Seit einer Nahtoderfahrung in seiner Jugend durch den Angriff eines wilden Löwen hat Sergei Kravinoff (Aaron Taylor-Johnson) Superkräfte. Diese setzt er dafür ein, brutale Jäger ausfindig zu machen und auszuschalten, während er eine tiefe Zuneigung zu Tieren und der Natur bewahrt. Durch diese hat er sich schon früh von seinem Vater Nikolai (Russell Crowe), selbst ein Großwild-Jäger, entfremdet. Als jedoch der ebenfalls mit finsteren Kräften ausgestattete "Rhino" (Alessandro Nivola) auftaucht und über die Machenschaften des "Kraven", wie sich Sergei mittlerweile nennt, stolpert, kommt es zu einer großen Konfrontation, in die auch Sergei's kleiner Bruder Dmitri (Fred Hechinger) hineingezogen wird...
Sony's Spider-Man-Universe, oder kurz SSU, ist Geschichte. Und das wurde auch Zeit, denn in ihrer über sechsjährigen Geschichte lieferte das Franchise höchstens einen ansatzweise annehmbaren Film ab (den ersten "Venom"-Streifen aus dem Jahr 2018) und scheiterte darüber hinaus daran, irgendeine Konstante in ihrer völlig ungeplanten Reihe zu kreieren. Die Idee, eine Reihe rund um Bösewichte aus dem Spider-Man-Kanon zu erschaffen, in denen der prominente Netzschwinger aber niemals auftrat (denn der war ja schon ans Marvel Cinematic Universe ausgeliehen worden), stank von Anfang an. Spätestens seit den Mega-Flops rund um "Morbius" und "Madame Web" war aber klar, dass die ganze Reihe kompletter Murks war... und nach dem die Filme ihr Geld nicht mehr einspielten und an den Kinokassen einer nach dem anderen katastrophalste Bauchlandungen hinlegten, zogen die Verantwortlichen endlich den Stecker. "Kraven the Hunter" hat nun die zweifelhafte Ehre, das Schlusslicht des Franchise zu sein. Als dieses ist der Film zum Glück keine komplette Vollkatastrophe wie der unsägliche, dritte "Venom"-Film, sondern vollbringt das Kunststück, nicht mehr komplett ärgerlich, sondern einfach nur noch belanglos zu sein... was ja durchaus eine Steigerung darstellt, die in dieser Form aber nichts aussagt.
Der Plot ist ohnehin wieder eine reichlich wirre Angelegenheit. In zwei anstrengend langen Stunden bekommt die Titelfigur zwar durchaus ein bisschen Fleisch auf die Knochen, doch der die Handlung vorantreibende Thriller-Plot ist ebenso banal wie konfus und rettet sich nur mit ganz viel Mühsal auf seine blockbuster-taugliche Länge. Dabei passiert über die erste Stunde nur selten mehr als nichts, die Dialoge sind langatmig geschrieben und werden von den namhaften Stars ohne echte Prestige zur Schau gestellt. Dieses aufgeblasene Nichts ist aber immerhin besser als die völlig veralberten und letztendlich anstrengenden Mega-Krachereien, die Venom zuletzt in Gang brachte. Generell fehlt es "Kraven the Hunter" in seiner grimmigen Attitüde auch komplett an Humor, was den Film ohnehin noch schwerfälliger macht als er ohnehin schon ist. Ein bisschen mehr Leichtfüßigkeit hätte dem ansonsten strunzlangweiligen Plot, der immer wieder über seine eigenen Füße stolpert, sicherlich gut getan. Als einziges Alleinstellungsmerkmal führt der Film deswegen nur eine recht morbide Brutalität ein. Das sollte das Werk wohl von den familienfreundlicheren Werken des MCU abheben, wobei solcherlei Gewaltausschreitungen seit "Deadpool" und Co. aber ja auch nichts Neues mehr sind.
Was bleibt am Ende also von diesem letzten, durchaus dürftigen Beitrag einer Reihe, die schon zuvor völlig eingeschlafen war? Aaron Taylor-Johnson auf der einen Seite, der zwar offensichtlich auch nicht richtig Bock hatte, aber einfach genug Charme hat, um selbst im Halbschlaf noch dafür zu sorgen, dass sein titelgebender Kraven irgendwie eine coole Socke ist. Andere namhafte Stars müssen dagegen arg chargieren, um überhaupt irgendwie gesehen zu werden - das macht die Auftritte von dem aus "Jurassic Park 3" bekannten Alessandro Nivola, vor allem aber mal wieder von Russell Crowe zu ziemlich blöden Angelegenheiten. "Blöd" ist auch eine feine Bezeichnung für die rar gesäten Actionszenen, die immer mal wieder kreatives Potenzial erkennen lassen, bei denen es letztendlich aber entweder an Budget oder an Esprit mangelte... oder an beidem. Gerade im Finale sind die zentralen Computereffekte nämlich mal wieder so indiskutabal mies, dass selbst der große Showdown zu einer unfreiwillig lächerlichen Balgerei verkommt. Aber da hatten die Verantwortlichen rund um das SSU wohl eh schon längst aufgegeben und entschieden, nicht noch mehr Geld in ein ohnehin zum Flop verurteiltes Werk zu pumpen, um damit noch irgendwas zu retten. Dieses unwürdige Marvel-Kapitel ist damit also abgeschlossen und man kann nur hoffen, dass das echte MCU dieses nicht noch irgendwann durch die üblichen Multiverse-Scherereien wieder ausgräbt. Bitte, in dieser Form wollen wir von Venom, Kraven, Morbius und Co. wirklich nichts mehr sehen.
Fazit: Ein banaler, seelenloser und furchtbar langatmiger Abschluss einer ganz mauen Marvel-Reihe. Neben einem charmanten Aaron Taylor-Johnson ist die einzige Freude an diesem völlig belanglosen Blockbuster, dass nun endlich Schluss ist mit dem SSU... und dass man aufgrund vorheriger Totalausfälle im Franchise zumindest nicht auf dem miesesten Punkt endet. Das macht "Kraven the Hunter" natürlich keinesfalls zu einem guten Film, sondern nur zu einem, der nicht ganz so katastrophal ist wie die vorhergegangenen Werke der Reihe.
Note: 4
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