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Noelle

Nach dem Tod des letzten Weihnachtsmanns soll dessen Sohn Nick Kringle (Bill Hader) seine Nachfolge übernehmen - wie es bei den Santa's üblich ist, wird immer der nächste, männliche Nachfolger der nächste Weihnachtsmann. Doch Nick ist mit der plötzlichen Verantwortung überfordert und nicht einmal seine mit der Weihnachtszeit so vertraute Schwester Noelle (Anna Kendrick) kann ihm seine Nervosität nehmen. Als Nick spurlos verschwindet, ist es Noelles Aufgabe, ihn aufzuspüren und wieder zurückzubringen - sonst droht das Weihnachtsfest auszufallen! Begleitet wird Noelle dabei von der resoluten Elfe Polly (Shirley MacLaine)... doch sind beide nicht darauf vorbereitet, plötzlich in die Welt der Menschen vorzudringen, die so anders und deutlich weniger fröhlich ist als ihr Weihnachtsland.

"Noelle" war eines der ersten großen Disney-Originals, welches zum Ende des Jahres 2019 auf dem damals noch gänzlich neuen Streaming-Dienst Disney Plus an den Start ging... obwohl zuvor eine reguläre Kinoveröffentlichung für das Werk vorgesehen war. Doch natürlich musste man den Streamingdienst mit ein paar großen Originalen füllen und da passte das Werk von "Haben Sie das von den Morgans gehört?"-Regisseur Marc Lawrence pünktlich zur Weihnachtszeit natürlich prächtig rein und entwickelte sich sogleich zu einem Erfolg. Das mag natürlich an der Geschichte liegen, die durchaus Weihnachtsstimmung verbreitet und in ihrem Konzept stark an den Mega-Hit "Verwünscht" aus dem Jahr 2007 erinnert. Hüben wie drüben findet sich eine durchaus kitschige Figur plötzlich in der realen Welt der Menschen wieder und muss sich in dieser erst einmal zurechtfinden. Diese Idee ist dementsprechend nicht neu, sorgt aber für einige amüsante Fish-out-of-Water-Momente, wenn die schusselige Noelle gewisse Gegenstände und Regeln dieser Welt falsch versteht und sich dementsprechend oft in die Bredouille bringt.
"Pitch Perfect"-Star Anna Kendrick geht in der Titelrolle dementsprechend passend auf, beweist ein feines Comedy-Timing und eine gewisse, rotzige Haltung, welche ihre sonst sehr süßlich anmutende Figur immer wieder schön auf den Boden zurückholt. Dabei sind zwar nicht zwingend ganz laute Lacher zu holen, aber immer wieder ein paar schöne Schmunzler. Die Geschichte an sich ist dabei in jeder Faser vorhersehbar und unterhält weniger über die Dramaturgie als über die vielen, netten Ideen am Rande. So kann man sich natürlich von Anfang an ausmalen, wie sich sowohl Noelle als auch ihr Bruder Nick über den Verlauf der Handlung entwickeln werden und wie da letztendlich gewisse, veraltete Traditionen neu geschrieben werden. Die Nachfolge des Weihnachtsmanns aber dabei so zu regeln wie in einem verstaubten Königshaus und sogar einen Rat aus ausschließlich alten Männern darüber entscheiden zu lassen, wie es denn nun mit Weihnachten weitergeht, ist ebenso frech wie originell. Für jüngere Zuschauer gibt es neben diesen durchaus treffsicheren Seitenhieben ebenfalls genügend zu sehen, über lustigen Slapstick und knuffige, animierte Rentiere.
Diesen frechen Ton hält der Film disney-typisch nicht bis zum Schluss durch, denn im letzten Drittel muss natürlich jede Figur noch einmal klar aufsagen, was sie denn nun gelernt hat. Dementsprechend kitschig geht es auf den letzten Metern dann auch zu und es ist schon arg süßlich, wie sich diese vorhersehbare Geschichte zu ihrem Ende hin entwickelt... was sich bisweilen mit den sonst so fortschrittlichen und originellen Ideen beißt. Es bleibt auch zu beanstanden, dass der Film seinen eigenen Höhepunkt praktisch verpasst und nach dem emotionalsten Hoch noch rund zwanzig Minuten weiterläuft, dementsprechend zu lang ist und den Absprung verpasst. Immerhin gibt es zum Schluss aber durchaus noch eine rührende Szene, die diese Nachspielzeit irgendwie wert ist. Zuvor gab es einige Abzweigungen, die nicht zwingend nötig gewesen wären und auch Altstar Shirley MacLaine bleibt in der als Sidekick gezeichneten Elfen-Rolle irgendwie zurück... aus ihren trockenen Kommentaren hätte man mehr herausholen können. Unter den Nebendarstellern gefällt dafür "Adventureland"-Star Bill Hader, der allein durch seine irren Blicke für zahlreiche Lacher sorgt.

Fazit: Obwohl "Noelle" gegen Ende in den typischen Weihnachtskitsch abdriftet, hat er mit einer gut aufgelegten Hauptdarstellerin und vielen originellen Ideen, die oftmals sympathisch im Vorbeigehen abgearbeitet werden, genügend Spaß zu bieten, um zumindest kurzweilig zu unterhalten.

Note: 3



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