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Murderbot - Die erste Staffel

In einer weit entfernten Zukunft wird die Menschheit, die sich längst zu anderen Planeten aufgemacht hat, von raffgierigen Konzernen kontrolliert. Kybernetische Sicherheitseinheiten - sogenannte Sec-Unit's - sorgen für Frieden und müssen allen Befehlen von Menschen nachkommen. Doch dann gelingt es einer Einheit, die sich kurz darauf "Murderbot" (Alexander Skarsgard) tauft, ihren Kontrollchip zu überschreiben. Sie ist nun praktisch frei und muss keinerlei Befehlen mehr folgen... doch was fängt die Einheit mit dieser neu gewonnen Freiheit an? Am liebsten würde Murderbot nun ausschließlich zahllose Serien bingen und mit niemandem mehr sprechen. Doch dann macht er die Bekanntschaft mit einer Gruppe von Forschern, die er beschützen möchte. Dabei ahnen diese jedoch noch nicht, dass diese Sicherheitseinheit aufgrund ihrer fehlenden Beschränkungen ebenso Schutz wie auch Gefahr für sie selbst darstellen könnte...

Wie beinahe alle Serien, die Apple's Streamingdienst in den vergangenen Jahren veröffentlicht hat, war auch diese hier ein großer Erfolg. Eine zweite Staffel wurde erst vor wenigen Tagen offiziell bestätigt, sodass wir uns noch auf weitere Weltraum-Abenteuer freuen können. Doch lohnt sich das? Meiner Meinung nach und angesichts dieser ersten, aus zehn ziemlich kurzen Folgen bestehenden Staffel gehört diese Show tatsächlich zu Apple's schwächeren Einträgen. Auf der Haben-Seite verbucht sie jedoch eine sehr originelle Ausgangssituation: Dass ein Roboter seine eigenen Befugnisse überschreitet und dabei plötzlich ähnlich menschlich agiert wie die Menschen um ihn herum, haben wir schon oft gesehen. Dass er sich dabei aber nicht in eine Killermaschine verwandelt, die sich gegen ihre Schöpfer auflehnt, sondern seine neu gewonnene Freiheit für allerlei ziemlich drollige Hobbys nutzt, hat man so noch nicht gesehen. Daraus entsteht dann eine leichtfüßige Serie, die deutlich mehr Wert auf Comedy als auf Sci-Fi-Spannung legt... und da liegt der Hund dann irgendwie begraben.
Denn im Bereich der funktionierenden Gags gibt es zwar durchaus nicht wenige, die zünden und wenn auch nicht für laute Lacher, aber immerhin für einige Schmunzler sorgt. Darüber hinaus ist die Serie in ihrer Drolligkeit aber nicht nur zu brav, sondern letztendlich auch zu langweilig. Zu Beginn der Show führt die Serie einige feine Running Gags ein (so zum Beispiel eine fiktionale Serie in der Serie oder auch die dauerhaften, trockenen Off-Kommentare der Hauptfigur), die sich aber viel zu rasch totgelaufen haben und dennoch noch über weitere Episoden durchgezogen werden. Dass es neben diesem schon bald recht durchsichtigen Comedy-Faktor auch noch interessante Figuren und einen packenden, roten Faden braucht, haben die Macher ein bisschen verschlafen. So hat "Legend of Tarzan"-Star Alexander Skarsgard augenscheinlich großen Spaß bei der Darstellung seines charmanten Androiden gehabt, wobei alle anderen Figuren neben ihm aber ziemlich flach bleiben. Die Drehbücher mühen sich darum, auch der Forschergruppe um Murderbot herum sowie einigen Gegenspielern etwas Boden zu verleihen, letztendlich bleiben die meisten jedoch arg passiv und reißbrettartig, sodass es schwerfällt, mit ihnen mitzufiebern.
Ein richtiger Plot kommt zudem auch erst recht spät in Gang und dann auch nicht wirklich in Schwung. Zwar gilt es schließlich noch gegen einige Fieslinge anzutreten und gar eine Verschwörung aufzudecken, doch auch angesichts der sehr kurzen Folgen und des hohen Tempos mag keine echte Spannung aufkommen. Rein visuell ist "Murderbot" dafür eine runde Sache - die Spezialeffekte überzeugen und angesichts der detailreichen Kulissen und allerlei spektakulären Ortschaften ist wieder ersichtlich, dass Apple generell zwar wenige Originale auf den Markt schmeißt, diese dann aber mit echten Mühen und jeder Menge Kosten ausstattet. Allerdings gilt auch hier: Es gibt hier nichts, was man woanders nicht schon interessanter und überzeugender gesehen hätte. Insbesondere das Worldbuilding überzeugt hier nicht wirklich, viele Geschichten funktionieren nur auf der Behauptungsebene. Eine spannendere Welt mit mehr Ideen an Wegesrändern und kleinen Details hätte durchaus zu mehr Wucht führen können. So bleibt "Murderbot" jedoch eine Show, die sich auf einer einzigen, anfangs recht amüsanten Idee ausruht, die jedoch schon lange vor dem Ende der ersten Staffel nicht mehr zieht und sich oft im Kreis dreht. Vielleicht kommt die zweite Season ja mit einigen frischen Ansätzen zurück - das wird angesichts dieser etwas mauen Tatsache, dass Staffel 1 das Thema praktisch abgegrast hat, aber auch notwendig sein.

Fazit: "Murderbot" fungiert seine originelle Ausgangssituation als leichtfüßige Sci-Fi-Komödie mit einem bestens aufgelegten Alexander Skarsgard um. Diese Einfälle überholen sich aber bald selbst, wenn die dünne Handlung sich ständig im Kreis dreht und die anfangs lustigen Running Gags schon früh bis zum Exzess durchexerziert werden, bis die Lacher nahezu vollständig ausbleiben.

Note: 4+



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