Im Jahr 1947 reist der jüdische Architekt Laszlo Toth (Adrien Brody) nach Amerika aus - wie viele andere verarmt und ohne große Aussichten. Zunächst kommt er bei seinem Cousin Attila (Alessandro Nivola) unter, wo er einen Job in dessen Möbelgeschäft unterhält. Schließlich kreuzen sich auch die Wege zwischen Laszlo und dem reichen Geschäftsmann Harrison Lee Van Buren (Guy Pearce), als dieser dessen verstaubte Bibliothek neu einrichtet. Nach anfänglicher Skepsis und einem herben Konflikt erkennt Van Buren das wahre Talent des Architekten und nimmt ihn immer mehr unter seine Fittiche. Durch diesen Kontakt hofft Laszlo nicht nur, in Amerika Fuß zu fassen, sondern auch seine Frau Erzsebet (Felicity Jones) zu sich zu holen, von der er in den Wirren des grausamen Krieges getrennt worden ist. Ein schier monumentales Projekt, welches Laszlo verwirklichen soll, könnte diese Träume endlich wahr machen...
Es gibt eigentlich nichts, was an dem dreifach oscarprämierten und für sieben weitere Trophäen nominierten Mammutwerk von Regisseur Brady Corbet auszusetzen wäre - die überschwänglichen Kritiken, die "Der Brutalist" fast durchweg mit Höchstwertung auszeichneten, sprechen eine deutliche Sprache. Die Geschichte ist packend, Laszlo Toth ein bewegender und höchst ambivalenter Protagonist. "Darjeeling Limited"-Star Adrien Brody gibt in dieser Rolle eine großartige Performance, die auch nicht von dem Skandal rund um eine KI-Nachhilfe, die seinen Akzent verbessern sollte, geschmälert werden kann. Die Kameraarbeit und das Szenenbild sind zum Küssen schön, die Musik ist fantastisch und sämtliche Darsteller rund um Brody selbst verrichten meisterhafte Leistungen. Warum also konnte mich "Der Brutalist", obwohl er schier alles hat, was ein epochales Drama wie dieses benötigt, nicht so richtig erreichen?
Das hat höchstwahrscheinlich viel mit dessen ausufernder Länge zu tun. Es ist fraglos, dass der Film seine enormen 204 Minuten durchaus braucht, um die Geschichte eines verarmten Architekten, der in Amerika erst zu neuem Ruhm und schließlich zu einem Legendenstatus kommt, in allen Facetten zu erzählen. Es ist eine weitestgehend düstere, trostlose Geschichte, die immer wieder jedoch auch Funken von echter Hoffnung und Schönheit erhält - so zum Beispiel, wenn man zum ersten Mal einen Blick auf das werfen darf, was Toth erschaffen kann, wenn man ihm freie Hand lässt. Ein Film wie dieser braucht diese dreieinhalb Stunden, um all diesen Emotionen und der originellen Atmosphäre gerecht zu werden, um all das atmen zu lassen. Dennoch ist ungemein viel Sitzfleisch vonnöten und ich konnte mir nicht helfen: Spätestens ab der Halbzeit begann der Film, mich sehr deutlich zu verlassen. Das liegt auch daran, dass die Geschichte, so bewegend sie auch sein mag, an und für sich recht vorhersehbar ist - da können irgendwann auch die wunderschön komponierten Bilder nicht helfen, wenn sich das alles in recht erwartbaren Bahnen bewegt.
Auch die restlichen Figuren bleiben hinter Brody's Laszlo Toth ein wenig zurück. Obwohl allesamt von großartigen Mimen verkörpert, fiel mir ein Andocken an den grantigen Van Buren (Guy Pearce so großartig wie immer) oder an Toth's vermisste Frau deutlich schwerer... und somit auch an die bisweilen ziemlich heftigen Konflikte, die sie in die Handlung mitbringen. Es ist auch nicht so, als könnte Brady Corbet uns nach einer ersten Hälfte, die zigfach magische Momente mit sich bringt, später noch überraschen. Auch wenn er innerhalb der Geschichten einzelner Figuren noch einige Wendungen kreiert, die durchaus die Magengrube treffen, mag sich der Eindruck des so noch nicht Gesehenen hier nur während der ersten neunzig Minuten vollends treffen - danach bleibt "Der Brutalist" ein filmisches Monstrum, bravourös inszeniert, aber nicht mehr wirklich magisch. Ich habe die Laufzeit jedenfalls mehr als nur einmal schmerzvoll gespürt, weswegen ich auf technischer und schauspielerischer Hinsicht in jede Lobeshymne einsteigen möchte, die dieser Film verdient... darüber hinaus aber auch recht müde und übersättigt aus diesem Epos herausgekommen bin, wenn nach weit mehr als drei Stunden der Abspann zu laufen begann.
Fazit: "Der Brutalist" ist ein filmisches Epos in schier überbordender Länge, welches sein Publikum erschlägt - in positiver und negativer Hinsicht. Begnadet gespielt und gefilmt, letztendlich aber so breit und ausufernd, dass es durchaus ermüden kann.
Note: 3
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