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Lyle - Mein Freund, das Krokodil

Der junge Josh Primm (Winslow Fegley) zieht mit seinen Eltern nach New York und hat anfangs große Probleme, sich an die neue Umgebung einzufinden und Freunde in der Schule zu finden. Ein überraschender Mitbewohner in der neuen Wohnung verhilft Josh jedoch dabei, aus seinem Schneckenhaus herauszukriechen: Lyle, ein singendes und tanzendes Krokodil, welches vor anderthalb Jahren von dem Künstler Hector Valenti (Javier Bardem) auf dem Dachboden zurückgelassen wurde, freundet sich nach einem ersten Schrecken mit Josh an. Dabei müssen sie jedoch sehr achtsam sein, dass niemand von Lyle erfährt, denn alle anderen würden ihn für ein gefährliches Tier halten. Schwierigkeiten macht daher vor allem der neugierige Nachbar Mr. Grumps (Brett Gelman), welcher nach einem Grund sucht, die neu eingezogene Familie sogleich wieder aus dem Haus zu vertreiben...

Hierzulande sind die Kindergeschichten rund um das singende und tanzende Krokodil Lyle wohl nur Enthusiasten bekannt. In den USA versuchte man den Erfolg des Films noch durch das Casting vorab zu sichern, denn in der Originalfassung singt Popstar Shawn Mendes die eingängigen Songs. Diese wurden auch in der deutschen Fassung ziemlich gut herübergerettet, doch fehlt es beiden Fassungen im Grunde an echten Ohrwürmern oder an starken Songs, die wirklich etwas zur Handlung beitragen. Diese sind nämlich eigentlich ziemliche Showstopper einer ohnehin recht sprunghaften verlaufenden Geschichte, wobei nur eine Nummer wirklich heraussticht: Ein Duett in einer Küche, wobei während dem Singen gleich auch noch ein kreatives Menü zubereitet wird, ist in seiner Choreo ebenso rasant wie witzig... und bringt in diesem Moment auch die Entwicklung einer der Hauptfiguren so sinnig weiter, wie es Musical-Nummern eigentlich immer tun sollten.
Hier sind die Songs aber nur drin, weil sie eben drin sein müssen und kommen etwas zu simpel, schmalzig und ohne echten Bezug zu den gerade handelnden Charakteren daher, um wirklich zu begeistern. Auch der Inszenierung von Will Speck und Josh Gordon fehlt es bisweilen an Schwung - es gibt zwar Szenen, die in Sachen Rasanz viel Spaß machen (so zum Beispiel das letztendlich auch zu Herzen gehende Finale), aber die Macher schöpfen nie aus dem Vollen - es wäre in jeglicher Hinsicht noch mehr Witz, noch mehr Tempo und noch mehr Spektakel drin gewesen, ohne das Publikum sinnlos taubzuschießen. Positiv fällt aber der Hauptcharakter auf, denn der stammt zwar überdeutlich aus dem Computer, hat aber für eine so auffällige CGI-Kreation eine sehr lebendige Mimik, die im Zusammenspiel mit den menschlichen Darstellern einige gefühlvolle Momente darbietet. Gerade auch, weil das Krokodil nicht sprechen kann, ist eine ausdrucksstarke Mimik in diesem Fall sehr wichtig und die Macher lösen dieses Problem sehr stilvoll.
Auf der Ebene der menschlichen Darsteller sticht natürlich erst einmal "Arielle, die Meerjungfrau"-Star Javier Bardem hervor: Der Oscarpreisträger hat als wandelbarer Artist offensichtlich jede Menge Spaß, auch mal zu chargieren und umspielt die Tücken des Drehbuchs, welches seinen Charakter immer wieder vom fröhlichen Kumpanen hin zum ungewollten Fiesling schiebt, mit Bravour. Für den jungen Hauptdarsteller gilt das leider nur begrenzt - Winslow Fegley fehlt es leider noch an der nötigen Ausstrahlung, um zwischen den ganz Großen seiner Zunft wirklich aufzufallen. Der Rest des überschaubaren Casts wird von dem CGI-Scenestealer ebenfalls an den Rand gedrängt, wobei es immerhin noch einen Charakter gibt, der ebenso überzeichnet wie einigermaßen witzig daherkommt: Brett Gelman als schon wegen dem geringsten Fehlverhalten zum Telefonhörer greifender und sich bei der Stadt beschwerender Alptraum-Nachbar besitzt in seiner Überdrehtheit zwar ein gewisses Nervpotenzial, bringt aber immer wieder auch Schwung in die sonst sehr handzahm verlaufende Geschichte.

Fazit: Die Geschichte verläuft ebenso vorhersehbar wie sprunghaft, der Inszenierung fehlt es an dem nötigen Schwung. Immerhin weiß die computeranimierte Hauptfigur aber zu überzeugen, auch wenn seinen Songs das nötige Herz fehlt.

Note: 4+



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