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Wieder keine neuen Ideen: Filmkritik zu "Der Exorzist: Bekenntnis"

Victor Fieldings (Leslie Odom Jr.) zieht seine Tochter Angela (Lidya Jewett) seit dem Tod seiner Frau Sorenne (Tracey Graves) vor dreizehn Jahren alleine auf und ist aufgrund seiner einschneidenden Vergangenheit dauerhaft besorgt um sein Kind. Als diese eines Tages gemeinsam mit ihrer Freundin Katherine (Olivia Marcum) im Wald verschwindet, ist Victor in tiefster Panik und malt sich bereits die schlimmsten Dinge aus, die seiner Tochter zugestoßen sein könnten. Drei Tage später tauchen Angela und Katherine jedoch wieder auf... und verhalten sich höchst sonderbar. Schon im Krankenhaus legt Angela äußerst merkwürdige Verhaltensweisen an den Tag, die ihre Mitmenschen in Angst versetzen. Dass die beiden Mädchen von einem Dämon besessen sein könnten, daran will Victor jedoch nicht glauben... bis er jemanden trifft, die vor rund fünfzig Jahren etwas sehr ähnliches erlebt hat.

Natürlich habe ich mir als Vorbereitung für diesen Film erneut den Kult-Klassiker "Der Exorzist" angesehen und mich zum wiederholten Male ordentlich gegruselt - erstaunlich, wie wirkungsvoll der Terror-Schocker von William Friedkin auch fünfzig Jahre später immer noch ist. Bezüglich einer direkten Fortsetzung zu diesem Film, die alle anderen Sequels, die in der Zwischenzeit aus dem Boden gewachsen sind, ignoriert, war ich angesichts der Regie von David Gordon Green erstmal guter Dinge. Der hat zuletzt mit seiner neuen "Halloween"-Trilogie bewiesen, dass er einem alten Horrorstoff in der Jetztzeit durchaus noch ein paar frische Herzschläge verpassen kann. Zugleich war ich jedoch auch sehr skeptisch, hat sich das Exorzismus-Genre in den letzten Dekaden doch deutlich weiterentwickelt. "Der Exorzist" war im Jahr 1973 vor allem deswegen so schockierend, weil das für das damalige Publikum ein so noch nicht gesehener Ritt war - grenzüberschreitend, atmosphärisch und hinsichtlich seiner Thematik vollkommen neu. Mittlerweile gibt es jedoch so viele Filme zu diesem Thema, dass zu befürchten war, dass man dieser selbst innerhalb dieser Marke nichts Neues mehr abringen kann. Und genau so ist es nun auch: Green und sein Team scheinen nicht darauf aus zu sein, hier den nächsten frischen Impuls für das Horror-Kino darzubringen, sondern tragen den großen Namen einer großen Marke mit einem sehr lauen Film herum, der nichts, aber auch wirklich gar nichts Neues erzählt.
Um irgendwie damit durchzukommen, dass man sich nicht mal bemüht, dem Original irgendwie gerecht zu werden (es wird nicht mal der Versuch unternommen, irgendwie an die ganz großen Schockszenen des ersten Teils anzuknüpfen), bedient man sich der üblichen Regeln für sogenannte Legacy-Sequels. Man hält das Publikum also mit Anspielungen auf das große Original so lange es geht bei der Stange, um eine gewisse Nostalgie aufkommen zu lassen und somit zu überspielen, dass man dem Franchise hier nichts mehr hinzufügen und nur Altbekanntes aufwärmen kann. Das führt dann auch zum Auftritt von Ellen Burstyn, der auch nicht mehr als ein laues Lüftchen ist - denn die Freude über die Rückkehr ihrer Chris MacNeil schwindet recht schnell, wenn man bemerkt, dass ihr Charakter für die Geschichte dieses Films vollkommen unerheblich ist und daher als reiner Fanservice auf recht bemühte Art und Weise in den Plot geschrieben wird. Das geht sogar so weit, dass "Der Exorzist: Bekenntnis" mit seinem reinen Plot gar nicht als Teil des Franchise hätte geschrieben werden müssen... aber es zahlt sich an den Kinokassen mit einem großen Namen im Rücken eben deutlich mehr aus. Das ist für Fans des Originals, die sich nicht nur ein paar frische Ideen, sondern zumindest ein bisschen Mühe seitens der Macher erhofft haben, dann schon ein kleiner Schlag ins Gesicht.
Letztendlich scheint es ihnen aber egal zu sein, denn nach einem noch recht vielversprechenden und einigermaßen atmosphärischen Beginn, wobei ein intimes Familiendrama zusammengedichtet wird, um die Charaktere kennenzulernen, folgt schon bald das übliche Malen nach Zahlen. Dabei schafft es David Gordon Green zu keinem Zeitpunkt, irgendeine Art der schaurigen Horrorstimmung aufkommen zu lassen, die ein Film mit diesem Namen zumindest im Ansätz hätte haben müssen. Stattdessen verlässt man sich auf halbgare Jumpscares und die üblichen Zutaten für einen Exorzismus-Film, die wir mittlerweile noch und nöcher kennen - wackelnde Betten, böse Stimmen, allerlei Geschrei, umgedrehte Kreuze. Das ist alles nicht ganz schlecht inszeniert, hat aber keine Seele... und es fehlt einfach die eine frische Idee, die man bei diesem Film erwartet hätte. Denn warum kramt man eine solch kultige Marke wieder hervor, wenn man da nicht etwas zu erzählen hätte, was diesen Aufwand (und die 400 Millionen Dollar, die man für die Marke auf den Tisch legen musste) wert gewesen wäre? Aber nein, es gibt diese Idee nicht. Es gibt nur die Idee, mit einem bekannten Namen Geld zu machen und das ist ihnen natürlich gelungen. Bald folgen noch zwei weitere Fortsetzungen... mich schaudert es schon jetzt, denn es ist zu befürchten, dass die Macher sich auf diesen müden Akten noch weiter ausruhen werden.

Fazit: Nach einem atmosphärischen Einstieg zieht "Der Exorzist: Bekenntnis" bald leidenschaftslos die üblichen Genre-Zutaten ab und dabei den großen Namen der Marke immer wieder in den Dreck. Dieser Film riecht nach reiner Geldmacherei, der einfach nur mit dem Namen des Franchise Aufmerksamkeit generieren will, obwohl er damit gar nichts zu tun haben müsste.

Note: 4



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