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The Dating Game Killer

Im Jahr 1979 kommt die erfolglose Schauspielerin Cheryl Bradshaw (Anna Kendrick) nach Los Angeles, weil sie sich dort ihren langersehnten Durchbruch erhofft. Stattdessen begegnet sie moralisch fragwürdigen Castern, die aufgrund ihrer Ablehnung gegenüber Nacktszenen keinerlei Rollenangebote für sie haben. Aus Mangel an Alternativen lässt sie sich schließlich von ihrer Agentin zu einem Auftritt in der Kuppel-Show "The Dating Game" überreden, wo drei junge Männer um sie buhlen sollen, indem sie zuvor vorgefertigte Fragen der Schauspielerin beantworten. Was Cheryl jedoch noch nicht ahnt: Einer der sogenannten "Bachelors" ist Rodney Alcala (Daniel Zovatto), ein seit Jahren von den Behörden gesuchter Serienkiller, der mehrere Frauen ermordet haben soll...

Das Regiedebüt von Schauspielerin Anna Kendrick, die hier auch die Hauptrolle spielt, ist zuvorderst sehr gut gelungen. Ein besonderes Lob muss dabei an Kameramann Zach Kuperstein gehen, der viele Bilder zu ganz eigenen Kunstwerken entwickelt - "The Dating Game Killer" sieht von vorn bis hinten fantastisch aus und erschafft dabei atmosphärisch dichte Bilder, die sich ins Gedächtnis einbrennen. Und auch Kendrick hat ganz offensichtlich ein Gespür für filmische Dynamik, weswegen man hoffen darf, dass sie noch öfters auf dem Regiestuhl Platz nimmt. Gerade die spannungsgeladenen Momente sind großartig inszeniert und lassen uns dank der schneidenden Atmosphäre mehrfach die Luft anhalten. Dass Kendrick sich selbst auch in der weiblichen Hauptrolle besetzte, sehe ich generell zwar kritisch, da man sich hier auch selbst hätte zurücknehmen und eine andere Schauspielerin besetzen können. Da Kendrick ihre Sache aber auch vor der Kamera sehr solide macht, gibt es dabei eigentlich nichts zu meckern.
Ausgestochen wird sie dabei jedoch von ihrem Spielpartner Daniel Zovatto. Der "It Follows"-Star liefert als gruseliger Psychopath, der sich genauso gut als charmanter Kerl verkaufen kann, eine höchst schaurige und einnehmende Performance ab. Dabei steht er auch deutlich mehr im Mittelpunkt als die eigentlich als Hauptdarstellerin ausgeschriebene Kendrick. Ihr Charakter hat nämlich letztendlich gar nicht so viel Impact auf die Handlung, da es weniger um sie als viel mehr um den Killer geht. Und das führt dann auch zu manch einem Problem, welches darin begraben liegt, auf welche Art und Weise sich Kendrick dieser realen Geschichte annahm. Alcala saß damals tatsächlich in dieser Kuppel-Show und wurde erst später enttarnt... wobei sein Auftritt und auch seine Begegnung mit Cheryl aber im Grunde unerheblich sind. So zerfällt der Film im Grunde in zwei uneinheitliche Teile und bekommt deswegen keine stimmige Dramaturgie zustande, da vieles, was wir hier sehen, rein dramatisch im Grunde völlig egal ist für das, was wir hier sonst sehen.
Liest man sich ein wenig in das Thema rund um die Person Rodney Alcala ein, hätte es da deutlich spannendere Ansätze gegeben, die man in einem Film hätte verewigen können. So zum Beispiel das völlige Nichtstun der Behörden, die dutzende Hinweise zu seiner Person erhielten, aber praktisch nichts gegen ihn unternahmen. Auch dieses Thema wird hier zwar angeschnitten, aber nicht weiter vertieft. Stattdessen müssen wir sehr lange einer Gameshow zusehen, in welcher sich eine junge Frau gegen den Willen der Mitarbeiter gegen die großkotzigen Kandidaten erwehrt. Das ist zwar durchaus unterhaltsam, fügt dem eigentlichen Plot aber kaum etwas hinzu und nimmt zudem den Fokus weg von einem ansonsten sehr spannenden Serienkiller-Film. Dessen Taten und deren Folgen, die hier ebenfalls skizziert werden, geschehen wie in einem gänzlich anderen Werk und bekommen deswegen nicht genügend Raum, um sich über den reinen Schockeffekt hinweg zu entfalten. Das gereicht dann immer noch, um gerade gegen Ende einige extrem spannende und unangenehme Szenen zu kreieren, doch ein wirklich rundes, filmisches Werk entsteht dabei nicht.

Fazit: Anna Kendricks Regie ist makellos und einige extrem spannende, intensive Momente lassen uns mehrfach die Luft anhalten. Leider entsteht durch die krude Mischung einer letztendlich belanglosen Begegnung zwischen Schauspielerin und Killer sowie einer Bebilderung seiner schrecklichen Taten kein wirklich runder Film.

Note: 3



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