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Flight Risk

Marshal Madolyn Harris (Michelle Dockery) hat den Auftrag, den soeben festgenommenen Kronzeugen Winston (Topher Grace) per Flugzeug in die Staaten zu begleiten - dort soll er in einem wichtigen Prozess gegen den Gangsterboss Moretti aussagen, um somit Immunität zu erlangen. Diese Reise wird zu dritt angetreten, erhalten Harris und Winston doch die Gesellschaft des Piloten Daryl Booth (Mark Wahlberg), welcher die beiden sicher ans Ziel bringen soll. Doch schon kurz nach dem Abflug stellt sich heraus, dass dieser Pilot nicht der ist, für den er sich ausgibt. In Wahrheit arbeitet er für Moretti selbst und hat den Auftrag, Winston für seinen Verrat auszuschalten. Das möchte Harris natürlich keinesfalls zulassen, sodass es in luftigen Höhen und in den beengten Räumen des kleinen Flugzeugs zu einem tödlichen Kampf kommt...

"Flight Risk" ist innerhalb der Filmografie von Regisseur Mel Gibson schon ein erstaunliches Werk. Nachdem Gibson in seiner Karriere hinter der Kamera eigentlich fast ausschließlich auf große Epen setzte, die dann auch in regelmäßigen Abfolgen mit allerlei Preisen zugeschüttet wurden, folgt nun ein verhältnismäßig kleiner Action-Thriller, der im Vergleich zu pompösen Meisterwerken wie "Braveheart" oder "Hacksaw Ridge" mehr wie eine nette Fingerübung daherkommt. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass man Gibson nicht mehr die ganz großen Gelder herüberschieben will - da erinnern sich zu viele noch sehr genau an die antisemitischen und rassistischen Aussagen des "Lethal Weapon"-Stars, für die er sich zwar entschuldigte, die ihn aber dennoch eine ganze Weile zur Person non grata in Hollywood machten. Deswegen nun also dieser kleine Film statt dem nächsten großen Epos... und das ist tatsächlich eine richtig feine Nummer. Niemals mit dem Anspruch mehr zu sein als eine achtzigminütige Probe für die Nerven ist das hier eine kurzweilige und durchweg hochspannende Sache, die das Publikum durchaus fesseln dürfte.
Ganz im Stil von kultigen Filmen wie "Nicht auflegen" oder "Flightplan" ist der Handlungsort hier sehr begrenzt - zu neunzig Prozent befinden wir uns hier ausschließlich an der Seite der drei Figuren in dem beengten Raum des klapprigen Flugzeugs. Gibson nutzt diese Räumlichkeiten bis zum Maximum, um die Spannung durchweg hochzuhalten, indem er immer neue Gefahren und potenzielle Bedrohungen einbaut und die Schwierigkeiten der gesamten Mission stetig erhöht. Dabei ist der prominent in der Werbekampagne platzierte Mark Wahlberg eigentlich nur ein Hindernis von vielen: Mit abstruser Halbglatze und ekelhaft-fieser Attitüde gibt der "Departed"-Star hier einen hassenswerten Bösewicht mit enormer Spielfreude. Dabei spielt er eigentlich nur die dritte Geige, denn das Herzstück des Films sind ganz klar Michelle Dockery und Topher Grace. Diese müssen sich, obwohl eigentlich auch auf verschiedenen Seiten des Gesetzes stehen, im Angesicht eines gemeinsamen Feindes bisweilen gar zusammentun, was letztlich in einem hochsympathischen Duo resultiert, wobei es neben einigen witzigen sogar manch einen dramatischen Moment gibt.
Es braucht nur wenige Minuten, um die zweckdienliche Geschichte, die in ihrem Verlauf vielleicht ein paar Haken zu viel schlägt, an den eigentlichen Handlungsort zu bringen - und von dort an gibt es dann kein Halten mehr. Gibson zieht die Spannungskurve erst ganz langsam an, um dann schnell zu eskalieren und dem Publikum anschließend kaum noch eine Atempause zu bieten. Das ist weder anspruchsvoll noch in irgendeiner Form tiefgründig, dafür aber einfach hochspannend... und manchmal ist genau diese simple Herangehensweise exakt das, was ein geradliniger Actionfilm braucht. Im Gegensatz zu vielen anderen (und auch teureren) Vertretern des Blockbuster-Kinos reißen hier auch keine miesen Spezialeffekte heraus. Abgesehen von einem hundsmiserabel animierten Wildtier während der ersten zwei Minuten sieht "Flight Risk" von vorne bis hinten überzeugend aus. Selbst die sonst so schwer kreierbaren Szenen, in denen ein Flugzeug inmitten von Wetterkapriolen von außen gezeigt wird, gelingen hier höchst überzeugend. Davon können sich andere, große Filme mit einem Budget jenseits der 200 Millionen Dollar (ja, Marvel, das geht an dich!) durchaus mal eine Scheibe abschneiden.

Fazit: "Flight Risk" ist simpel, geradlinig, kurzweilig und hochspannend. Obwohl die Geschichte einige verzichtbare Haken schlägt, bleibt das Tempo dank sympathischer Helden, eines ultrafiesen Bösewichts und knackiger Action-Ideen durchweg hoch und fesselt das Publikum auf einfachste und deswegen auch so treffsichere Weise.

Note: 3+



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