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Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen...

Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen Streaming-Anbietern wie Netflix, die mittlerweile ja auch dafür bekannt sind, superteure und starbesetzte Blockbuster direkt für Zuhause abzuliefern. "Cold Comes The Night" gehört leider nicht zu diesen Werken und es ist irgendwie bezeichnend, dass nicht einmal der Star-Status von dem durch die Hit-Serie "Breaking Bad" zu Weltrum gelangten Bryan Cranston dafür ausreichte, um den Film in Deutschland in die Kinos zu hieven. Tatsächlich dürfte Cranstons Beteiligung überhaupt der einzig ausschlaggebende Punkt sein, dass dieser Film überhaupt ein wenig Aufmerksamkeit bekommen hat, wirkt er darüber hinaus doch nur wie eine äußerst dürftig geschriebene Low-Budget-Produktion, welche die wenigen guten Ideen in ihrem Skript auch noch partout übersieht.
Dabei macht Cranston seine Sache gewohnt gut und strahlt als wortkarger Krimineller, bei dem man zu Beginn noch gar nicht weiß, was eigentlich sein Ziel ist, durchaus eine gewisse Bedrohlichkeit aus. Das wird für den Rest des Ensembles zu einem gewaltigen Problem, da es in Cranstons Schatten mehr als schwer ist, sich zu profilieren. Deswegen hätte für die Hauptrolle dringend ein schwereres Kaliber hergemusst, um diesem Star überhaupt etwas entgegenzusetzen. Die Macher setzten hingegen auf Alice Eve, die in Hollywood seit ihrem Ausflug ins Weltall im Sci-Fi-Blockbuster "Star Trek: Into Darkness" praktisch keine Rolle mehr spielt. Und das auch irgendwie zurecht, wirkt Eve doch schon mit den sehr simplen Manirismen ihrer unzureichend geschriebenen Figur mehr als überfordert und kommt zu keinem Zeitpunkt glaubwürdig daher. Gerade in besonders brisanten Szenen, in denen ihre Figur förmlich mit dem Rücken zur Wand steht, spürt man, dass es Eve an Ausstrahlung und an echtem Timing mangelt.
Wobei man zugeben muss, dass das halbgare Drehbuch ihr dabei auch mehr als einmal ein Schnippchen schlägt und offensichtlich nicht weiß, was es mit der Hauptfigur anfangen soll. Diese wird ohne größere Tiefen als toughe Frau gezeichnet, die zwar sich und besonders ihre kleine Tochter in einer prekären und durchweg lebensbedrohlichen Situation sieht, davon aber bemerkenswert unbeeindruckt ist. Diese schiere Teilnahmslosigkeit im Angesicht einer echten Gefahrensituation überträgt sich so auch auf den Zuschauer, der eher teilnahmslos bleibt, weil keine echten Emotionen im Spiel zu sein scheinen... obwohl sie dort eigentlich hingehören sollten. Das ist für den Spannungsaufbau natürlich tödlich. Hinzu kommt, dass das Drehbuch mit den Charakteren zwar einige nette Ideen aufbaut, aus ihnen aber nichts mehr macht. So wirkt vor allem die Nebenfigur eines offensichtlich korrupten Polizisten völlig fahrig und wie aus einem anderen Film hinzugefügt. Und die extreme Sehschwäche des Antagonisten wäre im Grunde eine Steilvorlage, um aus dieser einige packende Hoffnungsschimmer für die Heldin zu machen, die sich diese Schwäche immer wieder zunutze hätte machen oder dies zumindest versuchen können. Doch auch hier lässt "Cold Comes The Night" das Potenzial liegen und vertraut zu sehr auf Oberflächlichkeiten und eine maue Inszenierung, welche den einzelnen Spannungsmomenten zu wenig Intensität abringt.

Fazit: Trotz eines bedrohlich auftretenden Bryan Cranston kann sich dieser schluderig inszenierte Thriller nie von der Bedeutungslosigkeit befreien - dafür sind die Figuren zu unschlüssig, die Spannungsmomente zu uninspiriert und besonders die Hauptdarstellerin zu überfordert.

Note: 4-



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