Es ist nicht nur so, dass Ebenizer Scrooge (Jim Carrey) Weihnachten hasst - er hasst praktisch alle Menschen um sich herum, was sich an den so geselligen und besinnlichen Feiertagen, in denen sie alle so fröhlich und gut gelaunt sind, besonders deutlich zeigt. Seinen Mitmenschen ist Scrooge durch seine stets grausame Art ein Dorn im Auge, weswegen sie den alten Miesepeter meiden, was Scrooge selbst so aber nur Recht ist. Doch an diesem Weihnachtsabend erhält der alte Mann plötzlich Besuch von drei Geistern - sie alle wollen Scrooge aufzeigen, was er mit seinem Verhalten anrichtet und wieso dieses bezüglich seiner Zukunft und vor allem der Zukunft seiner Mitmenschen keine so gute Idee ist. Scrooge selbst ist erst einmal nicht sonderlich begeistert von der Störung und dem Spiegel, der ihm vorgehalten wird. Doch mit der Zeit erkennt er, dass er sich ändern muss... nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Menschen, die er so schrecklich behandelt.
Dass sich Robert Zemeckis ungefähr ab der Jahrtausendwende so sehr in die damals noch ziemlich neue Motion-Capture-Technik verliebte, gefiel vielen seiner Fans nicht unbedingt. Immerhin verlor sich der absolute Kultregisseur von so prestigeträchtigen Werken wie der "Zurück in die Zukunft"-Trilogie und dem mehrfach oscarprämierten "Forrest Gump" hierbei in Animationswerken, die gerade aufgrund ihres sehr gewöhungsbedürftigen Stils keine große Zuschauerschaft finden wollten: Wo "Der Polarexpress" immerhin noch solide lief, wollte sein Fantasy-Werk "Die Legende von Beowulf" dann irgendwie niemand mehr sehen. Obwohl alle Alarmglocken hätten klingeln sollen, machte Zemeckis anschließend noch den Hattrick voll und verfilmte mittels seiner einzig und allein von ihm geliebten Animationstechnik noch die wohl berühmteste und beliebteste Weihnachtsstory überhaupt neu: Charles Dickens' "Eine Weihnachtsgeschichte". Die auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz fehlerfreie Technik nutzte Zemeckis dabei vor allem dafür, um der recht wortlastigen Geschichte zahlreiche, unnötige Actionmomente unterzujubeln. Aus heutiger Sicht zeigen diese aber auch, dass der Zahn der Zeit an der damals ohnehin schon etwas mauen Animationstechnik genagt hat.
Dabei sind weniger die Szenen gemeint, die von vornherein als sehr spektakulär angelegt sind: Die rasanten Flüge durch das nächtliche London oder die Flucht des plötzlich geschrumpften Ebenezer Scrooge vor einer finsteren Pferdekutsche wissen angesichts ihrer Dynamik und der nahezu schwerelosen Kamera auch heute noch zu überzeugen. Es sind aber auch Momente, die vor allem deswegen im Film sind, um mit dieser "neuartigen" Technik zu protzen und zu zeigen, was damit nun so alles möglich ist - "Eine Weihnachtsgeschichte" hätte ohne all diese Muskelspielereien der Motion Capture Technik genauso gut, wenn nicht gar besser, funktioniert. Tatsächlich lenkt dieser Firlefanz nämlich ein wenig von der Geschichte ab, die Zemeckis hier in ihrer Grundform fast unberührt ließ. Die zentrale Message und die ganze Story an sich sind auch heute noch so zeitlos, dass man an ihr im Grunde nichts zu verändern brauchte und ihr ist es auch zu verdanken, dass sich zahlreiche sehr bewegende Momente eingeschlichen haben, die gerade im letzten Drittel mehrfach das Herz mit voller Wucht treffen.
Auch Jim Carrey, der hier nicht nur in animierter Form als Scrooge, sondern auch gleich als die drei Geister der Weihnacht auftritt, verdanken wir einige schöne Momente, denn der hatte am Set offensichtlich richtig viel Spaß - auch weil er seine überzogenen Grimassen diesmal ganz stilgerecht zu Hause lassen musste. Tatsächlich ist diese Version von Dickens' Geschichte nämlich nicht die familienfreundliche Variante, die man von Disney erwartet hätte, sondern eine dem Stoff angemessene, sehr düstere Version. Dafür gabs dann sogar (völlig zurecht) eine FSK-Freigabe ab zwölf Jahren - jüngere Kinder könnten sich angesichts einiger sehr finsterer und gruseliger Szenen sowie manch eines ziemlich rabiaten Schockeffekts ansonsten wirklich im falschen Film wähnen. Ob man damit die wichtigste Zielgruppe eines Animationsfilms (und ein solcher ist "Eine Weihnachtsgeschichte" ja immer noch) verprellte und ob das so clever war, das darf diskutiert werden. Tatsächlich dürften sich Erwachsene ob der zumeist recht seriös und ernst vorgetragenen Geschichte aber dementsprechend wohl fühlen.
Fazit: Zemeckis' bis heute eher schlecht als recht gealterter Motion-Capture-Animationsstil fällt auch hier stellenweise auf - auch wenn gerade die rasanten Actionszenen immer noch ziemlich schick aussehen. Allerdings stehen sie der ansonsten eher leise vorgetragenen, immer noch sehr bewegenden Geschichte bisweilen etwas effekthascherisch im Wege.
Note: 3
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