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Versprochen ist versprochen

Howard Langston (Arnold Schwarzenegger) liebt seinen kleinen Sohn Jamie (Jake Lloyd) über alles, ist über die Jahre aber nie der zuverlässigste Vater gewesen. So hat er sogar einen wichtigen Karatekurs seines Sohnes verpasst, weil er zu lange gearbeitet hat. Das diesjährige Weihnachtsfest soll aber alles wieder gut machen und Howard verspricht Jamie, ihm endlich die Actionfigur von "Turbo-Man" zu besorgen, nach der alle Kinder völlig verrückt sind. Als der Weihnachtstag jedoch anbricht, bemerkt Howard, dass er die Figur völlig vergessen hat. Deswegen zieht er los, um in der Stadt das wichtige Geschenk aufzutreiben... und nimmt dabei keinerlei Rücksicht, was nicht nur andere Kunden, sondern gar auch die Polizei gegen ihn aufbringt.

Regisseur Brian Levant kennt in diesem von der Kritik völlig zerissenen, mittlerweile aber ein wenig zum Weihnachts-Kultfilm aufgestiegenen Streifen nur eine Richtung: Nach vorn! Das äußerst dürftige und mit allerlei Familienkitsch aufrechterhaltene Handlungskonstrukt dient nach wenigen Minuten nur noch dazu, um den Protagonisten von einer absurden Situation in die nächste zu schicken, immer in der Hoffnung, durch das nächste Maleur endlich die langersehnte Actionfigur für seinen Sohn in den Händen zu halten. Das ist in seiner unglaublich simplen Dramaturgie natürlich völlig hirnrissig, aber in den meisten Momenten auch irrsinnig komisch. Das liegt vor allem an dem enorm hohen Tempo, welches der Film aufweist und welches die zentralen Slapstick-Szenen (und von denen gibt es glücklicherweise so einige) ebenso überzeichnet wie lustig machen. Ganz gleich, ob Arnold Schwarzenegger in einer von Kinder überlaufenen Mall einem Flummi nachjagt oder sich gleich mit einem ganzen Rudel aggressiver Weihnachtsmänner (und Elfen!) balgt - für Liebhaber von banalstem und absurdestem Slapstick gibt es hier massig zu lachen!
Da passt dann auch der damals vor allem für große Action-Kracher bekannte Arnold Schwarzenegger gut rein, der offensichtlich eine große Freude daran hatte, hier mal in einer familienfreundlichen Komödien alle Register der körperlichen Comedy vom Stapel zu lassen. Sein naturgemäß limitiertes Schauspieltalent kann hier dann auch aus dem Vollen greifen, wenn der "Terminator"-Star sich mit wilden Grimassen, viel Gebrüll und einigen herrlich-trockenen Sprüchen durch die wilde Handlung kalauert. Hier gilt wie bei allen, zumeist körperlichen Gags des Films: Der Humor ist in seiner wildesten Form natürlich Geschmackssache, gerade für die reine Familienunterhaltung ist gerade Schwarzeneggers selbstironische Performance aber Gold wert. Der Rest des Casts leistet weitestgehend Dienst nach Vorschrift, mit zwei Ausnahmen. Da wäre einerseits David Adkins als in seiner aufgedrehten Art durchaus an den Nerven zehrender Konkurrent des Protagonisten; und der 2020 verstorbene Robert Conrad, der hier einen ebenso vorhersehbaren wie witzigen Running Gag praktisch bis zum Äußersten verkörpern darf.
Was gibt es sonst noch zu erwähnen? Der Soundtrack von "Ice Age"-Komponist David Newman untermalt das Geschehen besonders in den richtig chaotischen Szenen perfekt und die flotte Regie Levant's sorgt dafür, dass einem (auch da es dem Film an Atempausen mangelt) niemals langweilig wird, man von der wilden Hatz aber auch förmlich erschlagen werden könnte. Das macht aber nichts, da immer wieder eine neue Idee um die Ecke kommt, um das ganze Treiben noch einmal auf die nächste Stufe der Absurdität zu heben - so zum Beispiel während des furiosen Finales, welches gleich mehrere alberne Momente bietet, die absolut köstlich sind. Nachdenken sollte man dabei nicht und einige typisch kitschige Szenen, die den durchschaubaren Konflikt zwischen Vater und Sohn erzählen, erduldet man auch eher statt sie zu genießen. Der nächste Kracher ist inmitten all dieses Drehbuchgepinsels aber meist nicht weit, sodass dieser Film ebenso dumme wie überraschend unterhaltsame Weihnachtskost bietet, die nicht das Herz, aber umso mehr das Zwerchfell trifft.

Fazit: "Versprochen ist versprochen" ist blöd, albern und völlig überzogen. Gleichzeitig ist der Film aber auch herrlich witzig, besitzt treffsicheren Slapstick und einen Arnold Schwarzenegger in komödiantischer Bestform. Seichte Unterhaltung nach Maßstab.

Note: 3



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