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O'Dessa

In einer postapokalyptischen Zukunft reißt die junge Farmerstochter O'Dessa Galloway (Sadie Sink) von zuhause aus, um den trostlos dahinlebenden Menschen mit ihrer Gitarre, einem Erbstück ihrer Familie, wieder etwas Hoffnung zu geben. Als ihr ihre Gitarre jedoch abhanden kommt, muss O'Dessa eine gefährliche Reise in Angriff nehmen, um sie wiederzufinden. Dabei lernt sie in einer heruntergekommenen und von Sklaverei und Ausbeutung gezeichneten Stadt den Musiker Euri Dervish (Kelvin Harrison Jr.) kennen. Doch ihre aufkeimende Liebe steht unter keinem guten Stern und letztendlich kann es nur O'Dessa sein, die nicht nur Euri, sondern auch alle anderen Menschen vor einer Zukunft der Finsternis rettet... und dafür braucht sie ihre Musik.

Der auf dem Streamingdienst von Disney veröffentlichte "O'Dessa" wartet zuvorderst mit einer ziemlich originellen, finsteren Zukunftsvision auf, die vor allem optische Vorzüge hat. In einer obskuren Mischung irgendwo zwischen "Blade Runner" und "Mad Max" sind die Menschen in der Zukunft nicht nur verrückt geworden, sondern werden auch durch einen großen Medienmogul unterjocht und gar gefoltert. Zwar bleibt genau diese große Macht reichlich schwammig und auch wie es O'Dessa versuchen möchte, dieser bösen Herrschaft mit Hilfe ihrer Musik und der Chance, dass sie vielleicht so etwas wie eine Auserwählte ist, ein Ende zu setzen, ist im besten Falle... naja, seltsam. Trotdzem wirkt es angesichts dieses trostlosen Hintergrunds stimmig - Regisseur Geremy Jasper findet immer wieder stimmige Farbtupfer in einer sonst sehr düsteren Welt, was diese Zukunftsvision auf optischer Ebene ebenso skurill wie einzigartig macht und somit für eine packende Atmosphäre sorgt.
Auf der reinen Handlungsebene bleibt man aber weitestgehend dem Altbekannten treu, wenn man von den bereits erwähnten, reichlich schwammig erzählten "Auserwählten"-Plots in der Welt der befreienden Musik absieht. Denn da geht es natürlich um die große, aber auch verbotene Liebe, die in dieser Zukunft eigentlich keine Chance hat... und um die gesellschaftlichen Fesseln, die die Hauptfiguren ablegen müssen, um dieser Liebe den nötigen Untergrund zu geben. Am Rande finden sich dabei zahlreiche, sehr originelle Ideen, die über manch eine kleine Länge hinwegtröstet. Etwas unausgegoren bleibt nur der große Bösewicht, der lange Zeit wie ein Schatten im Hintergrund agiert und dadurch wenig greifbar wirkt. Unter den Nebenfiguren tummeln sich einige, an die man sich wohl noch ein bisschen länger erinnern wird, doch bleibt der Fokus streng auf O'Dessa. Angemessen zeitgemäß ist sie es dann auch, die die wahren Heldentaten verüben und den in der Klemme steckenden Mann retten darf, wobei sie aber nicht zu einer unverwundbaren und somit unnahbaren Heldin wird, sondern auch mal stolpern und schwächeln darf.
Schwächeln tut in diesem Film dann aber ausgerechnet die Hauptdarstellerin, wobei dabei eindeutig nicht von ihren gesanglichen Fähigkeiten gesprochen wird. Diese sind nämlich nicht nur vorhanden, sondern angesichts Sink's angenehm-unperfekter und natürlicher Stimme sogar richtig gut. Dass die Songauswahl dabei durch die Bank weg gelungen ist, spielt Sink natürlich auch noch mal in die Hände. Rein darstellerisch kann sie hier aber (noch) keine echten Leading-Qualitäten vorweisen und bleibt gerade in den sehr dramatischen Momenten der zweiten Hälfte regelrecht blass - man spürt die Überforderung des "Stranger Things"-Stars bisweilen merklich. Da ist ihr Co-Star Kelvin Harrison Jr. deutlich souveräner, wirkt weniger aufgesetzt, hat mehr Präsenz. Ihm ist es dann auch zu verdanken, dass zwischen ihm und Sink doch deutlich die Funken sprühen und man den beiden die gegenseitige Liebe, auch wenn sie sehr schnell erblüht, durchaus abnimmt und beiden bis zum ziemlich aufwühlenden Finale definitiv die Daumen drückt.

Fazit: Eine optisch aufregende Zukunftsvision, die in Details nicht immer stimmig wirkt, aber dennoch eine dichte Atmosphäre bietet. Hauptdarstellerin Sadie Sink schwächelt zwar, dafür ist die musikalische Ebene des Films mehr als gelungen - und auch die Geschichte an sich weiß trotz einiger arg schwammiger Hintergründe zu fesseln.

Note: 3



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