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Nosferatu - Der Untote

Zur Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland wird der junge Immobilienmakler Thomas Hutter (Nicholas Hoult) von seinem Arbeitgeber Knock (Simon McBurney) nach Transsylvanien geschickt. In dieser unwirtlichen Gegend soll er den Grafen Orlok (Bill Skarsgard) in seinem finsteren Schloss aufsuchen, um mit diesem den Kauf einer Immobilie in Deutschland abzuschließen. In Orloks Anwesenheit hat Thomas merkwürdige Träume und fühlt sich schnell kränklich, weswegen er so schnell wie möglich wieder abreisen möchte. Orlok besteht jedoch darauf, dass Thomas bleibt und erkundigt sich zudem sehr vehement nach dessen daheim gebliebener Frau Ellen (Lily-Rose Depp). Als Thomas überzeugt ist, dass Orlok sowohl ihm als auch seiner Frau schaden möchte, entschließt er sich zu ihrer Rettung... ahnt dabei jedoch noch nicht, wer und was der mysteriöse Graf wirklich ist.

Mit den Filmen von Robert Eggers, der ansonsten von so ziemlich jedem als Regie-Genie angepriesen wird, hatte ich bislang einige Probleme. Sein Horror-Stück "The Witch" empfand ich noch als atmosphärisch, während ich mit "Der Leuchtturm", vor allem aber mit seinem Wikinger-Epos "The Northman" enorm fremdelte. Dass Eggers nun erneut ins Horror-Genre zurückkehren und sich dabei im Grunde dem wahren, klassischen Grusel-Stoff annehmen würde, freute mich zwar, machte mich jedoch weiterhin skeptisch. Beileibe hat Eggers hier zudem weniger ein Remake des klassischen "Nosferatu" aus Stummfilmzeiten, sondern viel mehr eine Neuinterpretation abgeliefert. Dabei setzt er sich jedoch gleich zwischen mehrere Stühle und behält viele der damals womöglich schaurigen, heute jedoch etwas altbackenen Handlungen bei, während er an anderen Schrauben deutlich dreht. Gerade die psycho-sexuelle Konstante der Geschichte sorgt für einige intensive Momente, wohingegen in Sachen Dialogen, die stets arg gestelzt daherkommen, mehr möglich gewesen wäre.
Dass Eggers' "Nosferatu"-Version zumindest visuell keine Wünsche offen lassen würde, daran bestand jedoch kaum ein Zweifel, zeichnete sich der Regisseur doch stets dadurch aus, dass er wuchtige, mutige Bilder liefert. So ist dieser Film ein ungemein düsterer, wobei jedes Bild sorgsam durchkomponiert ist. Farbtupfer sehen wir nur wenige, in vielen Momenten sieht "Nosferatu" sogar aus wie ein Schwarzweiß-Film, was angesichts der Vorlage natürlich passt. Der Regisseur spielt sehr erfolgreich mit den typischen Horror-Schemata durch Licht und Schatten, wobei ihm einige sehr atmosphärische Szenen gelingen. Das mag manchmal sogar noch zu kunstvoll sein, da er sich aber weitestgehend den üblichen Schrecken des Horror-Mainstreams verweigert, ist diese Art der Abwechslung angenehm. Wirklich gruselig wird es allerdings nie, was auch an dem Alter des Stoffs liegen könnte, der nun mal deutlich Staub angesetzt hat und hier niemals auf die Art modernisiert wird, um solcherlei abzulegen. Das wird beinharte Fans freuen, andere aber (auch angesichts des bisweilen sehr schleppenden Erzähltempos) womöglich etwas langweilen.
Mit der Besetzung von Bill Skarsgard ist natürlich ein kleiner Coup gelungen - rund sieben Jahre nach seinem letzten Auftritt als Pennywise in den "ES"-Filmen versteckt sich der Schauspieler erneut hinter einer schaurigen Maske und verleiht seinem Bösewicht viel Gravitas. Der wahre Star des Films ist jedoch Lily-Rose Depp, die ihrer weiblichen Hauptfigur vor allem im späteren Verlauf eine große Stärke mitbringt und sich physisch mit aller Wucht ins Zeug legt. Natürlich ist auch Eggers' Stammschauspieler Willem Dafoe mit von der Partie und der scheint offensichtlich eine große Freude daran zu haben, hier mal einen wilden Doktor zu geben, auch wenn er dabei gehörig chargieren muss. Für die anderen Männer bleibt da nur noch wenige Lorbeeren übrig: "Warm Bodies"-Star Nicholas Hoult und der immer gern gesehene Aaron Taylor-Johnson bleiben über weite Strecken eher passive Spielbälle der dünnen Handlung, während Ralph Ineson als auf Fakten bestehender Arzt immerhin noch ein paar bodenständige Momente einfließen lassen darf. Rein schauspielerisch ist die Nummer aber ohnehin auf starkem Niveau angesiedelt, obwohl man sich wünscht, dass das Drehbuch die einzelnen Mimen auch über die Überkünstlichkeit des Horror-Geschehens hinaus besser fordern würde.

Fazit: Auch Eggers' nächste Horror-Arbeit hat mich wieder fremdeln lassen. Sein visueller Stil und die Schauspielführungen sind nahezu makellos, doch die aufgeplusterte und so auch altbekannte Geschichte ist zu dünn, erfährt zu wenige nötige Modernisierungen und bleibt deswegen reichlich flach. Das merkt man besonders an einigen ziemlich eintönigen und gestelzt wirkenden Dialogen.

Note: 4+



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