Zwanzig Jahre nach dem Tod des Kaisers hat eine neue Macht Rom übernommen - die beiden Kaiser Geta (Joseph Quinn) und Caracalla (Fred Hechinger) haben die Stadt fest im Griff. In diesen Tagen erobert ihr Tribun Justus Acacius (Pedro Pascal) die letzte freie Stadt in Numidien, wobei etliche Menschen ihr Leben lassen. Eine davon ist Arishat (Yuval Gonen), dessen Ehemann Hanno (Paul Mescal) nun Rache schwört und sich den Kopf des Tribuns holen möchte. Diese Gelegenheit bietet sich ihm alsbald, als er als Sklave in die Hände des Gladiatorenmeisters Macrinus (Denzel Washington) gerät, der Hanno verspricht, ihm seine Rache zu ermöglichen... sofern er denn in Rom eine gute Show abliefert. Doch Hanno möchte noch viel mehr und seine Vergangenheit ist dabei, ihn mit aller Wucht einzuholen, als er sich in die Nähe der Kaiser und Politiker Roms begibt.
Das war eine schwere Geburt: Eine Fortsetzung zu "Gladiator" ist seit gut fünfzehn Jahren geplant, kam aber nie vom Fleck... was vielleicht auch daran liegen könnte, dass im Grunde niemand ein Sequel zu einem der besten, heute als Kult angesehenen Sandalenfilme der Welt überhaupt sehen wollte. Denn das Original war nahezu perfekt - was sollte eine Fortsetzung dem also hinzufügen? Nun merkt man dem Drehbuch zumindest im späteren Verlauf an, dass sich Ridley Scott und sein Team tatsächlich etwas dabei dachten und durchaus eine Geschichte erzählen, die den ersten Teil zumindest teilweise passend erweitert. Um das zu tun, muss er sich zuvor aber durch zahlreiche Wiederholungen quälen, sodass "Gladiator 2" in der ersten Stunde weniger wie eine Fortsetzung, sondern fast schon wie ein Remake des Originals daherkommt - nur ohne das Herz und die Wucht. Mehrere Handlungsstränge werden einfach noch einmal erzählt, es werden die gleichen Orte besucht und bisweilen die gleichen, politischen Ränkespiele vollzogen. Später findet der Film dann mit einigen frischen Einfällen seine eigene Identität, bleibt jedoch trotzdem im Schatten des ersten Teils.
Auf diesen bezieht sich "Gladiator II" nämlich praktisch durchgehend und mit aller Mühe. Alle paar Minuten wird ehrfürchtig der Name des großen Maximus gehaucht, seine abgelegte Rüstung ist ständig in Nahaufnahmen zu sehen und farbentsättigte Rückblenden zeigen auch noch mal ein paar Szenen des ersten Teils. Das ist insofern ein Problem, dass man damit dauerhaft einen direkten Vergleich mit dem Original erzwingt... und diesen selbstverständlich nur verlieren kann. Es wirkt auch so, als würde Scott die bisweilen dünnere Geschichte durch die ständigen Referenzen, nahezu ehrwürdigen Verbeugungen vor dem ersten Teil irgendwie mit Bedeutung füllen wollen. Wenn das einzige, was hier wirklich Gänsehaut verursacht, aber die ständigen Erinnerungen an die besseren Zeiten sind, dann ist das schon ein schlechtes Zeichen. Wobei man "Gladiator II" an dieser Stelle Unrecht tut, denn er macht zwar alles um ein paar Klassen schlechter als im ersten Film, hat aber dennoch seine Momente. So hat Scott die zahlreichen Actionszenen wunderbar im Griff, auch wenn sie nicht so wuchtig ausfallen wie zuvor und man sich bisweilen wünscht, dass sie ein wenig länger ausgefallen werden. Auch der Soundtrack weiß zu gefallen (auch wenn er diesmal nicht von Hans Zimmer ist) und mit Denzel Washington haben wir zudem einen Nebendarsteller erhalten, der seine Szenen nach Belieben lenkt und offensichtlich richtig viel Spaß am Set hatte.
Aber trotzdem: Okay ist für einen Film der Marke "Gladiator" einfach nicht genug, wenn man sich schon so bemüht in dessen Schatten stellt. Man spürt, dass dieser Film dem Original nacheifern wollte, dabei aber höchstens seinen kleinen Bruder darstellen kann. Man merkt dem Drehbuch an, dass hier mindestens eine halbe Stunde fehlte, um die verschiedenen dramatischen Szenen, die generelle Atmosphäre und auch die Actionszenen wirklich atmen zu lassen: "Gladiator II" hat eine Menge zu erzählen, muss aber so atemlos durch seine Geschichte hetzen, dass für Gefühle kaum Platz bleibt. So fühlt sich der Film oftmals bemerkenswert kühl an, obwohl auf dem Papier viele spannende Dinge passieren. Kühl agiert auch der neue Hauptdarsteller, der gerade im direkten Vergleich mit dem vulkanisch aufgetretenen Russell Crowe vollkommen blass bleibt und dementsprechend dessen riesige Fußstapfen kaum ausfüllen kann. Neben ihm muss es daher die Nebendarstellerriege richten, wobei neben dem bereits erwähnten Washington vor allem noch "Stranger Things"-Star Joseph Quinn und Fred Hechinger als neues Kaiser-Duo ordentlich Energie beweisen. Rückkehrerin Connie Nielsen und der in einer etwas unstet geschriebenen Rolle als römischer Tribun auftretende Pedro Pascal agieren dabei solide, ohne aber allzu sehr gefordert zu werden.
Fazit: Eine Fortsetzung, die es nicht gebraucht hätte, die nach starken Startschwierigkeiten gegen Ende aber immerhin einige frische, spannende Impulse setzt und zudem durchweg gut inszeniert ist. Trotzdem bleiben die Wucht, die großen Emotionen und der Anspruch des Originals in diesem Nachklapp über weite Teile auf der Strecke.
Note: 3-
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