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Mufasa: Der König der Löwen

Auf dem Königsfelsen erzählt der weise Rafiki Simbas Tochter Kiara die Geschichte von Mufasa, dem großen König der Löwen: Als Junges wurde Mufasa durch eine Sturzflut von seiner Familie getrennt und traf weit entfernt vom Geweihten Land auf den jungen Taka. Obwohl sein Rudel keine Außenseiter erlaubte, erkämpfte sich Mufasa nach und nach die Anerkennung der dortigen, erwachsenen Löwen und Löwinnen, während Mufasa und Taka erst zu Freunden und schließlich zu Brüdern heranwuchsen. Doch Gefahr lauert am Horizont, als ein Rudel weißer Löwen auf dem Vormarsch ist, mit dem Ziel, alle anderen Rudel zu bekämpfen. Nun muss Mufasa erneut seinen Mut beweisen und dabei zudem versuchen, seine verlorene Familie wiederzufinden...

"Mufasa" hat gegenüber dem von mir verrissenen "König der Löwen"-Remake zwei ganz klare Vorteile, die dabei auch noch die größten Kritikpunkte des Vorgängers tilgen. Zwangsläufig steht "Mufasa" nicht mehr im Schatten des großartigen Zeichentrick-Originals, da hier eine eigenständige Geschichte erzählt wird. Somit entfallen die ständigen Vergleiche mit dem deutlich wuchtigeren Original und es fiel mir leichter, mich auf die Geschichte und die Inszenierung einzulassen. Der zweite Kritikpunkt gilt dem hyperrealistischen Animationsstil, der im Remake zu einer herben Abwesenheit von Emotionen führte. Hier ist es den Machern nun aber gelungen, weiterhin (fast) perfekt animierte Tiere, die sehr realistisch aussehen, zu kreieren, ihnen aber dennoch Gefühle durch ihre Mimik zu verleihen. Die Löwen können nun lächeln, in ihren Augen kann Trauer glitzern, sie können Angst zeigen - so fällt es wesentlich leichter, sich in die tierischen Protagonisten hineinzuversetzen. Vorbei ist die Zeit der toten Augen, in denen sich selbst in der tragischen Todesszene des Remakes keinerlei Gefühl regen wollte: "Mufasa" ist durchweg emotionaler und kraftvoller.
Das liegt aber zu weiten Teilen an der verbesserten Technik, nicht jedoch an der Geschichte. Der etwas digitalere und minimal weichere Look (der zudem dazu führen könnte, dass "Mufasa" in den kommenden Jahren etwas schneller altern wird) gereicht zu mehr sichtbaren Gefühlswelten bei den animierten Tieren, aber natürlich nicht automatisch zu einer packenden Story. Das hier Gelieferte dürfte Fans des Remakes ansatzweise zufrieden stellen, auch wenn wahrscheinlich nur die wenigsten wirklich danach gefragt haben dürften, wie die Vorgeschichte zu den Charakteren Mufasa und Scar denn nun vonstatten ging. Das Autorenteam hat dafür runde Antworten gefunden, um die baldigen Freunde während des Plots gegeneinander auszuspielen. Zudem freut man sich über deutlich dynamischere Actionszenen, in denen es mit allerlei CGI-Krach auch mal richtig zur Sache geht und eine durchbrennende Elefantenherde oder ein einstürzender Felsen wesentlich mehr Wucht entfalten. Die bekannten, hier jedoch neu komponierten Melodien aus der Feder von "Fluch der Karibik"-Komponist Hans Zimmer (der hier aber nicht mehr für den Soundtrack verantwortlich war) sorgen dabei wie gehabt für Gänsehaut. Für die kleineren Zuschauer könnte das in der Tat mehr als einmal zu aufregend sein, da die Düsternis, die im Remake noch getilgt wurde, hier deutlicher zum Tragen kommt.
Das gilt aber nicht für die neuen Songs, die durch die Bank weg vergessenswert sind und zu keinem Zeitpunkt mit den Evergreens des Originals mithalten können. Aber zugegeben: Welche Songs können das schon? Zudem wirkt der Ansatz, der eigentlichen Geschichte noch einen Gegenwartsmantel überzustreifen, in welchem Rafiki der kleinen Kiara eben jene Story erzählt, völlig belanglos. Mehr als eindeutig wurde dieser Schritt ausschließlich unternommen, um die Fan-Lieblinge Timon und Pumbaa auch in dieser Fortsetzung wieder auftauchen lassen zu können - gebraucht hätte es sie natürlich nicht und ihre ständigen Einwürfe und Kommentare sind auch allenfalls durchschnittlich lustig. Dadurch plustert sich die Laufzeit auch schon wieder auf zwei Stunden auf, wobei es eine halbe Stunde weniger ebenfalls getan hätte - ein bekanntes Problem der derzeitigen Disney-Remakes, worunter vor zwei Jahren auch bereits "Arielle" deutlich litt. Insgesamt ist "Mufasa" ein Film, den es nicht gebraucht hätte, doch dank der wegfallenden Vergleiche mit dem Zeichentrickfilm kann er sich gegenüber dem seelenlosen Vorgänger eindeutig behaupten. Und das ist zumindest mehr, als ich im Voraus erwartet habe.

Fazit: Da "Mufasa" nicht im Schatten des brillanten Zeichentrick-Originals stehen muss und zudem technisch ausgereifter und dadurch emotional zugänglicher ist, ist er dem seelenlosen Remake aus dem Jahr 2019 deutlich überlegen. Gebraucht hätte es den Film dennoch nicht, denn die Geschichte ist zwar nett, aber auch nicht wirklich aufregend. Zudem wird das Werk aufgrund des ständigen Wiederkehrens verzichtbarer, bekannter Figuren unnötig aufgeplustert.

Note: 3-



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