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Untamed (2025)

Im Yosemite-Nationalpark kommt es zu einem merkwürdigen Todesfall, als eine junge Frau von einer hohen Klippe stürzt. Mit Kyle Turner (Eric Bana) wird ein Bundesagent des National Park Service hinzugezogen, um die Angelegenheit aufzuklären. Während seine Kollegen vor Ort die Angelegenheit auch aus Gründen des möglichen Rückgang des Tourismus im Gebiet schnellstmöglich aus der Welt schaffen wollen, schürft Turner tiefer. Schon früh glaubt er nicht mehr an einen Selbstmord oder einen unglücklichen Unfall, sondern ist davon überzeugt, dass die junge Frau ermordet wurde. Mit der noch reichlich unerfahrenen, dafür aber umso motivierteren Parkrangerin Naya Vasquez (Lily Santiago) wird ihm eine Verbündete an die Seite gestellt, mit der sich Kyle erst arrangieren muss. Zudem hängt ihm auch ein Trauma aus seiner Vergangenheit nach, welches er nie ganz überwinden konnte und nun droht, diesen wichtigen Fall zu torpedieren...

Eines kann man "Untamed", der neuen, sechsteiligen Mini-Serie aus dem Hause Netflix, sicherlich nicht absprechen und das ist seine Schönheit. Die Bilder der unberührten und ebenso unbarmherzigen Natur sind mehr als beeindruckend, schwungvolle Kamerafahrten über gewaltige Klippen oder leise Aufnahmen von sonnendurchfluteten Baumwipfeln sorgen für eine durchgehend beachtliche Atmosphäre. Das liegt auch daran, dass hier nur in den seltensten Fällen auf Greenscreens oder mau animierte Tiere zurückgegriffen wurde und ansonsten fein an echten Locations gedreht wurde - das wirkt sich mehr als positiv auf das generelle Gefühl beim Schauen dieser Serie aus. Zudem hat man mit Eric Bana einen stets sehr zuverlässig abliefernden Hauptdarsteller engagiert, der in den letzten Jahren irgendwie verschwunden zu sein schien, nun aber direkt mit einer ganz starken Performance zurückkehrt. Die Darstellung des introvertieren, mit sich hadernden, zugleich aber auch willensstarken Bundesagenten ist ebenso sensibel wie kraftvoll, wodurch Bana deutlich zum Herz der Serie wird und diese beinahe alleine auf seinen Schultern trägt.
Der Rest des Casts hat neben ihm ohnehin nicht viel zu tun. Rosemarie DeWitt ist als Turner's Ex-Frau noch für einige starke Einzelszenen gut, während mit der Anstellung der Nachwuchsschauspielerin Lily Santiago hingegen ein echter Reinfall zu beklagen ist. Natürlich soll Santiago in ihrer Rolle als Polizei-"Frischling" ein bisschen tapsiger und unerfahrener daherkommen als ihre abgebrühten Kollegen, doch das wäre sicherlich auch mit etwas weniger überzeichneter Mimik und unfreiwillig komisch Sprüchen drin gewesen. Gerade neben Bana wirkt Santiago aber völlig fehlbesetzt und zwischen beiden entsteht dahingehend auch nie eine wichtige Chemie. Und warum besetzt man eigentlich einen solch charmanten Charakterkopf wie "Jurassic Park"-Star Sam Neill, wenn man diesem dann insgesamt kaum etwas zu tun gibt? Über weite Strecken läuft Neill in der ohnehin recht langatmig erzählten Geschichte nur mit, ohne wirklich aufzufallen, was nicht daran liegt, dass er sich nicht mühen würde - er bekommt nur einfach kaum eine Gelegenheit, mit seiner Figur auch wirklich interessante Dinge anzustellen.
Interessante Dinge sind in dieser Serie, abgesehen von den malerischen Landschaftsaufnahmen, aber ohnehin Mangelware. Der im Fokus stehende Kriminalfall ist zwar nicht frei von Wendungen, doch kommen die wenigsten von ihnen überraschend daher und haben eher etwas Pflichtschuldiges. Man merkt der ganzen Geschichte an, dass sie als abendfüllender Spielfilm wesentlich sinnvoller gewesen wäre, denn so hätte man sich von einigem Ballast befreien können. Zu diesem Ballast gehören auch die typischen Familiengeschichten und Dramen, welche die Charaktere hier mit sich herumtragen und die gar so viel Zeit fressen, dass sie den eigentlichen Hauptplot immer wieder fast vollständig ausbremsen. Diese Geschichten sind zwar auch nicht uninteressant, gehen aber nie eine stimmige Bindung mit dem Rest der Story ein und wirken daher wie recht aufdringliche Backstorys zu Figuren, die somit mehr als nur auserzählt werden, ohne dass man dabei all zu viel fühlen würde. In dem Drang, wirklich jeder wichtigen Figur noch ein Trauma anzudrehen, hat man sich hier deutlich verhoben, was die sechs Folgen bisweilen zu einer sehr langwierigen Angelegenheit macht, die darüber hinaus ziemlich altbacken und schwerfällig daherkommt.

Fazit: Trotz eines überzeugenden Eric Bana und wunderschöner Landschaftsaufnahmen kommt diese recht schwerfällig geschriebene Serie nie wirklich in Schwung, was sowohl an einem eher dröge inszenierten Krimistoff als auch an den kitschig dargestellten Familiendramen liegt, die hier nie zu einer stimmigen Einheit verschmelzen.

Note: 4+



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