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Brick (2025)

Eines frühen Morgens hat das Pärchen Tim (Matthias Schweighöfer) und Olivia (Ruby O. Fee) einen Streit. Als letztere aus der Wohnung abhauen möchte, offenbart sich den beiden ein überraschender Anblick: Ihre gesamte Wohnung wurde von einer Art hermetischer Mauer umschlossen, jedes Fenster und jede Tür ist abgeriegelt. Erste Versuche, die seltsame Mauer, die aus einem völlig unbekannten Material zu bestehen scheint, scheitern, weswegen Tim und Olivia sich durch eine Wand in die Wohnung ihrer Nachbarn Marvin (Frederick Lau) und Ana (Salber Lee Williams) durchkämpfen. Auch hier zeigt sich das gleiche Schauspiel. Während zu viert ein Fluchtplan ausgearbeitet wird, versucht man auch gemeinsam, hinter das Geheimnis der Mauer zu kommen - steckt womöglich ein perfides Spiel dahinter oder handelt es sich doch um eine gefährliche Notlage, die weit über ihr Fassungsvermögen hinausgeht?

Ich bin prinzipiell immer froh, wenn deutsche Filme über den Tellerrand hinausschauen und mal etwas anderes wagen, was man aus unseren Landen bisher selten zu Gesicht bekommen hat. Solcherlei "Wagnisse" wurden zuletzt tatsächlich häufiger genommen, wobei an dieser Stelle aber natürlich auch immer die Hoffnung stehen muss, dass das Endprodukt etwas taugt. Tut es das nicht, sendet dies nämlich ein Signal an die deutschen Geldgeber, dass solcherlei Genre-Filme, die über komödiantische und historische Stoffe hinausgehen, vom Publikum gar nicht gewollt sind. Die Folge wären noch mehr Schweiger-Komödien und DDR-Dramen ohne irgendetwas dazwischen. Die Lösung ist natürlich simpel: Macht einfach einen guten Film. Vor einigen Jahren bewies die Mystery-Serie "Dark", dass solcherlei Stoffe auch aus deutschen Landen richtig zünden können, sofern sie gut gemacht sind. Und tatsächlich ist "Brick" ein Schritt in die richtige Richtung, denn der neue Netflix-Thriller spielt mit einem ebenso einfachen wie packenden Mysterium und hält über 100 Minuten sehr solide bei der Stange.
Dabei vollbringt das Drehbuch den gar nicht so einfachen Clou, dass schon sehr früh von der Leine gelassene Mysterium über die Laufzeit hinweg immer frisch zu halten. Nach und nach finden die Protagonisten mehr über die seltsame Wand hinaus, entdecken Einzelheiten, mögliche Lösungsansätze und Informationen. Die Suche nach einem Ausweg sorgt ebenfalls dafür, dass kaum Langeweile aufkommt, da die Macher zumeist immer genügend gute Ideen und Wendungen in petto haben, um den sich nur in wenigen Räumlichkeiten spielenden Plot durchweg in Bewegung zu halten. Dabei hilft auch die Inszenierung, denn diese ist durchaus auf einem internationalen Niveau angesiedelt. Auch wenn einige visuelle Effekte nicht überzeugen, so sind die Kameraarbeit, ein Händchen für den Schnitt und das Grading durchweg gut. Passend dazu auch die Besetzung der Hauptfiguren, denn hier stellt sich nun endgültig nicht mehr die Frage, ob Matthias Schweighöfer's Durchbruch auf internationaler Ebene gerechtfertigt war. Der "Oppenheimer"-Star glänzt hier ebenso wie seine Partnerin Ruby O. Fee mit einer sehr natürlichen und glaubwürdigen Performance, sodass man beiden ihre Ängste, aber auch ihren Drang zur Flucht vollkommen abnimmt.
Im direkten Kontrast macht "Brick" aber auch einiges falsch, was an einigen recht typischen, deutschen Stilmitteln liegt, die im direkten Vergleich mit der sonst sehr wertigen Kulisse auffallen. Da wäre zum Beispiel die Nebenbesetzung zu beklagen, denn dass Frederick Lau im Gegensatz zu seinem Kollegen noch keinen internationalen Durchbruch hinlegen konnte, wirkt hier nicht wie ein Wunder. Lau mag in den typischen, deutschen Komödien- und Dramastoffen gut aufgehoben sein, doch scheint er sich auch hier in einem solchen befunden geglaubt zu haben. Dementsprechend überzeichnen er und seine Spielpartnerin Salber Lee Williams als zugedröhntes Junkie-Pärchen bis zur Schmerzgrenze... und Lau darf dann auch völlig unpassende Gaga-Sprüche zum Besten geben, die die ansonsten so passend aufgebaute, düstere Atmosphäre immer wieder zunichte machen. Zudem sind viele der hier ausgesprochenen Dialoge sehr mau und werden ebenso auch wiedergegeben - das wirkt dann alles andere als natürlich. Die letztendliche Auflösung ist, obwohl einige Fragen offenbleiben und beim geringsten Mitdenken auch deutliche Plotholes auszumachen sind, zumindest originell und einigermaßen rund, wobei der Weg hin zu dieser wie so oft jedoch spannender ist als der letztendliche Schluss-Shot. 

Fazit: "Brick" hat eine spannende Ausgangslage, die über 100 Minuten bei der Stange hält, dabei aber auch überdeutliche Logiklöcher innerhalb der Handlung offenbart. Dank einer starken Inszenierung und einem überzeugenden Hauptdarsteller hält der Mystery-Thriller bei der Stange, offenbart an den Nebenschauplätzen und bei den lauwarmen Dialogen aber auch einige vermeidbare Schwächen.

Note: 3-



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