Problemchen mit sich herumschleppt.
Fazit: Die bislang beste, weil reifste und spannendste Staffel leidet zwar noch immer unter einigen Schwierigkeiten, die vor allem dramaturgischer Natur sind. Insgesamt haben sich Cast, Technik, Plot und Drehbücher aber über die Jahre so gut entwickelt, dass man diese Serie mittlerweile getrost gut finden und sich auf die weiteren Fortführungen freuen kann.
Note: 3+
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