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Ghosted (2023)

Der Farmer Cole Turner (Chris Evans) und die Kunstkuratorin Sadie Rhodes (Ana de Armas) lernen sich auf einem Wochenmarkt kennen - es folgt ein spontanes, beinahe einen Tag andauerndes Date, welches in Sadies Bett endet. Anschließend antwortet diese jedoch nicht mehr auf Coles Nachrichten, was diesen dazu veranlasst, über seinen Schatten zu springen und seiner Angebeteten nach London nachzureisen, wo diese gerade scheinbar beruflich unterwegs ist. Doch dann muss Cole sogleich feststellen, dass Sadie nicht ganz ehrlich zu ihm war: In Wahrheit ist sie eine CIA-Spionin und Cole stört sie während einer ihrer wichtigsten Missionen, wobei er den Bösewichten, denen sie auf der Spur ist, gleich in die Falle geht. Während Sadie versuchen muss, die Welt vor einer großen Bedrohung zu retten, muss sie sich zeitgleich auch um den völlig überforderten Cole kümmern, der gar nicht mehr weiß, wie ihm geschieht...

"Ghosted" beginnt als reichlich charmante, romantische Komödie, in welcher die Funken bei dem Hauptdarsteller-Paar nicht unbedingt überfliegen, aber dennoch eine gewisse Anziehung herrscht. Das ist durchaus leichtfüßig erzählt, weiß auf romantischer Ebene zu fesseln und hat auch ein paar nette, nicht zu aufdringliche Witze parat. Sobald der Film jedoch den Plot anschiebt, der eigentlich sein Hauptfokus ist, beginnt genau dieser romantische Fokus zu bröckeln... was schade ist, da er gerade aus dem anfänglich noch überzeugenden Techtelmechtel seiner Hauptfiguren eigentlich die nötige Vitalität bezieht. Das Drehbuch ist nun jedoch so bemüht darauf aus, die sich eigentlich gegenseitig ziemlich gut findenden Charaktere immer wieder in völlig hemmungslose Streitereien zu versetzen, dass jegliche Romantik im Keim erstickt wird... und wenn sich die beiden zwischen den gegenseitigen Beleidigungen und überzogenen Schmollereien aufgrund von Nichtigkeiten dann doch wieder verliebt in die Augen sehen, wirkt das völlig unecht. Das liegt auch daran, dass beide Figuren keine echten Sympathieträger sind - vor allem Evans' Cole Turner dürfte mit seinen Stalker-Eigenschaften und den dauerhaften Anschuldigungen gegen seine Partnerin eher der pure Schrecken für jede selbstbewusste Frau sein, die sich nicht gleich eine überromantisierende Klette an den Hals wünscht.
Dazu kommt natürlich noch, dass man dem muskelbepackten "Avengers"-Star die Rolle des naiven Farmers nicht wirklich abnimmt - allein schon aufgrund seiner Physis, aber auch, weil er selbst in den bedrohlichsten Situationen noch viel zu abgeklärt wirkt. Das wirkt der Grundidee, dass des diesmal der schüchterne Mann ist, der sich in die knallharte Agentin verguckt (und nicht wie gehabt andersrum), leider ein wenig entgegen. "Knives Out"-Star Ana de Armas könnte hingegen auch einfach zwei Stunden lang aus einem Werbeprospekt vorlesen und ich würde ihr verzaubert dabei zuzusehen. Dementsprechend liefert sie auch hier wieder mit natürlicher Ausstrahlung vollends ab, obwohl es ihr das Drehbuch, welches ihren Charakter immer wieder von Minute zu Minute eine gänzlich andere, emotionale Haltung auf den Leib schreibt, wahrlich nicht einfach macht. Durch diese Zerfaserung von zwei gegensätzlichen Charakteren, die sich deutlich zu oft hassen statt sich auch einfach mal vom Gegenüber verzaubern lassen, ist von der anfänglichen Romantik bald nichts mehr zu spüren... was dem Film schnell das Herz raubt.
Die ohnehin recht dünne Spionage-Geschichte ist dabei dann auch nicht das Problem - ein Film wie dieser benötigt auch nicht mehr als eine grobe Rahmenidee mit irgendwelchen schmierigen (und auch hier von namhaften Stars verkörperten) Antagonisten und einer nur schemenhaft beschriebenen Bedrohung für die Welt. Ein Plot-Gerüst, um unsere Figuren immer wieder von einer Situation in die nächste zu schicken, ist völlig ausreichend. Das zeigt sich bei "Ghosted" daran, dass man trotz der völlig banalen Geschichte Spaß an dem Treiben findet, obwohl sich der Film nie ganz entscheiden kann, ob er seine Story nun ernstnehmen oder doch eher eine Parodie auf das Genre sein soll. Die Actionszenen sind durch die Bank weg sauber inszeniert und finden in einem Showdown, welcher das Setpiece auf durchaus spektakuläre und originelle Art und Weise nutzt, sogar ein mehr als erinnerungswürdiges Highlight. Die Inszenierung von "Rocketman"-Regisseur Dexter Fletcher reißt zwar keine Bäume aus, ist der Größe dieses stargespickten Blockbusters aber durchweg angemessen. Es hätte nur eben noch deutlich mehr dabei herausspringen können, wenn man wesentlich mehr Sorgfalt in die so wichtige, romantische Komponente gesteckt hätte, denn ohne diese fehlt es dem Film leider an Herz.

Fazit: Leider stimmt die Chemie zwischen den Hauptdarstellern nicht immer, was teils die Schuld des Castings, aber vor allem des Drehbuchs ist, welches die Figuren unsympathischer und unnahbarer macht als sie sein müssten. Immerhin stimmen die flotten Actionszenen und Ana de Armas wertet ohnehin jeden Film auf.

Note: 3-



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