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The Electric State

Im Jahr 1994 ist der Krieg zwischen den Robotern, die gegen ihre Versklavung aufbegehrt haben, und ihren Schöpfern, den Menschen, beendet und die Roboter wurden vertrieben. In dieser futuristischen Nachkriegszeit lebt die junge Michelle (Millie Bobby Brown) fast völlig auf sich gestellt, als eines Tages der Roboter Cosmo in ihrem Wohnzimmer auftaucht. Dieser ist überzeugt, aufgrund einer bestimmten Mission zu ihr geschickt worden zu sein. Um dem auf den Grund zu gehen, flieht Michelle gemeinsam mit dem Maschinenwesen und macht sich auf eine Reise durch den Südwesten der USA aus, um dessen Vergangenheit zu ergründen. Dabei schließt sie sich mit dem Schmuggler Keats (Chris Pratt) zusammen, der ebenfalls noch gemeinsame Sache mit einem Roboter macht... und muss zudem erfahren, dass die verbannten Roboter mittlerweile nur noch ein einsames Schattendasein fristen.

320 Millionen Dollar hat Netflix für diesen Blockbuster in die Hand genommen und damit erneut den teuersten Film seiner Geschichte erschaffen - nochmal mehr als 100 Millionen Dollar teurer als der bisherige Spitzenreiter "The Gray Man", der ebenfalls bereits von den Russo-Brüdern verantwortet wurde. Seit ihrem Mega-Marvel-Doppel aus "Avengers: Infinity War" und "Avengers: Endgame" scheinen die beiden Regie-Brüder nur noch in Superlativen zu denken. Leider gilt dies für ihr neuestes Werk aber wirklich nur in Budget-Bereichen, denn darüber hinaus fühlt sich "The Electric State" doch wieder wie einer der generischen Blockbuster an, die Netflix so gerne raushaut. Wobei das nicht auf den gesamten Film zutrifft, denn das Budget ist durchaus auf dem heimischen Bildschirm zu sehen, die visuellen Effekte geraten durchweg überzeugend und gerade die optische Aufbereitung der retro-artigen Roboter ist durchaus originell... auch wenn deren langsame Fortbewegung nicht unbedingt für viel Dynamik in den an Highlights armen Actionszenen sorgt. Es gibt somit zwar einiges zu entdecken, doch ist das wieder nur die Oberfläche - darunter verbirgt sich nicht viel.
Das merkt man schon an den generischen Bösewichtern, wobei so hochdatierte Schauspieler wie Stanley Tucci und "Breaking Bad"-Fiesling Giancarlo Esposito in ihren wenigen Szenen gleich völlig blass bleiben müssen - hier ist alles irgendwie schematisch und ohne größeres Risiko inszeniert. Die Geschichte ist so familienfreundlich wie möglich, weswegen die große Endschlacht mit zahllosen, zerlegten Robotern fast schon zu brutal daherkommt. Bis es dazu aber überhaupt kommt, muss sich das Publikum durch eine reichlich zähe und an Wendungen arme Alibi-Geschichte quälen, die versucht, durch ein groß aufgelegtes Familiendrama Emotionen ins Spiel zu bringen, darüber hinaus aber wenig zu erzählen hat. Gerade zum altbekannten Roboter-Thema haben die Russo-Brüder wenig zu sagen, was andere nicht schon vorher deutlich griffiger besprochen hätten, weswegen die nie wirklich in Schwung kommende Geschichte an allen Fronten reichlich flach daherkommt. Zudem wissen die Roboter zwar optisch zu gefallen, nähern sich mit ihrer durchgehenden Sprücheklopferei aber zumindest annähernd den nervigen Transformer-Zwillingen aus Michael Bays unsäglichen Fortsetzungen an, was immer wieder für ganz fiese Erinnerungen sorgt.
Chris Pratt hat indes nicht viel mehr zu tun, als eine erneute Kopie seines Star-Lord's abzuliefern - dementsprechend klopft er allerlei Sprüche, zieht Grimassen und greift hin und wieder zur Waffe, wobei er durchweg unentspannt wirkt. "Stranger Things"-Star Millie Bobby Brown schlägt sich dagegen wacker und müht sich, als emotionaler Anker der Geschichte gut zu sein. Dass Brown einer der größten Stars der momentanen Filmgeschichte ist, kommt schließlich auch nicht von ungefähr, weswegen sie ihre Sache mit gewohntem Elan erledigt. Eine echte Buddy-Chemie kommt zwischen ihr und Pratt aber nicht zustande, was gerade angesichts der Russo's auf dem Regiestuhl eine kleine Enttäuschung ist. Die verstanden es in ihren Marvel-Blockbustern immerhin stets so meisterhaft, unterschiedliche Figuren zusammenzuführen und sie dynamisch durch die Geschichte zu tragen. Pratt und Brown spielen aber die meiste Zeit doch nur aneinander vorbei, ihre wenigen Geplänkel miteinander kommen arg bemüht daher, weswegen man sich an beiden Figuren nicht so richtig festhalten mag.

Fazit: Viel Geld, viele Spezialeffekte, teure Stars, aber keine Seele. "The Electric State" ist ein superteurer, aber weitestgehend generischer Blockbuster mit abgehangener Geschichte und ohne echte Highlights. Man hatte es irgendwie befürchtet...

Note: 4+



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