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Cuckoo (2024)

Nach dem Tod ihrer Mutter zieht die siebzehnjährige Gretchen (Hunter Schafer) gemeinsam mit ihrem Vater Luis (Marton Csokas), dessen neuer Frau Beth (Jessica Henwick) und deren Tochter Alma (Mila Lieu) in ein Ferienresort in den bayrischen Alpen. Dort möchte sich Gretchen mit einem Ferienjob eigentlich nur möglichst schnell viel Geld zusammensparen, um der neuen, ungeliebten Heimat schnellstmöglich zu entkommen. Während ihres Aufenthalts bemerkt die Teenagerin jedoch mehrere, seltsame Vorkommnisse, über scheinbar desillusionierte Gäste, merkwürdige Geräusche und durchaus beängstigende Warnungen des Resort-Besitzers Herr König (Dan Stevens). Dieser scheint zudem etwas verbergen zu haben und als Gretchen dem auf die Schliche kommt, muss sie ihren ganzen Mut zusammennehmen, um sich der unbekannten Gefahr entgegenzustellen...

Was es mit diesem ganz und gar nicht gemütlichen Ferienresort auf sich hat, soll das Publikum während der 102 Minuten herausfinden und es wäre ein leichtes, "Cuckoo" rein auf diese Auflösung festzunageln und ihn daher zu zerreißen. Auf dem Papier liest sich diese Auflösung nämlich wie reiner Trash und als solcher ist er auch bisweilen inszeniert. Man spürt das geringe Budget mit einigen recht unfreiwillig komischen Wackel-Effekten und dem immergleichen, wenn auch durchaus wirksamen Sounddesign und mag sich daher nicht so richtig gruseln. Zudem ist die Enthüllung des Geheimnisses nur durch gleich mehrere Erklärbär-Szenen zu vollführen, was den Film letztendlich aufgeblasener macht als er sein müsste. Das Finale des Finales, wenn sich mehrere Parteien gegenüberstehen und alles immer gewalttätiger, lauter und effekthascherischer wird, ist dann auch aufgrund des arg überzogenen Mysteriums einer der schwächsten Parts dieses Films.
Trotz einer recht soliden Regie, die in einzelnen Schauerszenen durchaus eine gewichtige Atmosphäre erzeugt, fällt die klischeehafte Ausgangssituation einer Familie, die neu an einen fremdem Ort kommt, wo sich seltsame Dinge zutragen, durchaus auf. Daraus bezieht "Cuckoo" bisweilen aber auch seinen beinahe nostalgischen Reiz, erinnert dabei an die mal schlechten, aber irgendwie auch charmanten und oftmals recht originellen 80er-Slasher. Und gegenüber denen ist dieser Film zumindest dahingehend intelligenter, dass er hier nicht einfach nur einen tumben Mörder mit einer Axt Jagd auf die Protagonisten machen lässt, sondern noch einen großen Überbau liefert, der dann zwar nicht wirklich überzeugt, aber zumindest origineller ist und einigermaßen rund endet. Klischees gibt es zwar auf beiden Seiten: So sind auch hier die offensichtlichen Bösewichter ziemliche Abziehbilder und auch mit den anfänglichen Visionen, Alpträumen und Erschreck-Momenten, hinter denen sich letztendlich wenig verbirgt, übertreibt man es zu Beginn noch zu oft.
Doch unter dieser Oberfläche steckt auch noch ein bisschen mehr und so ist besonders der angenehm dramatische Familienplot, der letztendlich auch der dramaturgische Motor der ansonsten reichlich zerfaserten Geschichte ist, durchaus packend. Das Herz hat der Film, trotz vieler trashiger Momente und Szenen voller unfreiwilliger Komik (leider nimmt sich "Cuckoo" über weite Strecken viel zu ernst), absolut am rechten Fleck. Das liegt auch an "Die Tribute von Panem"-Star Hunter Schafer, die in der Hauptrolle eine hervorragende Figur macht und genau die richtige Mischung aus Verletzlichkeit und Kampfeswillen an den Tag legt, um das Publikum voll für sich einzunehmen. Ihr gegenüber steht mit Dan Stevens ein solider Bösewicht, der zwar etwas zu schematisch daherkommt, aber dennoch für Bedrohlichkeit sorgt. Der Rest des Casts hat dagegen weniger zu tun, was besonders bei der sonst stets so guten Jessica Henwick etwas schade ist - immerhin erhält aber auch sie später noch eine Aufgabe, die sie als Dreh- und Angelpunkt der Geschichte in Stellung bringt.

Fazit: "Cuckoo" nimmt seine im Kern reichlich alberne und viel zu umständlich erzählte Geschichte oft zu ernst - das sorgt für unfreiwillige Komik angesichts des etwas überzeichneten Plots. Dafür ist Hunter Schafer in der Hauptrolle absolut umwerfend und einige Spannungsspitzen sind in der Tat mehr als gelungen.

Note: 3-



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